Das Gefühl von seinen Lippen auf meinen war einfach unglaublich. Das Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich, die Stellen meines Körpers, die er berührte, wurden warm, alles um mich herum wurde unwichtig und das einzige, an das ich denken konnte, war Kyle. Ich konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen, doch nach einiger Zeit fing ich an den Kuss zu erwiedern. Ich spürte wie Kyle anfing zu lächeln und auch ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Nach einer kleinen Ewigkeit löste er sich wieder von mir. Langsam wurde ich mir der Welt um mich herum wieder bewusst und sah Kyle, der mich sanft und liebevoll anlächelte und mich zu sich zog. Wir legten uns auf die Decke, Kyle legte einen Arm um meine Schultern und ich meinen Kopf auf seine Brust. Auch wenn ich sonst kaum Körperkontakt zuließ, wollte ich ihm im Moment einfach nur nah sein. Bei ihm hatte ich keine Angst, denn ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er mich schlagen oder sonst wie verletzen würde. Als er begann langsam und vorsichtig meinen Arm zu streicheln, seufzte ich zufrieden auf. Gemeinsam schauten wir in den Himmel, der sich langsam verdunkelte und betrachteten die ersten Sterne, die auftauchten. Während wir da lagen und die Stille und die Nähe des anderen genossen, tauchten in meinem Kopf wieder altbekannte Fragen auf. Warum hatte er mich geküsst? Mochte er mich wirklich oder spielte er nur mit mir? Hatte Fynn recht? Verliebte ich mich tatsächlich in ihn? Oder war ich es schon? Wie würde es jetzt weitergehen? Würde er so tun als ob nichts geschehen wäre? Oder würden wir jetzt öfter so etwas wie heute unternehmen? Was wollte ich? Wäre ich überhaupt gut genug für ihn? Würde er den Kuss bereuen, wenn er meine Vergangenheit kennen würde? In meinem Kopf herrschte ein einziges durcheinander und ich konnte kaum eine Frage beantworten. Dass ich Kyle mehr als nur mochte konnte ich nicht mehr abstreiten. Allein meine Reaktion auf seinen Kuss hatte das bewiesen. Doch ob er genauso fühlte und wie es jetzt weitergehen würde wusste ich nicht.
Ich wusste nicht wie lange wir so dalagen und beide unseren Gedanken nachgingen, doch es wurde kälter und da ich keine Jacke dabei hatte, fing ich an zu frieren. Als Kyle mein Zittern bemerkte richtete er sich auf. "Wir sollten nach Hause fahren. Es wird kalt und ich hab leider auch keine Jacke dabei. Du sollst dich ja nicht erkälten.", schlug er mir vor und sah mich dabei schon wieder so sanft an, dass ich weiche Knie bekam. Ich nickte bloß und stand gemeinsam mit ihm auf. Er packte schnell noch die Decke in den Korb, bevor wir losgingen. Unterwegs griff er wieder nach meiner Hand und verschränkte sie mit seiner, was mich zum Lächeln brachte. Die Autofahrt verlief ruhig und doch war es keine unangenehme Stille. Als er schließlich bei mir anhielt blieb ich noch kurz unschlüssig im Auto sitzen. Ich sollte noch etwas sagen, mich verabschieden, doch ich wusste nicht was oder wie. Glücklicherweise nahm Kyle mir diese Entscheidung ab. "Ich fand den Tag heute echt schön und... ähm... vielleicht... können wir das ja mal wiederholen?", fragte er mich stockend. Ich fand es wirklich süß wie verlegen und unsicher er dabei war, vorallem da er sonst immer so selbstsicher wirkte. "Ich fand es auch toll und würde es gerne wiederholen.", flüsterte ich schüchtern und sah dabei in meinen Schoß. "Super. Ich überleg mir was schönes.", meinte Kyle, nun da ich zugesagt hatte, wieder so selbstbewusst wie immer. "Ich sollte dann mal reingehen." "Ja wir sehen uns ja dann morgen. Schlaf gut." "Gute Nacht." Danach stieg ich aus und lief zum Haus. Ich schaute nicht zurück, doch ich hörte das Kyle erst wegfuhr, als ich die Tür hinter mir schloss. "Ava? Bist du das?", rief Fynn aus dem Wohnzimmer. "Ja ich bins." Ich zog schnell meine Schuhe aus und ging dann zu ihm. "Wo warst du denn so lange? Kyle hat mir zwar geschrieben, dass er mit dir unterwegs ist, aber mehr auch nicht. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, weil du nicht gekommen bist.", fragte Fynn neugierig. Sollte ich ihm von dem Kuss erzählen. Wahrscheinlich könnte er mir ein paar meiner Fragen beantworten. "Kyle ist mit mir zu einer Lichtung im Wald gefahren und da haben wir dann ein Picknick gemacht. Und am Ende haben wir uns gemeinsam die Sterne angeschaut und anscheinend die Zeit vergessen.", erzählte ich zögernd und ließ den Kuss bewusst aus. Das Risiko, dass er es nicht gut finden würde, war mir einfach zu groß. "Sowas hat Kyle noch nie gemacht. Du musst ihm wirklich was bedeuten." Ich spürte wie ich rot wurde. Bedeutete ich ihm wirklich etwas? Es deutete ja eigentlich alles darauf hin aber ich konnte meine Zweifel einfach nicht abschütteln. "Wenn du meinst." Fynn erwiederte darauf nichts mehr, sondern sah mich nur traurig und auch etwas besorgt an. "Ich geh dann mal ins Bett.", meinte ich nur und verschwand in mein Zimmer.
Am nächsten Morgen war ich auf dem Weg zur Schule furchtbar nervös. Gleich würde ich Kyle wiedersehen. Einerseits freute ich mich schon sehr darauf ihn wiederzusehen und mein Bauch kribbelte schon allein bei dem Gedanken daran, aber andererseits hatte ich auch Angst davor. Wie würde er sich heute verhalten? So wie immer; als wäre nichts passiert? Würde er wieder meine Hand nehmen? Oder würde er mich vielleicht sogar ignorieren? "Was ist denn heute mit dir los? Du bist total hibbelig und seit gestern Abend voll neben der Spur.", riss Fynn mich aus meinem Gedanken. "Ähm... also...", druckste ich herum. Ich wollte es ihm nicht sagen. Allerdings würde er es so eh irgendwann erfahren. Spätestens dann, wenn wir auf Kyle träfen, weil er ihn sicher danach fragen würde. Also holte ich tief Luft und erzählte es ihm. "Kyle und ich haben uns gestern geküsst." "Und warum hast du mir das nicht schon eher gesagt?" "Wie? Du bist nicht sauer?", fragte ich überrascht. "Nein, natürlich nicht. Warum sollte ich auch. Ich hab doch gesehen wie ihr euch anschaut, auch wenn ihr es nicht zu merken scheint. Und außerdem hab ich dir doch schon gesagt, dass ich es nicht schlimm fände, wenn aus euch mehr wird. Aber warum bist du denn jetzt so nervös?" Erleichtert seufzte ich, bevor ich seine Frage beantwortete. "Ich weiß nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll und ich hab Angst vor seiner Reaktion. Was wenn er mich jetzt einfach ignoriert?", schilderte ich ihm meine Sorgen. "Ich weiß auch nicht was er machen wird, aber eins kann ich dir versichern. Er würde dich niemals ignorieren. Aber mach dir kein Kopf. Du erfährst es so eh gleich.", beruhigte Fynn mich. Und tatsächlich fuhren wir gerade auf den Parkplatz und Kyle wartete schon am Schultor auf uns. Nachdem Fynn eingeparkt hatte, holte ich nochmal tief Luft und stieg aus.
Was meint ihr wie Kyle reagieren wird?
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.
Eure Lili
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Ava - My life with fear
RomansaSeit ihre Mutter vor zehn Jahren verschwunden ist wird Ava von ihrem drogenabhängigen Vater misshandelt und vergewaltigt. Sie lässt niemanden an sich ran, redet kaum und hat starke Berührungsängste. Doch als ihr Vater an einer Überdosis stirbt, muss...