Askaban

316 18 5
                                    


Askaban

-oneshot-

Harry Potter AU

Nachdem Harry Potter in der Schlacht um Hogwarts ums Leben kam, wurden Blutsverräter nach Askaban gesperrt. So landeten auch Minerva McGonagall und Luna Lovegood in einer Zelle.


                                                                                   ***

Es wird ein verregneter Sommer, dachte Luna Lovegood, als sie aus der Nische in ihrer Zellenwand blickte, die wohl so etwas wie ein Fenster darstellen sollte. Der Regen peitschte wild gegen die Mauern von Askaban, dem Zauberergefängnis, welches schwarz aus dem tosenden Meer ragte. Luna trat weg von der Nische und blickte auf die Pritsche an der gegenüberliegenden Wand und die Gestalt, die sich darauf zusammengerollt hatte. "Professor", flüsterte sie und stupste die zusammengerollte Person an, "es regnet immer noch." Schwermütig wälzte sich die bereits betagte Dame zu ihr um. Da zog eine Welle der Hoffnungslosigkeit an ihnen vorüber. Luna schüttelte sich vor der Kälte der Dementoren, die Askaban noch immer bewachten.

Die wenigen Wochen, die sie seit Harrys Tod in Askaban verbracht hatten, hatten Minerva McGonagall stark zugesetzt. Nachdem sie all die Jahre lang hatte stark sein müssen, Jahre, in denen sie sich so bemüht hatte und in denen sie trotz vieler Enttäuschungen weitergekämpft hatte, war sie mit ihren Kräften am Ende.

Sie hatte sich immer so angestrengt, es war ihr wichtig gewesen, trotz des Krieges eine Vertrauensperson, sowie ein Vorbild für ihre Schüler zu sein. Sie hatte eigene Enttäuschungen weggesteckt und all ihre Energie in ihre Arbeit gesteckt, weil sie an ihre Mission, an den Orden geglaubt hatte. Und diese Arbeit, ihr ganzes Leben, war nun umsonst gewesen. Alles, was ihr noch wichtig gewesen war, lag in Schutt und Asche. Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, für die eine Schülerin da zu sein, zu der sie überhaupt noch Kontakt haben konnte. Luna Lovegood.

Eigentlich gab es in Askaban Einzelzellen. Doch nach dem Krieg, der das Leben von Harry Potter und so vielen mehr gekostet hatte, mussten viele Zellen doppelt belegt werden. Zwar wurden viele Hexen und Zauberer getötet, weil sie muggelstämmig waren oder eine zu große Rolle im Widerstand gespielt hatten, jedoch wollte man auch nicht zu viel magisches Blut vergießen. Daher wurden die meisten Blutsverräter einfach weggesperrt. Ohne Prozess. Für immer.

Luna Lovegood war eine stärkere Person, als die meisten Leute wohl meinen würden. Die monatelange Gefangenschaft in Malfoy Manor hatte sie abgehärtet. Sie wollte auch jetzt nicht aufgeben. Sie wollte glauben.

Sie war gut darin. An Sachen zu glauben. Das hatte ihr Vater ihr beigebracht. Es half ihr, zurechtzukommen. Mit der Welt. Mit denen, die sagten, sie sei seltsam. Sie hatte es schließlich nie einfach gehabt. Und die anderen hatten es auch nicht besser gemacht. Wieso sollte es jetzt anders sein?

Sie hatten immer gekämpft, stille, einsame Kämpfe, für sich allein. Und obwohl sie und ihre Zellengenossin so verschieden wirkten, hatten sie doch Gemeinsamkeiten.

Und als Luna zu dieser Erkenntnis kam, und sie ihrer alten Lehrerin erklärte, schlich sich ein Lächeln auf das müde Gesicht ihrer ehemaligen Lehrerin. Solange es Menschen wie Luna Lovegood gab, die immer noch glauben wollten, die nach allem, was sie schon in ihren jungen Jahren hatten durchmachen müssen, nicht die Hoffnung aufgaben, konnte auch Minerva McGonagall hoffen.

Und als ein Dementor an ihrer Zelle vorbei schwebte, war Luna schon viel weniger schrecklich zumute.

                                                                                     ***

AskabanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt