Kapitel 2

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"Josh du Idiot, wo ist mein Koffer?", fragte ich genervt meinen Bruder und durchwühlte sein Zimmer.
Er zuckte nur mit seinen Schultern und ging wieder ins Badezimmer um seine restlichen Sachen einzupacken.
Na Super, er war gleich fertig und ich hatte nicht einmal einen Koffer. Meine Mutter hatte mir gestern noch gesagt, dass ich mein Zeug packen sollte, aber ich hörte ja nicht auf sie.
Gestresst rannte ich in mein Zimmer uns sah überraschenderweise meinen Koffer auf dem Bett liegen. Erleichtert fing ich an die Klamotten einzupacken, die ich schon heute morgen rausgelegt hatte.
Da ich jetzt für vier Wochen weg von Daheim bin, brauchte ich mehr als nur Klamotten, also durchwühlte ich alle Schubladen und schaute nach etwas brauchbarem.
Bücher, DVDs, Ladekabel, Boxen, warte was war das? Ich kramte am Boden der Schublade das harte etwas hervor.

"Michael", flüsterte ich mir selbst zu und strich über das verkratze Glas des Bilderrahmens.
Wie lange war es her? Drei Jahre. Drei verdammte Jahre hatte er sich nicht gemeldet.
"Du hattest es mir versprochen", flüsterte ich verletzt zu dem Bild.

Am Anfang hatten wir noch jeden Tag telefoniert. Dann nur noch einmal die Woche und irgendwann hatten wir uns nur noch geschrieben, doch auf meine letzte SMS hatte er nie geantwortet.

Wut und Enttäuschung durchströmte meinen Körper zugleich, als ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Schluchzend warf ich den Rahmen nach vorne, so dass er gegen die Wand knallte und auf den Boden fiel.

"Hey Schwesterherz, nicht so aggressiv sein", lachte Josh und kam in mein Zimmer. Sein lachen verstummte, als er mir in die Augen sah.
"Was ist los, kleine?" Er kniete sich vor mich auf den Boden und nahm mich in den Arm. Ich war echt froh ihn zu haben, denn er war immer für mich da, wenn andere es nicht waren.
Er half mir über Michael hinweg zukommen, auch wenn ich es nicht wollte. Natürlich hatte ich ihn nicht vergessen können, aber Josh lenkte mich jeden Tag ab und ich konnte ihn für eine kurze Zeit vergessen. Das erste Jahr war ziemlich hart für mich, ich fühlte mich verlassen und ungewollt. Manchmal wüsste ich zu gerne, wie Michael das ganze sieht. Hat er mich einfach vergessen, weil er eine neue beste Freundin gefunden hatte? Wollte er kein Kontakt mehr oder denkt er auch manchmal an mich?
Fragen auf die ich nie eine Antwort bekommen werde.

"Weißt du was? Wir packen jetzt deinen Koffer, weil wir eh bald los müssen und dann werden die vier Wochen unglaublich", lächelte Josh und half mir aufzustehen.

Also packten wir noch alle Sachen die ich noch gebrauchen konnte in den Koffer und machten uns auf den Weg zum Auto.

"Habt ihr auch wirklich alles dabei?" Mein Vater nahm mir meinen Rucksack ab und verstaute ihn im Kofferraum.
"Ich hoffe doch", lachte ich und setzte mich auf den Rücksitz. Josh, der neben mir saß, lächelte mich kurz an, bevor meine Mutter schließlich losfuhr. Da wir im kleinstem Kaff der Welt wohnten, hatten wir eine ganze Weile bis zum Flughafen. Also viel Zeit zum nachdenken.
Josh und ich waren noch nie alleine im Urlaub, deshalb ist das ganze ziemlich neu für uns.
Der Grund für das ganze?
Naja, schon damals hatten unsere Eltern uns etwas versprochen. Wenn wir etwas in unserem Leben geschafft hatten, das heißt Abschluss, Ausbildung oder Studium, dann würden sie uns einen kleinen Urlaub spendieren. Das war wirklich alles andere als klein, aber meine Eltern hatten viel Geld und sparrten wirklich an nichts. Mir ist das immer ziemlich egal, da wir eigentlich wie jede andere Familie leben.
Da ich jetzt meine Ausbildung und Josh sein Studium fertig hatte, war es endlich soweit. Wo es hingeht wissen wir beide noch nicht, da meine Eltern uns überraschen wollten.

Nachdem wir endlich am Flughafen waren, gab meine Mutter unsere Koffer ab und holte unsere Tickets. Sie kümmerte sich schon immer so viel um uns. Meiner Meinung nach zu viel, immerhin waren wir schon erwachsen und konnten selber auf uns aufpassen.

"Ganz viel Spaß euch und meldet euch ab und zu. Ich bin echt so stolz darauf euch zu haben und Josh pass gut auf Alli auf", sagte mein Mam und umarmte uns beide.
"Was soll das denn bitte heißen?", lachte ich und schaute sie fragend an.
Meine Mutter schaute nur auf den Boden und wechselte schnell das Thema. Was zur Hölle hatte sie gemeint?
Ich verabschiedete mich noch von meinem Dad, als Josh die Tickets in die Hand gedrückt bekam und wir uns auf den Weg zu unserem Gate machten.

"Zeig mal her!" Ich riss ihm eine Karte aus der Hand und betrachtete das Ticket.
Was mir als erstes auffiel war, dass wir Erste Klasse fliegen werden und das zweite was ich las, war unser Zielort: Melbourne.
"Melbourne?", fragend sah ich auf die Karte und blickte zu Josh, der mich amüsiert anstarrte.
"Was?", fragte ich und boxte lachend in sein Arm.
"Australien, Alli! Melbourne ist in Australien", er nahm mir wieder die Karte weg und verstaute sie in seiner Jacke.
"Oh, hat sich so nach England angehört!"
"Wo ist dein Gehirn? Manchmal bist du echt doof!" Josh fing an zu lachen und konnte eine Weile lang nicht aufhören, bis wir an der Sicherheitskontrolle ankamen.

Nach zu langem warten konnten wir nun endlich in unser Flugzeug und da ich noch nie in meinem Leben zuvor Erste Klasse geflogen bin, haute mich das ganze regelrecht um.
Die Sitze, nein Sessel, sahen schon so bequem aus wie sie auch waren. Ich lies mich auf meinem Platz fallen und schaute aus dem kleinem Fenster neben mir. So lies sich das ganze doch aushalten.

DisconnectedWhere stories live. Discover now