Verlass mich nicht!

Kapitel 7

Schnell verabschiedete ich mich von Jannik, denn wenn ich so viel später nach Hause kommen würde konnte ich mich schon auf einen Streit mit meiner Mutter vorbereiten und das brauchte ich jetzt nicht unbedingt.

***

Zuhause durchsuchte ich einige Kisten nach Fußballschuhen und Sportkleidung. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich endlich alles beisammen und ging in mein Zimmer.

Gelangweilt sah ich auf mein Handy und bemerkte, dass ich eine Nachricht von Max hatte:

Hey Kleine! Ich hole dich heute vom Fußballtraining ab, dann musst du im Dunkeln nicht alleine nach Hause gehen oder mit dem Bus fahren.

Was hatte ich bitte für einen süßen Bruder! Er wusste es einfach ganz genau wie sehr ich es hasste in der Nacht alleine unterwegs zu sein. Besonders im Bus oder in der Bahn.

Ich schrieb noch schnell Selina wann wir uns treffen wollen und verabredete mich mit ihr in einer Stunde im Park. Bis dahin legte ich mich mit Kopfhörern in mein Bett und dachte über alles was bisher passiert ist nach.

Warum war er nett zu mir? Es gibt so viele tolle Mädchen die ihn anhimmeln, doch die ignoriert er und interessiert sich für mich? Mich? Ein ganz normales depressives Mädchen das auch nicht besonders hübsch ist.

Meiner Meinung nach...

Als ich mich fertig gemacht hatte rief ich noch kurz meiner Mutter zu, dass ich mich vor dem Training mit einer von der Schule treffen wollte.

***

Nach ein paar Minuten Busfahrt befand ich mich schon im Park und erblickte Selina die auf mich zu kam. Zur Begrüßung nahmen wir uns kurz in den Arm und schlenderten dann gemütlich durch den liebevoll angerichtet und verzierten Park.

Nach ein paar Sekunden in denen wir nur still nebenher gelaufen waren brach sie das Schweigen und fragte mich wo ich vorher gewohnt habe.

"In einer Stadt die so zwei Stunden von hier entfernt ist und du?", antwortete ich ihr.

"Ich habe bei meinen Großeltern in einem kleinen Ort gelebt der fünf Stunden entfernt von hier ist.", gab sie zurück.

Neben uns spielten einige Jungs Basketball und plötzlich flog der Ball direkt auf uns zu. Ich fing ihn und warf ihn schnell zurück. Dabei rutschte mein Ärmel vom Pulli etwas hoch, doch ich bemerkte schon den Blick von Selina auf meinem Arm. Schnell schob ich ihn wieder runter, doch sie schob ebenfalls ihren Ärmel ein Stück hoch so dass ich auch ihre Verletzungen sehen konnte.

Ich grübelte kurz ob ich es ihr erzählen sollte doch nach kurzen überlegen begann ich schon zu erzählen: "Ich war nie die beliebte oder so, doch das brauchte ich auch nicht, denn ich hatte meinen besten Freund und wenige andere Freunde. Ich war immer zufrieden mit meinem Leben denn für mich war es immer Perfekt bis ich eines Tages einen Anruf von seiner Mutter bekam...", ich schluckte. "....er war bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ab diesen Tag sah ich keinen Sinn mehr.
Ich zog mich immer mehr zurück und wurde laut den anderen 'komisch'. Also wendeten sich alle von mir ab und ich fiel immer schlimmer in die Depression.
Nach einiger Zeit beschlossen meine Eltern, dass es gut für einen Neustart wäre und wir umziehen sollten.....und ja."

Selina hatte mir die ganze Zeit über schweigend zugehört und nahm mich jetzt in den Arm.

"Danke, dass du mir zugehört hast.", murmelte ich in ihre Haare.

"Danke, dass du es mir erzählt hast. Ich kann dich verstehen, dass es nicht leicht ist darüber zu reden.", sagte sie nachdem wir uns aus der Umarmung gelöst hatten.

"Seit ich denken kann, lebte ich bei meinen Großeltern. Sie haben mich versorgt und erzogen als kein anderer in der Lage war es zu tun. Doch sie wurden auch immer älter und nachdem sie immer alles für mich getan haben tat ich das dann natürlich auch für sie. Vor eineinhalb Jahren ist mein Opa gestorben, und das ziemlich plötzlich. Natürlich rechnet man bei alten Menschen damit aber es ist trotzdem ein ziemlicher Schock. Ab diesen Zeitpunkt ging es meiner Oma immer schlechter, und schließlich musste sie in ein Altenheim......", sie stockte kurz, doch dann erzählte sie weiter: