Luks PoV:
Raffzahn besinnt sich beim Anblick von Marlon und Melanie wohl wieder darauf, wer der Schulleiter ist und wer noch eine Abreibung verdient. "So.", schnurrt er, "Wer ist der nächste?" Da der Zustand von Kili ihm scheinbar schnuppe ist, sehe ich mich gezwungen, ihn daran zu erinnern. "Hat ein Toter nicht gereicht?" Versuche ich den diplomatischen Weg. Doch die schlägt auch diesmal fehl und dies wortwörtlich, denn im nächsten Moment brennt meine linke Wange, nachdem Raffzahn den Abstand überwunden und mir kräftig eine geknallt hat. Wunderbar. Kili schaut mich erschrocken an. "Sieh an. Der Freiwillige hat sich soeben gemeldet. Wie schön." Knurrt Raffzahn. Und schon hat er mich gepackt und ich befinde mich mindestens 10 zentimer über dem Boden baumelnd wieder. Hinter mir beginnen Marlon und Melanie zu applaudieren. Wie froh ich doch um meine Mitmenschen sein darf. Nein Mitvampire. Oder beides? Toll, jetzt wird es kompliziert. Aber ich sehe auch gerade wichtigeres, was es auf die Prioritätenliste zu setzen gilt, als die seltsame Überlegung, die ich gerade führe. Raffzahns Lächeln entblöst seine spitzen Eckzähne und jagt mir eine Gänsehaut den ganzen Körper hinauf. "Ich glaube", knurrt unser Schulleiter, "es ist effektiver, wenn ich euch einzeln in mein Büro hole." Bei Dracula einzeln! Schon vorher hatte ich nicht all zu grosse Hoffnungen, doch so können wir einander nicht mehr zu Hilfe kommen. Nicht dass wir das vorher besonders gut gekonnt hätten, aber es war halt ein Unterschied, wenn auch nur ein kleiner. "Marlon", Raffzahn nickt seinem Sohn kurz zu, "und ähm du Mädchen. Ihr sorgt dafür, dass die anderen beiden keine Mätzchen machen. Haltet ihnen meinetwegen auch ein Kreuz vor die Brust wenn es nicht anders geht. Aber haltet sie ruhig." Melanie grinst triumphierend, während Marlon beim Wort Kreuz etwas nervös aus der Wäsche guckt. Kili und Gabriel wechseln entsetzte Blicke. "Das dürfen Sie nicht." Versuche ich zu protestieren. "Das Bedrohen und Bestrafen von Jungvampiren durch kirchliche Gegenstände ist laut Paragraf 2 Absatz 5 im Vampir Gesetzbuch strengstens verboten." "Wie seltsam, dass ich all die Jahre damit durchgekommen bin, ohne dass einer von euch auch nur einen Piep von sich gegeben hat. Und ausserdem wäre mir ein solches Gesetz mehr als neu.", meint Raffzahn verärgert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Gabriel und ich in all den Jahren mehr als nur einmal protestierten. Aber er hat nicht ganz unrecht. Den Absatz im Gesetzbuch habe ich gerade erfunden. Denn dass Gabriel und ich damit irgendwie klarkommen, weiss ich, wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt. Aber wie Kili das Ganze wegstecken könnte macht mir Sorgen. Dazu kommt, dass er noch geschwächt ist von seiner Reanimation. Ich weiss, dass ist keine besonders gute Idee, aber so lässt sich vielleicht etwas Zeit schinden. Zeit, in der Raffzahn sich abregen kann und dann besteht die Hoffung, dass ihm klar wird, was für einen riesen Fehler er begehen würde, wenn einer seiner Schützlinge den Tod finden würde. Selbst wenn Kili nicht Draculas Sohn ist, wäre der Skandal gewaltig. Raffzahn schnaubt ungeduldig, als von mir keine Antwort kommt. Mit einem letzten Blick auf die beiden Ms und meine Freunde, reisst er die Tür auf. Doch da steht schon jemand.
Gabriels PoV:
"Engelhart Alexander Raffzahn! Würdest du mir mal erklären was hier vor sich geht?" Raffzahn lässt Luk sofort los, welcher sich sofort zurück zu mir und Kili verkriecht. "Mutter, was tust du denn hier?" Ich schmeiss mich weg. Raffzahn hat eine Mutter, und was für eine. Sie sieht so aus, als würde demnächst ihr Fleisch, oder eher ihre Haut, von den Knochen fallen, aber sie scheint genug Kraft zu haben, Raffzahn nach Strich und Faden zur Schnecke zu machen. "Eigentlich wollte ich mir mal ein entspanntes Wochenende gönnen. Du glaubst nicht, was diese Woche los war. Dracula ist am durchdrehen, weil endlich eine Spur von seinem Enkel gefunden wurde. Und wer darf sich das ganze Gejammer anhören? Ich! Wieso habe ich damals nur auf das Jobangebot als Sekretärin eingelassen? Wo war ich? Ach ja, bei meinem entspannenden Wochenende. Einmal wollte ich ausschlafen. EINMAL! Aber nein, kaum waren die letzten Sonnenstrahlen verschwunden, steht Dracula auf der Matte; Ich soll mich sofort auf den weg machen, man hat den Aufenthalt seines Enkels ausfindig gemacht." Oh Mann, diese Vortrag kann noch lange dauern. Aber hey, immerhin zögert das Luks und meine Strafe raus. Während Raffzahn seine Mutter zu beschwichtigen versucht, schauen Luk und ich uns schadenfreudig an. Es ist einfach herrlich einmal nicht die zu sein, die die Standpauke bekommen. Aber lange dauert der Glücksmoment nicht. "Es dauert nicht mehr lange, und dann taucht auch mein..... Dracula hier auf. Und er wird übel gelaunt sein... richtig übel." Kili sieht aus, als hätte man ihm angedroht mit einem Kreuz auf dem Rücken von Melanie um die Welt gehetzt zu werden. Aber ich kann ihn verstehen. Ein stinksaurer Raffzahn ist wohl ein Wohlfühlprogramm verglichen mit einem wütenden Dracula. "Gabriel, erinnerst du dich noch unter welcher Bodenfliese sich der Schalter für den Geheimgang befindet?" Ach du heilige Fledermaus. Der Geheimgang. Steht der überhaupt noch? Ich denke scharf nach. Irgendwas war da doch. Der zweite von links neben dem, der aussieht, wie der Schatten von einem Wal, oder war es der fünfte von rechts? In der Zeit in der ich überlegt habe, hat Luk schon längst den zweiten von links hochgehoben und will die versteckte Fliesse gerade drücken, als Raffzahn volle Kanne auf die gehobene Fliesse steht, und Luk die Hand gerade so knapp wegziehen kann, ohne dass seine Finger zermalmt werden. "Auf den Tisch mit euch!" Ich stehe auf, und stelle micht Schützend vor Luk und Kili. Raffzahn verdreht genervt die Augen. "Auf den Tisch setzten. Ich kann es mir im Moment nicht leisten, dass ihr durch einen Geheimgang abhaut." Wir begeben uns also schleunigst daran unseren Standort von hier auf den Tisch zu verlagern. Das heisst, ich setzte mich auf den Tisch und Luk und Kili werden von Mama Raffzahn am Kragen zurück gezogen.
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Vampirinternat
FantasyTranssilvanien. Ein Internat. Ein Haufen verrückter Jungvampire und ein strenger Internatsleiter. Das Leben für Luk und Gabriel ist nicht einfach. Verachtet von ihren Familien, weil sie das Tageslicht berühren können, wurden sie aufs Vamperinternat...