Kyles Pov
"Am besten lässt du mich absofort in Ruhe." Nach diesen Worten wandte ich mich sofort ab und ging zu meinem Auto. Ich ertrug es nicht noch länger diesen verzweifelten Blick von ihr auf mir zu spüren. Ich wusste, dass ich selbst daran schuld war, doch ich tat es nur, um ihr noch mehr Schmerz zu ersparen. Ich fuhr sofort nach Hause, warf mich dort auf mein Bett und starrte gedankenverloren die Decke an. Es war tatsächlich ein Fehler gewesen sie zu küssen. Nicht, weil ich nichts für Ava empfinden würde, denn das tat ich wahrscheinlich mehr als gut für uns beide wäre, sondern da es zu früh war. Ich hätte es erst dann machen dürfen, wenn ich das mit Dan geklärt hätte, aber nun war es zu spät. Der Kuss war wunderschön gewesen. Der beste den ich jemals gehabt hatte, auch wenn sich das jetzt klischeehaft oder kitschig anhört. Ich hatte schon viele Mädchen geküsst, doch bei keiner waren so viele Gefühle mit dabei. Dieser Kuss hatte mir gezeigt, dass Ava mehr für mich war als nur eine Wette. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass ich mich in sie verliebt hatte, aber ich fühlte etwas für sie. Was genau würde ich schon noch herausfinden. Doch was dann? Selbst wenn sich mehr zwischen uns entwickeln würde, könnte ich mit ihr nichts anfangen, bevor ich diese Wette beendet hätte und so wie ich Dan kannte würde er erst dann aufhören sich einzumischen, wenn ich Ava verletzt hätte. Man! Wieso musste er auch dieses verdammte Video von mir besitzen! Wütend schlug ich gegen die Wand, sodass meine Knöchel knackten und schmerzhaft zu pochen begannen. Doch das war mir im Moment egal. Ich musste meine Wut loswerden. Nur wegen diesem Bastard hatte ich Ava heute so abweisen und verletzen müssen. Es war besser für sie, wenn ich ihr jetzt wehtat, bevor sich das was da zwischen uns war weiter entwickelte. Denn wenn dann das mit der Wette herauskäme, würde sie das zerstören. Es war mir so verdammt schwer gefallen sie heute so kühl zu behandeln und als sie mich dann so verletzt und traurig angesehen hatte, wäre ich fast weich geworden und hätte alles wieder zurückgenommen. Frustiert seufzte ich auf. Ich musste mich unbedingt ablenken, sonst würde ich noch wahnsinnig werden, also ging ich runter ins Wohnzimmer und machte den Fernseher an. Dort lief zwar nichts, was mich wirklich interessierte, aber immerhin lenkte es mich von Ava ab.
Ein paar Stunden später, in denen ich nur auf dem Sofa gelegen hatte und meine Gedanken trotzallem immer wider um Ava gekreist waren, hörte ich, wie die Haustür aufgesperrt wurde. Meine Mum war wieder da. "Hey Schatz, ich hab für uns beide was vom Chinesen mitgebracht!", hörte ich sie aus der Küche rufen. Ich hasste es, wenn sie mich Schatz nannte, vorallem da sie das auch sehr gerne in der Öffentlichkeit machte, aber trotzdem liebte ich sie sehr. Sie und mein Vater hatten sich getrennt, als ich vierzehn war. Zwar behielten sie ein freundschaftliches Verhältnis bei und ich hatte mit beiden weiterhin viel Zeit verbracht, doch vor zwei Jahren war mein Vater umgezogen, weil er jemand neues kennengelernt hatte. Sie war wirklich nett, aber dadurch konnte ich ihn natürlich nur noch sehr selten sehen. Bevor das Essen noch kalt werden würde, ging ich zu meiner Mum in die Küche. Sie hatte mittlerweile den Tisch gedeckt und das Essen auf die Teller verteilt. Sie arbeitete als Krankenschwester und war wegen ihren Schichten immer wann anders weg, weshalb ich sie nicht jeden Tag sehen konnte. Wir aßen zusammen und erzählten uns, was in letzter Zeit so alles passiert ist. Ava erwähnte ich allerdings nicht. Ich müsste ihr dann auch von der Wette erzählen und würde ich das tun, wäre ich ein toter Mann. Nach dem Essen verschwand ich wieder in mein Zimmer, zockte noch etwas und legte mich schließlich schafen.
Am nächsten Morgen beschloss ich zu Hause zu bleiben. Ich hatte von Ava geträumt und konnte getrost darauf verzichten sie heute zu sehen und neben ihr zu sitzen, denn meine Schuldgefühle brachten mich jetzt schon fast um. War es vielleicht doch die falsche Entscheidung gewesen sie abzuweisen? Nein, es musste richtig gewesen sein, schließlich hatte ich ihr damit noch mehr Schmerz erspart. Ich rief also kurz in der Schule an und meldete mich krank. Meine Mum war zum Glück schon wieder arbeiten, sodass dies kein Problem war. Danach überlegte ich, was ich heute noch so machen könnte, wurde jedoch durch das Klingeln der Haustür aus meinen Gedanken gerissen. Wer wollte denn um kurz vor acht zu mir? Neugierig öffnete ich die Tür und fand Fynn draußen vor, der mich mit einem undefinierbaren Blick ansah. "Hey Bro, was machst du de... ", wollte ich ihn fragen, doch er verpasste mir eine heftige Ohrfeige, sodass ich erst einmal ein zwei Schritte zurücktaumelte. "Sag mal bist du nicht mehr ganz dicht?! Was soll das?!", rief ich wütend und starrte ihn herausfordernd an, wurde jedoch ganz kleinlaut, als er mich anbrüllte: "Ob ich noch ganz dicht bin?! Das sollte ich wohl eher dich fragen! Was fällt dir ein, so mit meiner Schwester umzugehen?!" "I-ich ka-kann dir da-das erklären.", stotterte ich, bemüht darum Fynn nicht noch mehr in Rage zu versetzen. "Das muss aber eine verdammt gute Erklärung sein!" Er folgte mir ins Wohnzimmer, wo wir uns nebeneinander aufs Sofa setzten. "Also. Was ist deine Erklärung", knurrte Fynn. Er wirklich verdammt wütend. "Ich hab das nur gemacht, damit sie sich von mir fernhält und mich vergisst. Du kennst mich. Ich würde sie nur verletzen und diesen Schmerz wollte ich ihr ersparen." Die Wette erwähnte ich bewusst nicht, denn sonst hätte er mich vermutlich krankenhhausreif geprügelt. "Sag mal willst du mich verarschen?! Wenn du willst, dass sie sich von dir fernhält, warum hast du sie dann geküsst?! Und komm mir bloß nicht mit ich wollte ihr den Schmerz ersparen! Wegen dir hat sie seit gestern ihr Zimmer nicht mehr verlassen, nichts mehr gegessen und dauernd geweint! Ich versteh unter Schmerz ersparen was anderes!", warf er mir vor. Schuldbewusst senkte ich meinen Kopf. "Das wollte ich nicht", flüsterte ich bedrückt. Ich wollte nicht, dass es ihr schlecht ging, ich wollte sie doch nur beschützen. Fynn musterte mich eine Weile, bevor er deutlich ruhiger wieder etwas sagte. "Du hast doch auch Gefühle für sie Kyle, das kannst du nicht abstreiten." "Ja ich fühle was für sie. Ziemlich viel sogar. Aber ich würde ihr nur wehtnun Fynn, deshalb sollte sie sich von mir fernhalten." "Mit deinem Verhalten verletzt du sie jetzt schon. Was in der Zukunft passieren wird kannst du doch jetzt noch gar nicht wissen. Ihr fühlt beide etwas für den anderen und könntet glücklich miteinander werden. Und ja ich weiß wie du früher mit Mädchen umgegangen bist, ber du hast dich geändert. Ich weiß, dass du Ava niemals weh tun würdest. Geh zu ihr und entschuldige dich, sag ihr was du fühlst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dir verzeihen kann." Fynns Vertrauen in mich machte es fast noch schlimmer. Was sollte jetzt nur machen? Sollte ich zu Ava gehen oder sie weiterhin ignorieren?
Was wird Kyle jetzt tun? Und sollte ihm Ava verzeihen, wenn er sich bei ihr entschuldigt?
Hoffe das Kapitel hat euch gefallen.
Eure Lili
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Ava - My life with fear
RomanceSeit ihre Mutter vor zehn Jahren verschwunden ist wird Ava von ihrem drogenabhängigen Vater misshandelt und vergewaltigt. Sie lässt niemanden an sich ran, redet kaum und hat starke Berührungsängste. Doch als ihr Vater an einer Überdosis stirbt, muss...