Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich auf das Klingel Schild drückte. Ein Summen ertönte und ich betrat das luxuriöse Haus. Erst als die Tür hinter mir zugefallen war, bemerkte ich, dass Eleanor mir nicht gesagt hatte, in welchem Stockwerk mein Bruder wohnte. Also nahm ich die Treppe, um zu sehen, wenn jemand an der Tür stand. Im 2. Stock entdeckte ich eine angelehnte Tür. Nach einem Blick auf das Klingel Schild, welches leer war, beschloss ich einfach mal zu klopfen. Vorsichtig klopfte ich mit zitternder Hand an die Tür, nur um ein leises „komm rein" zu hören. Also betrat ich vorsichtig die sehr modern eingerichtete Wohnung, schloss die Tür und ging den kurzen Gang hinunter bis ich in ein großes Wohnzimmer gelangte. Mit dem Rücken zu mir saß der Junge, welchen ich bereits kurz in Foyer gesehen hatte an einem Esstisch und starrte die Tischplatte an. Vorsichtig klopfte ich an den Türrahmen, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Auf mein Klopfen hin drehte er sich allerdings nicht um, sondern begann mit gesenktem Kopf zu sprechen: „Es tut mir leid, was ich zu dir gesagt habe und wie ich mich verhalten habe. Es war falsch, dich mit diesem Mädchen zu betrügen und dir dann auch noch zu sagen, dass du hässlich bist, obwohl du doch das wunderschönste Mädchen auf diesem Planeten bist. Und ich weiß auch, dass das keine ausreichende Entschuldigung dafür ist, was ich dir angetan habe. Ehrlich gesagt wundert es mich eh schon, dass du wieder hier her gekommen bist, wo ich dich doch so sehr verletzt habe. Ich weiß nicht, was ich noch zu dir sagen soll. Aber eine Sache gibt es noch. Etwas, was ich die viel zu selten gesagt habe aber ich möchte es dir noch einmal sagen, ein letztes mal, bevor du endgültig mit mir Schluss machst. Ich liebe dich, Eleanor." Und mit diesen Worten drehte er sich um und erschrak. Jedoch war er nicht der einzige, der zusammenzuckte. Auch mich durchzuckte es. Ich war so gefangen gewesen in seiner Entschuldigung, dass mir sogar die Tränen gekommen waren. Und diesen wunderbaren jungen Mann hatte ich vorhin noch einen dummen Kerl genannt. Jetzt kam er auf mich zu und sah nicht länger traurig und erschrocken aus, sondern sehr sauer. Er kam auf mich zu gerauscht, packte mich an den Schultern und drückte mich fest gegen die Wand. Wütend funkelte er mich an und schrie mich beinahe an: „Wenn ich auch nur ein Wort von dem in irgendeiner Zeitung lese oder was dergleichen bring ich dich um. Und jetzt raus hier!" mit von Tränen verschleierten Augen rannte ich Richtung Haustür, riss diese auf und rannte die Treppen herunter. Da ich immer noch nicht richtig sehen konnte, hätte ich beinahe das Gleichgewicht verloren.
Unten angekommen rannte ich aus dem Haus und sackte neben dem Eingang auf dem Boden zusammen. Ich nahm die genau selbe Haltung wie Eleanor vorhin ein. Die Knie angezogen und den Kopf darauf gestützt schloss ich meine Augen und gab mich den Tränen hin.
Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffnete war der Himmel dunkler geworden. Erschrocken sprang ich auf und wollte zurück zu Heim doch ein scharfer schmerz in meinem Kopf ließ mich innehalten. Erst da nahm ich den jungen Mann mit den blonden Haaren war, welcher sich bis grade eben noch über mich gebeugt haben musste, und sich jetzt ebenfalls den Kopf hielt.
„Warum sitzt du denn vor diesem Haus?" „Ich muss meinem Bruder etwas geben." „Das beantwortet aber nicht die Frage, warum du vor dem Haus gesessen bist und geschlafen hast." „Wie gesagt wollte ich meinem Bruder etwas geben, aber er hat mich angeschrien und raus geworfen." „Warum wirft denn jemand seine eigene Schwester aus der Wohnung?" „Nun ja genau da liegt das Problem ... Er weiß gar nicht, dass ich seine Schwester bin". Der blonde Junge sah mich nur fragend an, woraufhin ich ihm die Situation erklärte. Dummerweise musste ich wieder anfangen zu weinen, als das mit meinen Eltern erzählte. Als ich fertig war, sagte der junge Mann nichts, sondern nahm mich einfach in den Arm. Nach einer Weile ließ er mich wieder los und fragte mich, wie mein Bruder denn hieße. Ich nannte ihm seinen Nachnamen, woraufhin er rot anlief. „Na der kriegt jetzt aber mal was zu hören! Der kann doch nicht einfach ein unschuldiges Mädchen anschreien nur, weil er mal wieder Stress mit Eleanor hat!" der Junge rannte durch die Eingangstür und ich sprintete ihm hinterher. Ohne anzuklopfen stürmte er in die Wohnung meines Bruders. Ich konnte gerade noch durch die Tür schlüpfen, als sie krachend ins schloss fiel. „TOMLINSION!!" brüllte er durch die ganze Wohnung. Mein Bruder kam ganz verschlafen aus dem Wohnzimmer und blickte den blonden leicht verwirrt an. Jedoch nicht lange, weil sein Freund (ich nehme mal an, dass er das ist) ihn schon wieder anschrie und mein Bruder schrie zurück. Ich begann zu weinen. Das war das letzte, was ich wollte. Dass sich zwei Freunde streiten, nur weil ich nicht noch zwei Jahre in einem Kinderheim verbringen wollte.
Ich sank auf dem Boden zusammen. Die beiden machten mir Angst, da sie jetzt auch noch angefangen hatten sich gegenseitig zu schubsen. Ich hätte ja gerne dafür gesorgt, dass sie aufhörten, doch dazu fehlte mir einfach der Mut.
DU LIEST GERADE
Changing lives
FanfictionAnna ist 16 Jahre alt und lebt seit einigen Tagen im Waisenhaus, nachdem ihre Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen sind. Doch als sie eines Nachmittags zufällig ein Gespräch zwischen der Heimleiterin und einer der Betreuerinnen mit anhört, mach...