"Lucie, du hast komplett deinen Verstand verloren!" rief meine Mutter energisch und rannte mir hinterher die Treppe hoch. Ihre High Heels klackerten aufgeregt auf dem Pakett während sie mir in mein kleines Zimmer folgte.
"Ich habe nicht meinen Verstand verloren, Mutter", erklärte ich ihr genervt und stopfte die letzten Klammotten in meinen viel zu kleinen Koffer.
Ich hatte nicht erwartet, dass sie mich an meinem 18. Geburtstag mit College Broschüren und meinen fertigen Bewerbungen anstatt Kuchen und Geschenken am Frühstückstisch begrüßt. Ich hatte ihr schon zu oft gesagt dass ich nach London zu Onkel Paul ziehen würde und dort die begehrteste Tanzschule von allen besuchen wollte. Dass ich angenommen wurde und bereits ein Flugticket in der Tasche hatte, hatte sie offensichtlich erfolgreich verdrängt.
"Lucie, bitte. Es gibt so viele tolle Colleges, die du besuchen könntest. Du kannst doch so viel aus dir machen. Dieses Herumgetanze bringt doch nichts! Du brauchst eine standfeste Bildung für deine Zukunft. Ich lasse dich das nicht alles wegschmeißen!" Sie raufte ihre perfekt gelockten Haare und stemmte die Hände in die Hüfte.
"Ich bin 18!", erklärte ich das Offensichtliche. "Ich kann tun und lassen, was ich will."
Sie schnaubte verächtlich. "Das glaubst du doch selbst nicht. Du hast doch gar keine Chance in London! Dieser lächerliche Kindheitstraum wird nicht in Erfüllung gehen. Sei doch nicht so naiv. Selbst Paul kann dir da nicht helfen."
"Es reicht Mutter!", rief ich und lief an ihr vorbei ins Bad, um meine letzten Sachen zu sammeln. "Ich gehe nach London. Dieses Mal treffe ich eine Entscheidung ohne dich."
Sie lachte laut und schüttelte den Kopf. "Lucie du bist noch ein Kind. Ich bin deine Mutter und sollte deine Entscheidungen treffen. Du machst einen riesigen Fehler."
Würde man meine Mutter nicht kennen, könnte man ernsthaft meinen sie wäre besorgt um mich. Jedoch ging es ihr nur darum, dass ich ihren kleinen perfekten Plan lebe und bloß nicht meine eigene Meinung sage.
"DU machst einen riesigen Fehler mich so zu unterschätzen.", feuerte ich zurück und drängte mich mit meinem Koffer und meinem Rucksack an ihr vorbei. In 5 Minuten sollte mein Taxi da sein. Ich konnte es nicht fassen, dass sie an meinem Geburtstag so ein Theater veranstaltet, nachdem ich schon seit Jahren diesen Umzug plane.
Und jetzt lief sie mir wieder wütend hinterher in ihrem feuerrotem Kleid mit noch röterem Gesicht. "Lucie, dein Vater hätte gewollt, dass du aufs College geht. Er hat so hart dafür gearbeitet dir alles zu ermöglichen- Wir haben so hart gearbeitet."
Einen Moment hielt ich inne. Wie konnte sie es wagen ? "Wirklich? Du ziehst Dad da jetzt mit rein? Dad hätte mich unterstützt bei dieser Entscheidung. Er wäre stolz auf mich."
Ich hielt die Tränen zurück und starrte in ihr bitteres Gesicht. Ich würde ihr nicht die Genugtuung geben mich so schwach zu sehen.
Sie sah zur Seite, offensichtlich nicht in der Lage ihre Tochter anzublicken, die ihrem Ehemann so ähnlich war. Sie tat mir leid. Vermutlich wollte sie einfach nicht alleine sein, weil dann müsste sie sich mit ihrem eigenen Leben beschäftigen als die Zeit aufzubringen meins zu durchplanen.
"Ich habe diese Entscheidung schon seit langem getroffen und das wusstest du. Ich werde das machen, was ich liebe und es tut mir leid, dass ich nicht deinen Erwartungen entspreche. Aber das ist mein Weg." Ich lies meine Schultern sinken und seufzte.
Meine Mutter und ich waren zwei unterschiedliche Seelen. Sie war besessen von Perfektionismus und achtete viel zu sehr darauf was andere dachten. Sie hatte einen perfekten Plan für alles und seit Dad mit seinem Tod ihren Lebensplan durcheinander geworfen hatte, war sie eine verbitterte Seele.
Ich war kreativ, impulsiv und gefühlvoll. Ich war leidenschaftlich und künstlerisch wie er, aber auch genauso sturköpfig.
"Dein Taxi ist da.", sagte sie bloß mit belegter Stimme. Ich nickte enttäuscht darüber dass sie nichts aus Liebe zu ihrem eigenen Fleisch und Blut mich hier unterstützen konnte und schnappte meine Sachen und lief zur Tür.
"Lucie, du machst einen riesigen Fehler, den du dein lebenlang bereuen wirst." wiederholte sie ruhig und folgte mir nach draußen an die Straße.
"Noch kannst du alles abblasen und aufs College gehen. Deinen wirklichen Traum leben." Sie fummelte an meinem unordentlichen Haar herum als ob dies das einzige Problem wäre.
"Ich will aber nicht." sagte ich bloß, während der Taxifahrer mein Gepäck einlud.
Sie versteifte sich wieder und lies meine Haare endlich in Frieden "Gut, aber wenn alles schief geht, lass dich hier nicht blicken" presste sie hervor und machte auf dem Absatz kehrt.
Und so schnell war dieser Streit beendet. Keine Umarmung. Kein Viel Glück. Kein gar nichts. Bloß die volle Dosis mütterlicher Liebe.
Ich stieg in das Taxi und warf kein Blick zurück, als wir abbogen und das Haus komplett verließen.
Meine mutter war schon immer so gewesen. Sie war stur und verbittert, wenn es nicht nach ihrem Plan lief. Aber, dass sie mich nicht mal verabschieden wollte tat mir zugegebenermaßen weh.
Ich kann mich noch nie daran erinnern, dass sie anders war. Obwohl mein Vater immer behauptet hatte dass sie eine wilde Künstlerin gewesen war, als sie sich damals kennen gelernt hatten.
"Sie war beeindruckend. Ein Kunstwerk in sich selbst. Ihre Haare standen immer in alle Richtungen ab." an diesem Zeitpunkt hätte er gelacht "Sie war wild auf Neues, auf jegliches Abenteuer und Stück Kunst, was sie noch nicht gesehen hatte. Sie war eine freie leidenschaftliche Seele, die sich von niemandem etwas sagen lies. Ich habe mich sofort in sie verliebt."
Doch von dieser leidenschaftlichen Frau bekam ich kein Stück ab.
Meine Mutter war schon immer sehr bestimmend, ordentlich und alles andere als frei. Ich musste alles so machen, wie sie es wollte.
Von Ballett bis zum Klavierunterricht. Sie suchte sogar meine Freunde aus und achtete auf jede Kleinigkeit. Wie ich aussah, Was ich tat, wie ich es tat und natürlich mit wem. Von Jungs ganz abgesehen...
Als ich in die Teenager-Jahre kam und Ballett hinter ihrem Rücken durch Hip-Hop ausgetauscht hatte, ist sie regelrecht ausgerastet. Sie hat geschrien, mir Hausarrest gegeben und mich eine ganze Woche lang ignoriert. Sie meldete mich wieder bei Ballett an, fuhr mich jedes mal hin und verpasste mir einen Zettel auf dem meine Trainerin jedes Mal unterschreiben musste.
Der Taxifahrer blieb stehen "Wir sind da. Guten Flug."
Ich bezahlte ihn, schnappte mir meinen koffer und machte mich auf den Weg zum Flieger.
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So, das war das erste Kapitel :)
Ich weiß, es ist sehr kurz... Das nächste wird hoffentlich länger.. Muss jetzt wieder langsam reinkommen.
Hoffe euch hats trotzdem gefallen.
Cheerio,
Marie
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(REWRITTEN) Dancing with One Direction (german 1D ff)
FanfictionDies ist meine aktuelle Version meiner Fanfiction "Dancing with One Direction" Hier lade ich nach und nach überarbeitete Kapitel hoch. Lucie wird 18 und zieht endlich weg von ihrer strengen Mutter zu ihrem Onkel Paul nach London um ihren Traum an...