Wie in Trance stand ich auf und bemerkte nicht, dass meine schweren Beine mich Richtung Bett trugen.
„Wo willst du hin?"
Die Worte von Ben rissen mich aus meinen Gedanken und ich zuckte zusammen.
„Bett", flüsterte ich leise und erneut machten meine Beine sich selbstständig.
Ich wusste, ich würde mich nicht lange auf den Beinen halten können. Dazu war ich in diesem Moment einfach nicht im Stande. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken umher und vernebelten mir die Sinne. Ich bemerkte nicht wie ich die Tür öffnete und mich aufs Bett fallen ließ. In meinem Kopf drehte sich alles und mir war übel. Obwohl ich Kilometer weit weg von meinem Vater war, roch ich sein stinkendes Parfüm.
Es war als würde es von jedem Gegenstand ausgehen und mich quälen wollen. Ich griff nach irgendetwas, was ich mir vor die Nase halten konnte und erwischte ein Kissen. Doch selbst das konnte den Geruch von ihm nicht aus meinen Gedanken verdrängen. Ich drehte mich auf den Bauch und spürte die einzelnen Blutergüsse, doch es kam mir so vor, als würden diese sich über meinen Körper verteilen und in meine Knochen dringen.
Ich wollte schreien.
Ich wollte heulen.
Ich wollte sterben.
Und ohne dass ich es bemerkt hatte, liefen mir heiße Tränen die Wangen herunter und sogen sich in das Kissen.
Plötzlich waren sie wieder da.
Die Erinnerungen an die Nacht.
An die ganzen Nächte.
Ich lag allein in meinem Bett und kuschelte mit meinem Teddybären, den ich von meiner Mama dieses Jahr zu meinem siebten Geburtstag bekommen hatte. Mein Fenster war einen Spalt weit auf und die warme Sommerbrise umspielte mein Gesicht und wirbelte meine Vorhänge durcheinander. Ich drehte mich auf die Seite und erkannte die Umrisse des Mondes am Himmel.
Ob er wohl aus Käse gebaut ist?
Ich überlegte mir wie der Käse vom Mond wohl schmecken würde, wenn man ihn kaufen und essen könnte. Vielleicht würde er wie ganz normaler Käse schmecken. Ich schloss meine Augen und stellte mir vor, wie ich auf dem Mond wäre und Käse mit meiner Mama zusammen essen würde.
Meine Mama war toll.
Ihr Lachen klang wie ein Glockenspiel und sie roch nach Lavendel. Ihre Augen waren strahlend blau und sie glänzten, wenn sie sich für mich freute. Doch am meisten mochte ich ihre langen braunen Haare. Solche wollte ich auch haben und deswegen kam sie jeden Abend zu mir ins Zimmer und kämme sie mit einer Haarbürste von ihrer Mutter. Irgendwann würde ich so wundervolle Haare haben. Und wenn das sein würde, würden wir beide weggehen. An die Nordsee. Oder an die Karibik. Einfach nur weg an das Meer.
Dort wo die Freiheit ist.
Ich rollte mich auf den Rücken und dachte an die Wellen, die leise brachen und die Gicht die bei einem Sturm wild umherspritze. Doch ich konnte meine Gedanken nicht zu Ende bringen. Ich wurde aus dem Paradies in meinem Kopf gezogen als ich wieder die Schreie meiner Mutter hörte. Ich kniff meine Augen zusammen und presste mir die Hände auf die Ohren. Ich wollte sie nicht wieder streiten hören. Ich wollte nicht, dass er sie wieder schlägt. Er sollte weg. Er sollte meine Mama in Ruhe lassen.
Eine Vase zerbrach und irgendetwas Schweres war umgeworfen worden. Wahrscheinlich ein Stuhl. Dann hörte ich die Schritte meiner Mutter auf der Treppe.
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Entführt - Gerettet aus der Hölle
RomanceKeine Regung ließ ich erkennen, obwohl meine innere Gefühlswelt sich langsam wieder öffnete und die Kälte die ich empfand nachließ. Nun bekam ich Angst, doch sie wurde von dem Hass auf meinen Vater und auf dem Blonden Typen mit den kalten braunen Au...