Es sind 7 Tage vergangen. Mittlerweile sieht mein Zimmer so aus, wie ich es haben wollte.
Eingebaute Bücherregale in den Wänden, alles in Lavendel, ein Schreibtisch, eine Pinnwand die größer war als ich selbst, ein gemütlicher Sitzplatz am Fenster und das beste, das, was ich am meisten mochte, das Bett.
Etwas höher in der Wand war ein Loch gewesen, weswegen wir es zu einem größeren Quadrat ausgebaut haben, Matratze reingelegt, Leiter gebaut und alles sicher eingerichtet haben. Luhan hat mir Vorhänge davor gemacht, so dass mich niemand in meinem neuen Bett sehen kann.
Sie hatten mir auch Plüschtiere gekauft, die jetzt alle ihren Platz in meinem Bett hatten.
Aber Winnie Pooh blieb mein Liebling.
Ich hatte mich noch nicht ganz an die Situation gewöhnt. Wir waren auch noch nicht Klamotten kaufen und die Formulare ausfüllen, aber Lay meinte wir hätten noch ein bis zwei Wochen Zeit.
Ich sprach nicht viel mit den Jungs. Ich saß nur in meinem Zimmer und las Bücher. Zum Essen kam ich raus und wechselte ein paar Wörter mit Ihnen. Aber das wars.
Ich musste mich fern halten. Ich durfte keine Verbindung zu Ihnen aufbauen. Kein Vertrauen, keine Liebe, kein Familien-sein.
Ich nahm mir das vor. Sie nicht zu nah an mich ran zu lassen.
Denn früher oder später würde das in einer Tragödie enden.
Früher oder später, wenn ich sie lieben würde, dann würden sie mich alleine zurück lassen. Und dann musste ich noch mehr schmerzen auf mich nehmen.
Also hielt ich mich fern. Um mir den späteren Schmerz zu ersparen.
Doch an diesem Tage sollte ich doch noch einmal leiden.
Lieber Gott, Mama sagte, alles was du tust, hat einen Grund.
Aber kannst du mir einen gescheiten Grund geben, der erklärt, wieso du mir meine Eltern nimmst?
Es klopfte an der Tür und Xiumin kam vorsichtig rein.
"Hallo Seohyun... Sie geht's dir?" fragte er leise.
Ich sah zu ihm und legte das Buch weg. Er setzte sich neben mich auf die Fenstersitzbank.
"Mir geht's okay."
"Seohyun... ich hoffe du bist uns nicht böse, dass wir dich aufgenommen haben."
Ich schüttelte den Kopf. "Ich versteh das schon."
"Weißt du... manchmal passieren Sachen und man weiß nicht, wieso sie passieren."
Ich hatte eine Ahnung, auf was er hinaus wollte.
"Deine Mutter... Seohyun... Es tut mir Leid."
Tränen fielen auf meinen Schoß.
"Sie ist heute, vor einer Stunde verstorben."
Ich schluchzte.
"Aber... wir haben noch einen Anruf bekommen... und diesen haben wir gespeichert."
Er holte sein Handy raus.
Weinend nahm ich das Handy in die Hand in drückte auf den grünen Knopf.
Die Stimme meiner Mama ertönte.
"Oh, Seohyunnie..."
Mein Herz zersprang in tausend Teile.
"Geht es meiner kleinen Seohyun gut? Sind die Jungs nett zu dir?"
Ich nickte dem Telefon zu.
"Aah, Seohyunnie... wie sehr wünschte ich mir, dass du hier wärst.."
"Mama..." murmelte ich schluchzend.
"Aber keine Angst, Süße. Mir geht es bald besser. Du hattest ja so viele Sorgen, dass ich schmerzen hätte. Aber sie gehen jetzt weg. Mir geht es bald besser."
Mein Weinen wurde immer stärker und lauter.
"Alles wird gut. Mein einziger Wunsch ist, dass du dich in deiner neuen Familie wohl fühlst."
Das ist nicht meine Familie, Mama. Du bist meine Familie.
"Ich kenn die Jungs, das sind gute Jungs. Sie werden gut auf dich aufpassen."
Ich nickte wieder.
"Ach ja... alles hat ein Ende, oder nicht? Ich kann Papa bald wieder sehen. Ich freue mich. Ich hab ihn vermisst."
"Papa..." wimmerte ich.
"Seohyunnie... Wir sehen uns irgendwann wieder. Versprich mir nur, dass du sehr lange bei den Jungs bleibst. Indianerehrenwort?"
Ich streckte meinen kleinen Finger aus. Wenn es Mamas letzter Wunsch war. "Indianerehrenwort." Ich würde mein Versprechen nicht brechen.
"Jetzt ist es vorbei..."
"Nein..."
"Ich liebe dich Seohyunnie."
"Ich liebe dich auch Mama."
"Bis bald, meine kleine Seohyun."
"Bis bald, Mama."
"Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch."
Biep biep biep.
Ich ließ das Handy fallen und schrie. Ich schrie mir die Seele aus dem Hals.
Alles war vorbei.
Ich würde meine Mama nie wieder sehen.
Die zweite wichtigste Person aus meinem Leben ist jetzt auch weg.
Mehr konnte ich nicht mehr verlieren.
Xiumin umarmte mich nicht. Er tröstete mich auch nicht. Er wusste, dass ich es nicht wollte. Er stand einfach auf, holte Pooh Bär und gab ihn mir.
"Du liebst Kuchen, oder nicht? Den mit Bananen? Wir gehen welchen kaufen."
Und damit ging.
Das sie mich nach so kurzer Zeit doch so gut verstanden, verstärkte mein Weinen.
Ich brach auf meinem Boden zusammen.
Gib mir einen Grund, Gott, wieso du sowas tun solltest?
Vielleicht schlief ich irgendwann auf dem Boden ein.
Vielleicht verließ ich die Realität für eine Zeit lang.
Vielleicht träumte ich von Schnee und blauen Augen, starken Armen die mich trugen, und warmen, braunen Augen, die mir Kuchen backten.
Vielleicht war ich für einen kurzen Moment sorglos.
Aber man müsste aus jedem Traum einmal aufwachen.
Und zurück in die Realität gezogen werden.
Tschüss Mama und Papa.
Ich liebe euch immer noch.
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I didn't want to become an idol. // Mark Lee x OC
FanfictionSeohyun ist 10 Jahre alt, als ihre Mutter an Krebs verstarb und sie deshalb nach Korea, zu einem weit entfernten Verwandten geschickt wird. Doch dieser Verwandte stellte sich als der Lee Soo Man heraus. Ohne irgendwem vertrauen zu wollen, muss sie...