Kapitel 21

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Svens Gesicht tauchte in meinem Sichtfeld auf und als er die Waffe sah, weiteten sich seine Augen. Schnell senkte ich die Pistole und sicherte sie wieder, bevor ich mir mit der Hand durchs Gesicht fuhr "Alter was geht ab?"
Er schüttelte fassungslos den Kopf und ließ sich neben mir nieder und zauberte aus seiner Uniform zwei Flaschen Bier heraus. "Wir machen diese Scheiße jetzt zum 7 Mal, solangsam müsstest du unser Ritual kennen" ich seufzte "Sorry" er öffnete die beiden Flaschen und reichte mir eine "Also,  wie quälen wir die Kiddies heute Nacht?"

Kate P.O.V

"Aufstehen! Gefechtsstellung einnehmen!" ich schreckte hoch und blicke mich um. In meinem Zelt war es stockdunkel. Wie viel Uhr war es bitte? Schnell zog ich mir die Schutzweste über, griff nach der G36, die immer in Reichweite lag und schlüpfte in meine Kampfstiefel. Tief durchatmend trat ich aus dem Biwack und folgte den anderen Rekruten zur Aufstellung. Wir hatten dieses Szenario bis zum erbrechen geübt, sodass jeder wusste was er zu tun hatte. Jeder nahm seine Position ein. Bereits die letzten Nächte hatten wir ein ähnliches Szenario ein/zwi mal geübt gehabt, doch heute Nacht war es anders. Dieses mal ging es mehr um Raumgewinn. Stück für Stück näherten wir uns an die feindliche Linie, versuchten diese sogar noch auszureizen. 
Auf einmal ging es ganz schnell, Befehle wurden geschriehen, Positionswechsel. Ich und zwei weitere Rekruten rannten durch das Unterholz auf unsere neue Position, wobei ich etwas rutsche, da das Laub durch den Dunst leicht feucht war. Doch ich hatte nur wenig Zeit darüber nachzudenken, denn am nächsten Moment standen wir bereits unter Beschuss. Wir feuerten zurück, um genügend zeit freizuschlagen, damit wir einen sicheren Platz lokalisieren konnten. Allem in allen dauerte die Übung etwa eine Stunde, bis Sven und Mark das Ende bekannt gaben, doch fertig waren wir noch lange nicht, denn anschließend folgte die umso wichtigere Nachbesprechung. Was war gut verlaufen, was nicht so gut. Wo hatten wir gepatzt, wo hätten wir Zeit sparen können. Hätten wir das ganze überlebt oder hatten wir lebensbedrohliche Fehler begangen. Doch anscheinend schienen unsere beiden Truppenführer recht zufrieden zu sein, denn mit großer Warscheinlichkeit hätten wir diesen feindlichen Angriff überlegt. Somit kehrten wir alle mehr oder weniger müde in unsere Biwaks zurück um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Als ich mich auf der Luftmatratze in meinem Zelt niedergelassen hatte und mir die Kampfstiefel von den Füßen zog, machte sich ein stechender Schmerz in meinem rechten Knöchel bemerkbar. Langsam ließ ich den fuß kreisen, doch die rotierende Bewegung verschlimmerte den Schmerz nur noch, weshalb ich ihn sanft auf der Luftmatratze ablegte. Ob ich eventuell Sven oder Mark informieren sollte? Diese Idee schlug ich mir recht schnell wider aus dem Kopf. Immerhin hatte ich es in den Stiefeln kaum wahrgenommen, bestimmt war es nach etwas Schlaf schon wieder deutlich besser. 

Ganz so gut war es dann doch nicht, aber immerhin gut genug, als dass ich mein Ego nicht überwinden konnte etwas zu sagen. Beim gemeinschaftlichen Frühstück kündete Sven an, dass wir unsere Zelte abbrechen würden und zurück zur Kaserne marschieren würden. 
Gemeinsam als Team bauten wir unsere Biwaks ab und als alle Rucksäcke gepackt waren ging es für uns los. "Gott freu ich mich schon auf die Dusche!", trällerte Mia. "Ich will nicht wissen wie fürchterlich wir wirklich stinken!", Lea rümpfte die Nase. Es stimmte, dass wir uns in den letzten Tagen an unsere mittlerweile ziemlich extrem ausartenden Gerüche gewöhnt hatten. Auch meine Haare hatte ich in einem Pferdeschwanz zusammengebunden, da sie dringend etwas Shampoo nötig hatten.

Von Anfang an hatte Mark ein ordentliches Tempo angeschlagen, anscheinend hatte er es eilig zurück zur Kaserne zu kommen, beziehungsweise wohl eher weg von uns....
Zu Beginn des Marsches spielte mein Knöchel noch mit, doch verspürte ich mit jedem Meter mehr Schmerzen. Ich war bereits ans Ende des Trupps gefallen und musste immer wieder innehalten um den aufkommenden Schmerz herunterzuschlucken. Doch ich biss mich durch, ich wollte nicht aufgeben, ich war nicht schwach! 
Nach knapp 5 Kilometern hörte ich hinter mir Motoren- und Reifengeräusche. Sven hatte uns mit dem Jeep eingeholt und bildete nun das Schlusslicht des Trupps. Na immerhin war ich jetzt nicht mehr Letzte! Mia und Lea hatte ich versichert, nicht auf mich zu warten, immerhin wurde auch jeder Einzeln bewertet, nicht nur wir als Team und ich wollte sie da nicht mit nach unten ziehen!
Sven fuhr neben mich "Alles okay bei dir?", fragte er mich aus dem geöffneten Fenster heraus. "Jaja klar. Ich bin nur etwas fertig", versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Zwar nickte er, zog aber zugleich misstrauisch eine Augenbraue nach oben. Doch je weiter wir kamen, desto größer wurde mein Abstand zu den anderen. Trotz der warmen Mittagssonne zitterte ich, weil mir kalt war und zugleich rann mir der Schweiß den Rücken runter. Mir war übel, doch es war nicht mehr weit. Es konnte nicht mehr weit sein, so lange wie wir schon unterwegs waren. Ich brauchte dringend eine Pause! Erschöpft strich ich mir den Schweiß aus dem Gesicht, als Sven neben mir auftauchte. "Das reicht mir: Was ist los? "
"Alles Gut!", versuchte ich ihn zu beschwichtigen, doch glauben tat er mir nicht, also seufzte ich. "Ich habe mir etwas den Knöchel verdreht, nix wildes!"
Sven forderte mich auf, mich hinzusetzten und ich kam seiner Bitte nach. "Du glühst! welcher Fuß ist es?". "Rechts".
Vorsichtig streifte er mir den Kampfstiefel vom Knöchel, welcher in den letzten Stunden ordentlich angeschwollen war. Sven betrachtete den Knöchel nachdenklich, als sich ein Schatten über mich legte. Beim hochschauen bemerkte ich, dass es Mark war, der uns beobachtete. "Was ist passiert?". Sven antwortete ihm: "Ihr Knöchel ist verletzt". "Dann sollen die anderen sie stützen und ihr Gepäck tragen. Die Truppe schließt die Übung gemeinsam ab!".
Sven sah ihn nachdenklich an. "Ich bin ganz deiner Meinung, aber Sie hat Fieber und der Knöchel ist dick, warm und pocht." 
"Hallo? SIE ist auch noch da!", murrte ich, "Ich kann laufen, alles gut!"
Mark musterte mich nachdenklich und seufzte. "Nein, Sven hat Recht. Wir sollten kein Risiko eingehen. Steig in den Wagen!" 
Ich seufzte: "Ich will die Übung aber beenden!", insistierte ich. "Das liegt nicht bei dir. Steig in den Wagen", befahl mir Mark erneut. Fuck! Enttäuscht hievte ich mich hoch und humpelte zum Wagen. Als ich auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, wandte er sich an Sven. "Übernimmst du den Trupp?" Dieser nickte und machte sich dann auf, die anderen Soldaten einzuholen, die indes weiter marschiert waren. 
Mark öffnete die Fahrertür, setzte sich, ließ den Motor an und fuhr ohne ein Wort an den anderen vorbei in Richtung Kaserne. Kurz bevor wir die Tore erreichten sah er zu mir und murmelte ein "Es tut mir leid". Für was er sich entschuldigte wusste ich nicht. Errschöpft hatte ich meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe sinken gelassen und die Augen geschlossen.


Um mich herum schwankte es. Ich wusste nicht wo ich war. Das einzige was ich wusste war, dass mir schlecht war. Zögerlich öffnete ich meine Augen, war es um mich herum doch so hell, dass es wehtat. "Hey", eine sanfte Stimme hüllte mich ein und langsam zwang ich mich doch dazu meine Augen zu öffnen. Ich fand mich in Marks Armen wieder, als er mich über den Apellplatz in Richtung Krankenstation brachte. "Gleich kümmert sich jemand um dich". Halb Schlaftrunken nickte ich nur bevor ich meine Augen erschöpft wieder schloss und meinen Kopf an seine Schulter lehnte. 
Sobald er das Gebäude betreten hatte, legte er mich auf einer Liege ab, ließ meine Hand jedoch nicht los. Müde öffnete ich meine Augen und lächelte ihn vorsichtig an. "Alles gut", lächelte er zurück. Ein Pfleger und Arzt hatten mich in Empfang genommen und schoben mich den Korridor entlang. 
"Sie müssen draußen warten, hier haben Sie keinen Zugang", wendete sich der Arzt an Mark. Dieser drückte meine Hand zuversichtlich, bevor sie sich langsam von meiner löste. "Ich warte hier auf dich, versprochen"



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