Der 8. Tag ist der Wendepunkt.
Es wird besser.
Ich lebe wieder.
Habe mich aufgerafft, bin aufgestanden. War endlich wieder beim Pilates. Und endlich wieder beim Fitness. Habe mich seit Tagen das erste Mal wieder abgeschminkt, mir das erste Mal wieder die Haare gekämmt. Ich war duschen, bestimmt eine Stunde lang. Habe mir das viel zu heiße Wasser über mein Gesicht und meinen Körper laufen lassen, bis sich alles taub angefühlt und kribbelte. Habe mich von oben bis unten mit Peeling behandelt, so sehr, dass immer noch rote Punkte zusehen sind. Habe meinen kompletten Körper eingecremt, mir die Fingernägel und die Augenbrauen gemacht. Und habe mich, so wie ich bin, vor den Spiegel gestellt. Habe nicht angefangen mich zu lieben, nein. Aber aufgehört mich zu hassen. Habe mich von oben bis unten betrachtet. Und gesehen, dass es besser wird. Dass sich die ganze Arbeit lohnt. Habe all meine Ecken und Kanten betrachtet. Die Narben. Doch sie sind alle verblasst. Es sind keine neuen hinzugekommen, auch in diesen Nächten nicht. Und das macht mich stolz. Ich sehe lauter blaue Flecken, ich weiß nicht woher. Mein Körper ist übersät davon. Ich realisiere, dass ich in letzter Zeit nicht gut auf mich aufgepasst habe und verspreche mir, das zu ändern. Die Streifen auf meiner Haut: Ich muss sie akzeptieren, muss einsehen, dass sie menschlich sind. Dass meine Haut von dem ganzen heißem Wasser und dem Peeling leicht gerötet ist. Ich sehe mich. Ich bin nicht dünn, aber ich sehe, dass ich weniger geworden bin. Sehe, dass es gut wird. Habe seit Tagen das erste Mal wieder meine Hausaufgaben gemacht, seit Tagen das erste Mal wieder meine Schulsachen zusammen gepackt, anstatt einfach blind hinzugehen. Habe mir Anziehsachen rausgesucht, damit ich morgen früh weiß, was ich anziehen will, damit ich mich morgen früh wohl fühle. Damit ich genug Zeit haben werde mir die Haare zu machen, mich so zu schminken, dass ich mich wohl fühle in meiner Haut. Damit ich Zeit habe mir Obst zu schneiden, um es mit in die Schule zu nehmen. Damit ich nicht kaputt und gestresst, aus dem Haus gehe. Damit mein Tag gut anfängt. Ich habe seit Tagen das erste Mal nichts geraucht. Und ich habe wieder angefangen zu lesen. Ich habe wieder angefangen, einen Plan für mich aufzustellen. Dieser Plan besteht aus vielen einzelnen Punkten, die alle zu demselben Ergebnis führen: mich lieben.
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The Fear Of Being Forgotten
ŞiirTexte Gedichte Worte Gedankenfetzen, die es wert sind niedergeschrieben zu werden, aber zu klein sind, um eine Geschichte daraus zu weben. Vielleicht findet ihr euch in dem ein oder anderem Text wieder. || Genau wie Augustus Waters (The Fault In Our...