Kapitel 3 (Wald)

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Meine Pfoten trommelten auf die harte Erde. Ich spannte alle Muskeln an und sprang ab. Ich landete geräuschlos, fuhr die Krallen aus und schleuderte die quiekende Maus in die Luft. Als sie wieder auf dem Boden aufkam, brach ich ihr mit einem schnellen Schlag das Genick und betrachtete meine Beute kritisch. Die Maus war ziemlich mager, doch ich war froh über jeden Bissen. Ich hatte schließlich Junge durchzufüttern. Bei dem Gedanken krampfte sich mein Magen zusammen. Der Winter würde hart werden, und es würde schon schwer genug werden, genug Beute für eine Katze zu finden. Wie sollte ich es dann mit drei Jungen schaffen? Entschlossen schüttelte ich den Gedanken ab. Es würde schon gut gehen. Irgendwie. Schnell packte ich den Nager und trabte tiefer in den Wald hinein, bis ich an einem Abhang mit vielen umgestürzten Bäumen stoppte und mich kurz über meine Schulter umsah. Niemand war zu sehen. Gut. Ich lief wieder los, auf die Baumstämme zu. Ich duckte mich unter einigen durch und sprang über die anderen. Schließlich kam ich auf einer Lichtung zum Stehen, auf der sich eine letzte entwurzelte Eiche befand. Die in die Luft ragenden Wurzeln bildeten zusammen mit ein paar Ästen und Blättern den Bau, in dem meine Jungen aufwuchsen. Ich schob das Geäst auseinander und schnurrte zufrieden, als ich die drei Kätzchen eng aneinander gekuschelt daliegen sah. Wie immer, wenn ich sie anschaute, breitete sich eine Mischung aus Glück, Stolz, Liebe und Angst in mir aus. Doch der Geruch von Frischbeute weckte die hungrigen Geschwister. "Mama! Mama ist wieder da!" Kastanie, meine Tochter mit dem dunkelbraunen Fell, sprang auf und versuchte, einen Blick auf die Maus zu werfen, die ich immernoch im Maul trug. Vorsichtig legte ich diese ab und schnippte dem Jungen liebevoll mit dem Schwanz über die Ohren. "Weck doch nicht gleich den ganzen Wald auf." Doch Kastanie machte nur übermütig einen Luftsprung und stolperte bei der Landung über ihre Pfoten und kugelte sich über ihre Geschwister, die kreischend aufschreckten. "Kastanie! Du dämliche Fellkugel! Kannst du nicht einmal deine Pfoten unter Kontrolle halten?!", fauchte der schildpattfarbene Kater. Ich beobachtete ihn schmunzelnd. Fleck war ziemlich vorlaut, doch wenn es ernst wurde, schob er sich lieber hinter seine Schwestern. Jetzt erblickte auch er mich und die zugegebenermaßen nicht besonders üppige Beute. Dennoch hüpfte er begeistert zu mir, wobei er seine Schwester Tiger, die erstgeborene und eindeutig die frechste von den dreien, die sich gerade aufgerappelt hatte, unsanft über den Haufen rannte. Die kleine getigerte Kätzin verbiss sich fauchend in seinen Schwanz. Ich schüttelte belustigt den Kopf. Was für ein Chaotenhaufen. Dennoch, Kastanie, Tiger und Fleck waren mein Ein und Alles. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Geräusch, fast zeitgleich nahm ich einen beißenden Geruch wahr, der mir in die Nase stieg. Nein! Das konnte nicht sein! Angst durchfuhr mich von der Schwanzspitze bis zum letzten Schnurrbarthaar. Angst um meine Jungen, nicht um mich. Sie waren hier, auf meiner Lichtung, die ich für sicher gehalten hatte. Hektisch scheuchte ich die drei in die hinterste Ecke vom Bau und ignorierte ihre verständnislosen Blicke. Dann drehte ich mich mit gesträubtem Nackenfell um und verließ geduckt den Bau.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 01, 2017 ⏰

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Die Bedrohung (Warrior Cats Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt