Willkommen bei der Rebellion

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Es hatte länger gedauert, als Sabine gehofft hatte, ihre Freundin Ketsu davon zu überzeugen, sich wirklich der Rebellion anzuschließen. Zwar hatte sie des Öfteren geholfen, wenn es darum ging, Standorte für eine mögliche Basis ausfindig zu machen, neue Missionen oder Ausrüstung zu beschaffen, aber in alledem war sie nie wirklich Teil der Rebellion gewesen... zumindest nicht offiziell. Dass Ketsu sich jetzt also tatsächlich dazu bereit erklärte, sich ihnen anzuschließen, freute die Mandalorianerin sehr.

„Wäre schön, dich mal ein bisschen mehr zu Gesicht zu bekommen, dann muss ich nicht dauernd nur mit Ezra rumhängen.", scherzte sie, und Ketsu verdrehte die Augen.

„Also zum einen weißt du, dass das nicht stimmt, weil meine Missionen weiterhin so aussehen werden wie jetzt, ich also dauernd unterwegs sein werde, und ich auch weiterhin auf meinem Schiff lebe, so wie du die Ghost hast.", erklärte sie knapp. „Abgesehen davon würde ich mich doch nie zwischen dich und deinen kleinen Freund stellen.", zog Ketsu sie auf.

„Er ist nicht mein Freund. Also, wir sind schon befreundet, aber nicht auf die Art, die du jetzt meinst.", stammelte Sabine hektisch. „Aber du hast recht, ich habe ihn gerne um mich rum." 

Sie dachte ungern an die Zeit zurück, in der Ezra noch nicht da gewesen war. Es war viel stiller auf dem Schiff gewesen, und der Altersunterschied zwischen ihr und den anderen Crewmitgliedern war nicht selten ein Problem gewesen. So sehr sie es auch ab und an leugnen wollte, Ezra verstand sie auf eine Weise, auf die die Anderen sie nicht verstehen konnten - vielleicht auch deshalb, weil sie so viel gemeinsam hatten. Sie Beide hatten ihre Eltern früh verloren, und waren unter dem Imperium aufgewachsen, während Kanan, Hera und Zeb einen großen Teil ihres Lebens ohne das Imperium gelebt hatten - auch wenn ihr Leben dadurch keineswegs besser gewesen wäre als das von Ezra oder das von ihr selbst. Sie mochte es auch, dass er sich immer Mühe gab, ihre Bilder richtig zu interpretieren, besonders, nachdem Lando ihm so unter die Nase gerieben hatte, dass er keine Ahnung hatte. Dass er sich Mühe gab, ihr zu zeigen, dass sie ihm wichtig war und er sie verstehen wollte, und er manchmal stundenlang einfach nur dasitzen und ihre Bilder bewundern konnte und ihr gern dabei zuhörte, was die Geschichte hinter ihren Bildern war, warum sie welche Bildelemente wie verband.... Das alles genoss sie sehr, und es bedeutete ihr eine Menge.

„Hey, Träumer, ich bin auch noch da.", riss ihre Freundin sie mit einem Mal aus ihren Gedanken. Sabine wurde rot. „Warum sehen eigentlich alle außer euch Beiden, wie gut ihr zueinander passt?"

„Wir sind einfach nur Freunde, seht es endlich ein! Mann..."

„Du wirkst immer so viel glücklicher, wenn er in der Nähe ist. Tu mir den Gefallen und vermassle es nicht, okay? Sonst bereust du es vielleicht für den Rest deines Lebens." Ketsu seufzte. »Weißt du, ich wäre deutlich glücklicher, wenn ich glauben könnte, dass da nichts zwischen euch ist.«

„Redest du wieder über die Beziehung, die du an der Akademie gern gehabt hättest?", erkundigte sich Sabine neugierig und legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter.

Ketsu senkte den Kopf.

„Daran erinnerst du dich also, ja?"

Die etwas jüngere Mandalorianerin mit dem bunten Haaren nickte.

„Wenn du darüber reden willst-"

Jetzt war es Ketsu, die rot anlief.

„Will ich wirklich nicht. Können wir bitte das Thema wechseln?", bat sie bedrückt, und Sabine nickte.

„Klar. Worüber möchtest du denn reden?"

„Zurück zu der »Beitritt bei der Rebellion«-Sache, wenn das geht. Ich wollte dich fragen, ob du eventuell Lust hast, meine Rüstung auch ein wenig zu bemalen? Vielleicht nicht ganz so extrem bunt wie deine, aber... mal etwas drauf, dass mir das Gefühl gibt, dazuzugehören. Also... natürlich nur, wenn du Lust hast.", bat sie, und ein Grinsen machte sich auf Sabines Gesicht breit.

„Liebend gern. Setz dich am besten einfach an den Holotisch, im Sitzen funktioniert das präziser als im stehen, weil du dann nicht so sehr den Drang hast, dich zu bewegen. Wäre es okay, wenn ich die linke Schulterpanzerung bemale?"

„Klar." 

Ketsu ließ sich wie angewiesen auf die orangefarbene Couch fallen.

„Warte, ich hole meine Farben, dann können wir gleich loslegen, okay?"

Ohne auf die Antwort ihrer Freundin zu warten, verschwand Sabine auf ihr Zimmer, um ihre Sprühpistole zu holen. Ketsu schaute ihr lächelnd hinterher. Der Gedanke, etwas von ihr zu haben, was sie immer am Körper trug, auch wenn es sich dabei nur um eine mit Sprühfarbe bemalte Schulterplatte handelte, gefiel ihr.

»Dein Herz gehört Ezra, und das akzeptiere ich, aber dann habe ich zumindest etwas, das mir das Gefühl gibt, dass du mich trotzdem nicht vergisst.«

„Leg deinen Arm auf den Tisch und halt ihn ruhig.", bat Sabine, und Ketsu tat genau das, kam aber nicht drum herum, die Frage zu stellen, die ihr sofort durch den Kopf schoss. 

„Warum kann ich das Ding nicht einfach ausziehen, und du bemalst es dann? Die Wahrscheinlichkeit, dass du dabei verrutschst, wäre doch viel geringer, oder?"

Die Mandalorianerin mit den bunten Haaren schmunzelte.

„Schon, aber ich liebe Herausforderungen. Abgesehen davon ist das hier viel lustiger, und wo du schon mal hier bist kann ich ebenso gut ein bisschen Zeit mit dir verbringen. Wäre doch blöd, wenn ich die Hälfte der Zeit deines Besuchs damit verbringen würde, auf meinem Zimmer die Rüstung anzumalen, und dann bin ich fertig und du haust gleich wieder ab. Das kommt ja wohl mal gar nicht in Frage."

„Hey, ich beschwere mich ebenso wenig darüber mehr Zeit mit dir zu verbringen wie du, ich bin nur einfach viel beschäftigt. Apropos, vielleicht solltest du langsam mal anfangen."

„Ja ja, bin ja schon dran, sei mal ein bisschen geduldiger.", gab Sabine zurück und drückte den Knopf für die orangene Farbe an ihrer Sprühpistole.

Als Sabine fertig war und Ketsu das Ganze begutachtete, war sie ein wenig überrascht.

„Das ist nicht dein Phoenix, oder?"

Sabine schüttelte den Kopf.

„Na ja, es ist immer noch ein Phoenix, nur das Design ist ein wenig anders. Ich hab einfach meiner Kreativität ein bisschen freien Lauf gelassen, und so hat es sich richtiger angefühlt. Ich meine, der andere Phoenix ist mein Erkennungszeichen, das Ganze soll aber symbolisieren, dass du zur Rebellion gehörst, und nicht, dass du zu mir gehörst, also musste ein anderes Zeichen her, und, na ja. Das ist dabei rausgekommen."

„Ich mag es irgendwie. Auch wenn es... na ja, anders ist. Es ist immerhin trotzdem von dir.", erwiderte Ketsu lächelnd.

„Das freut mich." Sabine warf einen etwas kritischen Blick auf das fertige Bild. „Es gefällt mir eigentlich auch, nur irgendwas passt daran noch nicht so ganz... ich komme nur nicht drauf, was es ist... Hach, das finde ich schon noch raus." Sie klopfte ihrer Freundin grinsend auf die unbemalte Schulter. „Willkommen bei der Rebellion."

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