„Mein Problem ist, dass ich hier alles mache, damit du nicht leiden musst, damit du nicht anfangen musst das alles zu akzeptieren und was machst du? Fängst an hier einen auf lieb und nett zu tun! Und versuche erst gar nicht es abzustreiten. Ich erkenne den Unterschied zwischen einem echten und einem falschen Lächeln. Vor allem bei dir." Meine Stimme war immer lauter geworden und am Schluss schrie ich meinen Bruder an. „Ist das dein verdammter Ernst?", schrie Chris zurück. „Du veränderst dich total! Du bist doch der, der plötzlich Eva in den Arsch kriecht. Du verschließt dich komplett vor mir und erwartest das ich das nicht merke? Man Andy ich bin dein Bruder! Immer haben wir über alles geredet und jetzt, von einem Tag auf den anderen, bin ich Dreck für dich! Also was zur Hölle ist mit DIR los?" Tränen traten aus Chris' Augen, doch es war mir ehrlich gesagt egal. Er war doch selbst schuld. „Was los ist? Du fragst was los ist? Ich wiederhole es gern nochmal: Ich tue hier alles um dich rauszuhalten. Ich versuche Evas Aufmerksamkeit auf mich zu lenken damit sie dich in Ruhe lässt! Und du? Dich scheint das ja nicht im Geringsten zu kümmern!" Meine Arme hatte ich nicht länger vor der Brust verschränkt, sondern fuchtelte wild mit ihnen in der Luft herum während ich meinen ganzen Ärger rausließ. „Ach jetzt soll ich Schuld sein?!" Jetzt wurde Chris richtig wütend. „Warum gibst du mir nicht auch gleich die Schuld daran, dass wir überhaupt hier sind? Das wir in dieser Scheiße hier stecken?" „Du hast doch einen Vollknall!", rief ich und schlug meine Hände kräftig gegen Chris' Schultern, sodass er ein paar Schritte zurückstolperte und beinahe mit dem Kopf gegen die Wand geknallt wäre. Hätte er mal sollen. Vielleicht wären dann ein paar Synapsen in seinem Hirn wieder angesprungen. „Geht's noch?", schrie er als er sich wieder gefangen hatte. Wütend und mit geballten Fäusten trat er auf mich zu und blieb nur wenige Zentimeter vor mir stehen. „Wenn du ein Problem mit mir hast, dann sag es und fang nicht mit so einer Scheiße hier an", brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und stieß seinen rechten Zeigefinger hart in meine Brust. Mit meiner linken Hand schlug ich seine weg und trat einen Schritt zurück. „Lass es einfach", meinte ich augenverdrehend und relativ gelassen, bevor ich mich ein weiteres Mal abwandte. „Du haust jetzt nicht einfach ab!", rief Chris und packte mein linkes Handgelenk um mich zurückzuhalten, doch jetzt hatte ich keine Lust mehr. Ich ballte meine rechte Hand zu einer Faust, holte im Umdrehen Schwung und ließ sie in Chris' Gesicht krachen. Ein Knacken ertönte und Chris' Kopf flog nach hinten. Mein Atem hatte sich etwas beschleunigt und ich beobachtete wie mein Bruder ein paar Schritte zurücktrat und sich die Hände vor die Nase schlug. Es dauerte nicht lange bis rote Flüssigkeit durch seine Finger tropfte. Kurz erschrak ich und Schuld kam in mir auf, doch sie verschwand genauso schnell wie sie gekommen war und die Wut nahm wieder die Oberhand. Ein Pochen machte sich in meiner Hand bemerkbar und ich hob sie vor mein Gesicht um sie mir anzusehen. Äußerlich war sie unversehrt, doch innerlich fühlte es sich an als würde ein Herz seinen schnellen, regelmäßigen Rhythmus schlagen. „Verdammt", fluchte ich leise und wollte meine Faust öffnen als plötzlich die Zimmertür aufschwang. „Was ist de...", begann Eva wütend zu fragen, doch stoppte als sie Chris erblickte. Schnell lief sie auf ihn zu. Eine Hand legte sie in seinen Nacken, die andere hielt sie unter seine. Blut tropfte auf ihre Handfläche. „Sven", rief sie laut in Richtung Tür und wandte sich dann wieder dem Blutenden zu. „Alles gut. Schön normal atmen." Da kam Sven durch den Türrahmen gestürmt und blieb erschrocken stehen als er die Szene sah. „Los hol ein Handtuch aus dem Bad. Schnell", wies Eva ihn an. Ich verdrehte nur die Augen, verschränkte meine Arme vor der Brust und beobachtete wie Sven mit einem weißen Handtuch zurückkam und es unter Chris' Gesicht hielt. „Okay. Nimm deine Hände jetzt weg Chris", sagte Eva sanft und er ließ seine blutüberströmten Hände sinken. „Nimm ihn mit runter Sven und verarzte ihn", sagte Eva, während sie Chris musterte. Sven nickte und legte dann einen Arm um Chris, der sich das Handtuch unter die Nase hielt. Bevor die beiden auf den Flur traten drehte sich Chris noch einmal um und blickte mich mit Schmerz in den Augen an. Ob der Schmerz von seiner Nase kam, die ich offensichtlich getroffen hatte, oder wegen unserem Streit konnte ich nicht sagen. Ich schenkte ihm ein schadenfrohes Lächeln, bevor Sven ihn weiterdrückte. Als die beiden nicht mehr zu sehen waren wandte ich meinen Blick Eva zu, die sich bedrohlich vor mich stellte und mich finster anblickte. „Was war hier los?"
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Ihr. Entkommt. Nicht!
FanficEntführung, Gefangenschaft, Folter. Jeder hat bei diesen Worten Bilder aus Filmen oder Büchern im Kopf. Aber wer rechnet schon damit soetwas selbst zu erleben? Wohl keiner. Genauso wenig wie die beiden Magierbrüder Chris und Andreas. Doch plötzlich...