Der Rauch durchzog seine Lungen, ließ ihn tief ein und ausatmen.
Augenblicklich fiel die Anspannung von ihm, während er in die schützende Dunkelheit der Nacht starrte.
Nur vereinzelt waren ab und zu herumstreunende Katzen zu erblicken und in zwei Fenster der umliegenden Häuser brannte noch Licht.
Er wusste nur zu gut, wem eines der beiden Fenster gehörte.
Der Besitzer war schließlich der Grund, warum er nicht schlafen konnte.
Der Grund, warum er mitten in der Nacht auf der Fensterbank in seinem Zimmer saß und den Rauch seiner Zigarette durch das geöffnete Fenster mit der kühlen, nächtlichen Luft vermischte.
Die Zigarette drückte er aus und zog sein Handy aus seiner Hosentasche.
Das Licht des Displays ließ ihn für einen Moment seine Augen zusammenkneifen.
In weißen Ziffern leuchtete ihm die Uhrzeit entgegen. 03:04 Uhr.
Wieder einmal war er so spät noch wach, aber bereut hatte er dies nie.
Die Nacht schalteten seine Gedanken ab, wenigstens für kurze Zeit.
Wenn er in seinem Bett lag, brach alles erneut über ihn ein, doch die frische Luft ließ ihn vergessen.
Das war der Grund, warum er manchmal Nächte durchmachte.
Um diese Freiheit und Unbeschwertheit zu spüren, bevor ihm in der Schule immer wieder aufs Neue die bittere Realität vorgeführt werden würde.
Seine Finger glitten über den Display seines Handys, tippten fast schon automatisch auf WhatsApp, auch wenn er keine Nachrichten bekommen hatte.
Eigentlich wollte er nur eines wissen:
Ob der Besitzer des einen Fensters wirklich noch wach war.
Wenige Sekunden später öffnete sich ein Chat. Online.
Der Besitzer des Fensters schlief tatsächlich noch nicht.
Kostas war wirklich wach.
Sollte er Kostas anschreiben?
Trotz des Wissens, dass dieser den Dunkelhaarigen nicht besonders leiden konnte?
Nein, er würde Kostas nicht anschreiben, da er sowieso keine Antwort erhalten hätte.
Seufzend warf er sein Handy auf das Bett, das unweit vom Fenster entfernt stand.
Seinen Kopf lehnte er gegen die Wand hinter sich und schloss die Augen.
Doch kurz darauf sah er wieder in die Finsternis, während er sich mittlerweile die zweite Zigarette anzündete.
In der Ferne hörte er die Laute einer Katze, als sich plötzlich bei Kostas' Fenster etwas tat.
Der Schatten des größeren Jungens erschien hinter der Glasscheibe.
Dann stand er da, Kostas, vor dem mittlerweile geöffneten Fenster und schaute zu ihm, Marik, hinüber.
Sie sahen sich einfach an.
Auch wenn der Blick Kostas' nur so vor Enttäuschung triefte, schaute Marik nicht weg.
Selbst wenn er gewollt hätte, könnte er nicht.
Der Anblick des Anderen fesselte ihn zu sehr.
Die verwuschelten Haaren, die trotzdem perfekt zu liegen schienen. Die rosafarbigen Lippen, die rau und weich zugleich aussahen.
Und dann noch seine Augen, die im Moment funkelten - wohl eher durch negative Gefühle.
"Hör auf mich anzustarren.", empörte sich Kostas plötzlich und riss Marik somit aus der Schwärmerei.
Allerdings dachte er nicht im Traum daran, seine Aufforderung zu befolgen. "Warum sollte ich?", erwiderte der Kleinere und ignorierte dabei sein Herz, das ihm förmlich aus der Brust springen wollte. Es war das erste Mal seit Langem, dass sie wieder ein Wort miteinander wechselten.
Seine Antwort musste für Kostas wohl überraschend gekommen sein, da dieser schwieg.
"Deine Schlagfertigkeit hast du beibehalten.", murmelte der Größere dann doch schließlich. "Natürlich.", sprach Marik.
Es herrschte wieder Stille, die der Kleinere brechen wollte.
Schon seit einer Weile brannte ihm eine Frage auf der Zunge.
Sollte er sie jetzt ausprechen? Riskieren, dass Kostas sein Fenster wieder zuschlägt und Marik erneut ignorierte? Oder würde es morgen in der Schule sowieso alles beim Alten sein, so als hätte diese Situation hier niemals stattgefunden?
Was hatte Marik eigentlich schon zu verlieren?
Doch erstmal versuchte er ein Gespräch aufzubauen: "Warum bist du noch wach?"
"Kann nicht schlafen. Weshalb sitzt du noch hier?", antwortete Kostas. "Aus dem selben Grund wie du.", nuschelte Marik, daraufhin nickte der Größere.
"Kostas?", kam es zögerlich und leise von dem Kleineren. "Mik?", erwiderte der Angesprochene, woraufhin ein Schauer über Marik's Rücken lief. Schon lange hatte Kostas ihn nicht mehr so genannt. Seitdem ihre Freundschaft aufgehört hatte zu existieren.
"Kann ich dir eine Frage stellen?", hakte der Kleinere nach. All sein Selbstbewusstsein war plötzlich wie ausgelöscht.
"Ich bin nicht mehr sauer, nur enttäuscht.", antwortete Kostas, bevor Marik überhaupt erst einmal die Frage, die ihm auf der Zunge gebrannt hatte, stellen konnte.
"Woher -", fing der Kleinere an zu reden, aber der Größere kam ihm auch diesmal zuvor: "Die Frage hat man dir schon an der Stirn ablesen können." Marik nickte und schwieg.
"Ich denke, dass ich jetzt wohl mal schlafen gehe.", meinte Kostas dann. "Gute Nacht.", murmelte der Kleinere, obwohl er Kostas gerne aufgehalten hätte. Der Größere erwiderte den Gruß leise, schloss sein Fenster, schaltete das Licht in seinem Zimmer aus und ließ Marik somit wider mit sich selbst alleine.
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Papierflieger || Kostory FF
FanfictionDie Nacht ist für ihn der Tag, da Gedanken ihn wachhalten. Gedanken an einen einzigen Jungen. Diesen einen Jungen, den er liebt.