8. Kapitel - Letzte Vorbereitungen (6)

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Für einen Moment löste ich den Blick erneut von meinem Antlitz und umklammerte mit einer Hand den Wasserhahn. Der Strahl erfüllte den Raum mit einem tiefen Rauschen. Das eisige Wasser jagte bereits nach kurzer Zeit jegliches Gefühl aus meinen Fingern. Mit schaufeln schlug ich einige Tropfen in mein Gesicht und versuchte so alle meine Sinne erneut an die Wirklichkeit zu binden, so dass diese Bilder endlich gänzlich verschwanden und ich mich auf meinen Plan konzentrieren konnte. Ich brauchte nun keine Ablenkungen. Dieses Spiel hatte langsam ein Ende zu finden. Meine eisigen Finger legte ich für einen Augenblick über mein gesamtes Gesicht und versuchte so die Kälte noch weiter einziehen zu lassen. Langsam begannen sie dann abzurutschen. Meinen Kopf zog ich erneut hoch, so dass ich als die Hände von meinem Gesicht verschwunden waren mir selbst erneut in die Augen sehen konnte. Da sah ich sie dann auch. Dunkle Ringe akzentuierten meine nun eigentlich wachen, aufgeregten Augen. Wie unsauber verbländete Schatten lagen sie unter meinen Augen. In der nächsten Nacht sollte ich nun wirklich mehr Schlaf bekommen, ansonsten würde ich diese unliebsamen Accessoires noch länger mit mir selbst herum tragen.

Ohne einen weiteren Gedanken an meine Äußerlichkeiten zu verschwenden wand ich mich herum und lies mich selbst im Spiegel zurück. Ich war nie besonders abergläubisch gewesen, dennoch kam mir in diesem Moment ein Gedanke in den Sinn, der aus einem Buch stand, dass ich vor Jahren einmal gelesen hatte. Der Autor war stark in der Esoterik angesiedelt und so hatte ich ihn nie besonders ernst genommen, doch eine Theorie hatte trotz allem bei mir anklang gefunden. Er behauptete, dass bei jedem Foto, dass man schoss ein Teil der eigenen Seele in diesem Foto zurück bleibe. Deshalb schienen Augen selbst auf Fotografien noch zu strahlen. Das konnte bereits Jahre zurück liegen. Die Ränder des Fotos konnte bereits verblassen und dennoch faszinierten die Augen einer jungen, lachenden Frau immer noch auf einem Foto. Modells wirkten irgendwann leer. Zu oft konnte man seine Seele nun doch nicht hergeben. Ihre Faszination entschwand. Ich hatte beim Lesen wirklich gefallen an dieser Theorie gefunden, denn so wie ich sie brauchte konnte ich sie auf meine Situation auslegen. Meine Opfer passen nur zu gut in dieses Schema. Sie alle haben sich bereits relativ jung dem Internet hingegeben. Posten Selfie nach Selfie. Unbelesen wie sie alle nun mal waren würden sie wahrscheinlich auch nie wissen was sie damit wirklich aufgaben. So tat ich ihnen wohl auch nur einen gefallen, wenn ich sie nun aus dieser Welt holte, bevor sie sie wirklich kennenlernten. Eine Welt die nun eigentlich nur dafür gedacht war sie zu präsentieren und einer Gesellschaft zum Fraß vorzuwerfen.

Ich nahm meine Packung Zigaretten von der Theke. Bereits im Halbschlaf versunken hatte ich sie abwesend auf die Theke geschmissen. Womöglich war ich dem Unbewussten drang gefolgt meine eigene Sucht zu zügeln, indem ich sie nicht mit in mein Zimmer nahm. Wieso ich meinte, dass es wirklich funktionierte wusste ich nicht. Offiziell hatte ich alle Versuche mit 25 aufgegeben. Es lebte sich einfach besser, wenn man aufhörte sich selbst anständig ändern zu wollen. Außerdem sollte es wirklich der Krebs sein, der mich ins Grab brachte, so hatte ich wohl in meinem Leben alles richtig gemacht. Verschmilzt grinsend zog ich einen der Sargnägel aus der Pack und steckte ihn zwischen meine Lippen. Bei den Temperaturen weigerte sich alles in mir hinaus auf die Terrasse zu gehen um zu rauchen, als schob ich einfach nur die Terrassentür auf und lehnte mich an die Innenseite der Glaswand. Ich zog auch das Zippo aus meiner Packung und mit etwas Mühe wand ich meinen Oberkörper so herum, dass es einfach war die Zigarette an der eisigen Luft zum glühen zu bringen. Einige Male zog ich kurz an der Zigarette, bis sie recht zu brennen begonnen hatte. Das Feuerzeug ließ ich sinken und zog einmal tief an der Zigarette. Der Rauch brannte, als er meinen Rachen hinunter kroch. Ich blies ihn wieder aus dem Raum, hielt dabei die ganze Zeit die Zigarette aus der Tür. Das Glas schützte mich nur bedingt vor der Kälte. Die Außenwelt wurde bereits langsam von der Morgensonne erleuchtet und die Welt begann sich wieder zu drehen. Lauter Verkehr dröhnte von den Straßen hinauf zu unserer Wohnung. Der Stress und die gereizten Nerven waren nur allzu deutlich spürbar. Ich zog erneut an der Zigarette. Mir selbst hatte ich heute eine Schonfrist gesetzt, sonst wäre ich unter ihnen Gewesen und hätte zu dieser emotionalen Suppe beigetragen. Für mich würde der heutige Tag nun allerdings ein schöner werden. In den eigenen vier Wänden war es nun doch am schönsten, gerade wenn man auch noch eine wunderschöne junge Dame erwartete. Mein Eigenheim bot mir Schutz um meinen Plan nun endlich zu einem Ende zu bringen. Hier konnte mich keiner stören, keiner Sehen. Nicht einmal für Victoria würde ich meine Fassade noch lange aufrecht erhalten müssen. Vorfreude ließ meinen Körper zittern. 

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