Same old shit...

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Niall's POV

Wisst ihr, wie es ist kaum Geld zu haben? Sich kaum etwas leisten zu können? Ständig jeden Cent zusammen kratzen muss, um über die Runden zu kommen? Und vielleicht versteht ihr mich jetzt, warum ich vor einigen Wochen diesen Zeitungsartikel mit Interesse gelassen hatte? Es wurden Callboys gesucht. Klar denkt ihr euch, dass dies niveaulos ist und total abartig, aber mir stachen einfach nur diese dicken schwarzen Zahlen ins Auge. Bis zu 200 $ die Stunde zu verdienen - wer wollte das nicht? Die Frage war nur, was musste ich dafür tun? Lange hatte ich überlegt, bis ich mich schlussendlich doch dazu entschieden hatte, dort anzurufen und mich zu erkundigen. Es klang Alles sehr seriös und doch hatte ich ein Problem - ich musste zum größten Teil auch mit diesen Männern, oder Frauen schlafen, wenn diese es verlangten. Konnte ich das? Sex mit Männern? Aber ich brauchte das Geld dringend. So fackelte ich nicht lang, und entschied mich bei der Agentur aufzukreuzen und diesen verdammten Vertrag, nach 5- mahligem Lesen, doch zu unterschreiben. 

Und so geriet ich auch an Jeff. Er war derjenige, der mich ständig, ja mittlerweile schon fast täglich buchte. Ich war ihm wirklich dankbar. Er wusste, wie es um mich stand und er war bisher immer sehr nett zu mir gewesen.  Nie hatte er Sex verlangt, sondern ich sollte ihn lediglich auf Veranstaltungen begleiten. So kam es, dass ich die letzten Wochen nur noch von ihm gebucht wurde. So wie gestern Abend. 

Ich erinnerte mich, wie ich mir diesen neuen Anzug angezogen hatte. Jeff bestand immer darauf, dass wenn wir uns trafen, ich einen Anzug trug. Er holte mich Punkt 22 Uhr mit seinem riesigen Wagen ab und gemeinsam fuhren wir dann zu einer Party. Ich wusste allerdings nicht, dass es sich hier bei um einen Club handelte, weshalb ich mich, als wir ausstiegen, etwas overdressed fühlte. "Jeff, meinst du nicht, dass der Anzug etwas zu viel für eine Disco ist?" gab ich nur kleinlaut von mir, als ich die Wagentür hinter mir zuschmiss und zu ihm sah. Er schüttelte wie immer kaum merklich den Kopf. Jeff war nicht der Gesprächigste, es sei denn, er hatte Alkhol getrunken. Was so gut wie täglich passierte, manchmal glaubte ich, er sei Alkoholiker. Einmal hatte ich ihm das an den Kopf gewurfen, und es endete mit einer lautstarken Diskussion und er hatte die Hand gegen mich erhoben - doch bisher hatte er nie zugeschlagen. In meinem weißen Anzug, mit der roten Krawatte betrat ich mit Jeff gemeinsam den Club, der meines Erachtens schon ziemlich voll war. 

Jeff stürmte sofort auf einige Männer zu, die ebenso wie er und ich in einem Anzug bekleidet an der Bar standen, und sich einen Drink nach einander rein schütteten. Ich rollte wieder mit meinen Augen, ich wusste, dass dieser Abend wieder totlangweilig für mich werden würde. An der Bar angekommen, begrüßte ich die anderen Männer mit einem Nicken und setzte mich dann auf einen der Barhocker, während ich langsam mein Jackett öffnete, da es hier drinnen doch sehr warm war. Schnell hatte ich es mir über die Schultern gestreift und über meine Beine gelegt, während ich noch meine Ärmel aufknöpfte und diese etwas hoch krempelte. Kaum war ich damit fertig, ließ ich gelangweilt meinen Blick durch den gut befüllten Club schweifen, als ich auch schon von Jeff ein Getränk vor die Nase gestellt bekommen hatte. Ich schenkte ihm nur ein schwaches Lächeln, während er seinen Arm um meine Schultern legte und mir etwas ins Ohr flüsterte. "Trink, und vielleicht werden wir heute Abend etwas Spaß haben." Er grinste mich schief an und ich sah in seinen Augen die Lust auflodern. Wenn er nicht wollte, dass ich mich gleich übergab, dann sollte er wirklich Abstand nehmen. Und als ob er meine Gedanken lesen konnte, ließ er auch von mir ab und widmete sich wieder seinen Freunden. 

Misstrauisch begutachtete ich das Getränk vor mir, nahm es in meine Hand und schwenkte es etwas hin und her, ehe ich daran roch. Sofort verzog ich mein Gesicht - der Alkohol stieg in meine Nase und ich schüttelte mich leicht, während eine Gänsehaut meinen Körper überzog. Ohne groß zu zögern, stellte ich das Getränk zurück auf den Tresen und da Jeff mir eh den Rücken zu gekehrt hatte, bestellte ich mir einfach ein Glas Wasser. Ich wusste, dass Jeff eh die Rechnung übernehmen würde, da würde dieses eine Wasser auch nichts mehr ausmachen. Erneut schweifte mein Blick gelangweilt durch den Club und ich deckte oben im VIP Bereich einige junge Männer, die eine wirklich dicke Party zu feiern schien. Ich schmunzelte etwas und seufzte kurz darauf leise. Ich wünschte mir manchmal, auch einer von ihnen sein zu können. 

Callboy [N.H & H.S ] ~ On Hold ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt