Das Telefon

Stille.
Dann.
Das Telefon.

Seit dieser einen Nacht ist seine Melodie wie ein Messer, das die Stille durchschneidet.
Etwas, was so vertraut ist, weil ich es jedesmal höre wenn jemand dazu kommt anzurufen.
Seit Jahren kenne ich es.
Und doch ist es ein so kaltes, penetrantes Geräusch.
Mit einer zynisch fröhlichen Melodie.
Doch seit diesem einen Anruf.
Mitten in der Nacht.

Wie ich in meinem dunklen Zimmer wach gelegen hatte.
Hörte wie meine Mutter panisch zum Telefon stürzte.
Die Treppe runter rannte, weil sie wusste was diese Melodie bedeuten musste.
Seit diesem Tag hasste ich unser Telefon. Am schlimmsten ist es, wenn es abends klingelt.
Da kommt die Angst wieder meine Kehle hoch gekrochen.
Wie ein Blitz durchschlägt sie mich.

Ich hatte da gelegen.
Wollte nicht hören was meine Mutter mit dem Anrufer beredete.

Lag da.
Verloren in meinem eigenen Zimmer.
Hielt den Atem an.
Minutenlang und presste mir die Ohren zu.
Kniff die Augen zusammen.
Kauerte mich in mein Bett und drückte so fest auf meine Ohren, dass ich mein Blut im Kopf rauschen hören konnte.

Und dann.

Ohne, dass ich ein Wort des Telefonats mitgehört hatte, kannte ich den Inhalt.

Als ich wagte, meine Ohren und Augen wieder zu öffnen, sah ich unser viel zu helles Licht im Flur, durch den Türspalt fallen.

...Er hatte die Birne kurz bevor er gegangen war noch ausgetauscht...

Ich trat auf meine Türschwelle, blieb im Dunkeln stehen und vernahm ein Krächzen und Würgen aus dem Badezimmer.

Erbrochenes.

Da wusste ich es ganz sicher.
Doch erst als sie auf den Flur trat, meine Mutter, und mich nach einigen Sekunden im dunklen Zimmer stehen sah, hörte ich, wie ein Schrei aus meinem Mund kam.
Einfach so.

Die Todesnaricht.

Und das war der Moment, als meine Welt zusammen brach.
Ich tief in ein Loch fiel.

Dachte das Fallen würde nie Enden.
Dunkelheit.
In der Nacht, in der sein Kampf endete und unser begann.
Der Klingelton unseres Telefons.
Meine ganz persönliche Melodie des Todes.

Dann.
Stille.