03 / 03 / 17
Jeden Tag das Gleiche. Jeden Tag die gleichen Blicke, die gleichen Augen, die gleichen Flüstertöne, das gleiche Gelächter.
Jeden Tag daran vorbei zu laufen, sollte auf die Seele gehen. Sollte es einen nicht schwächen, erdrücken und niederziehen? Vielmehr ist es eine Bestätigung. Eine Bestätigung für das Zurückziehen. Das Mädchen, das kein Wort sagt und beim Laufen auf den Boden sieht, was sollte ich für andere Reaktionen erwarten. Alleinsein ist das Stichwort. Ich finde es nicht schlimm. Es ist meine Wohlfühlzone. Es ist wie eine warme Decke aus beigem Strick, riesig und schirmt eben die Blicke und das ewig andauernde Lachen ab. Es ist mein Schutzmantel... und ein Teufelskreis. Solange ich die Decke trage, wird es so bleiben wie es ist, aber solange es so bleibt wie es ist, werde ich auch die Decke weitertragen. Seit ein paar Wochen nun hält die Situation an. Ich hätte nie gedacht, dass es sich jemals zu was entwickelt... Doch warum stört es mich nicht? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es wirklich meine Medizin. Vielleicht ist es wie in diesen Filmen, wo der Protagonist in eine neue Lebenssituation gerät und er realisiert, dass es genau das ist, was ihm immer gefehlt hat. Vielleicht ist das Alleinsein, das, was mir immer gefehlt hat.
Theorie: Bewusstsein für mich selbst entwickeln durch das Isolieren von der Außenwelt und dadurch mit mehr Erkenntnis und offeneren Augen durch das Leben schreiten.
Bullshit.
Das Leben ist so wie es ist. Bleibe ich meinem Motto treu ‚Passiert es, sollte es so sein - passiert es nicht, sollte es nicht so sein', so hat ja alles seinen Grund und Sorgen sind völlig unberechtigt. Ich kann darauf vertrauen, dass es so vorherbestimmt sein sollte und ich schließlich zufrieden damit zu sein habe... sein sollte... sein kann...
Auch wenn das klingt wie die Theorie einer Religion... aber ich lebte schon immer nach dem Motto. Vielleicht gehe ich deswegen so stumm aufgrund meiner Decke durch die Welt. Alles zieht nur vorbei und in mir selbst regt sich nichts, auch nicht der heimliche Wunsch, endlich zuhause zu sein. Nicht mal das. Vielleicht bin ich wirklich meinem eigenen Lebensmotto so treu wie niemand anders und habe es verinnerlicht wie sonst nichts.
Meine Mum hat mir diesen Notizblock gegeben, damit ich alles niederschreiben kann. Da ich als kleines Kind immer viel schrieb und erzählte, dachte sie wahrscheinlich, ich kann alles so besser verarbeiten bzw. ich fühle mich befreiter, falls ich mal nicht mit irgendwem reden will. Fühle ich mich jetzt so? Fühle ich mich jetzt befreiter? Wovon befreien? Sollte ich deprimierter sein? Nach allem, was passiert ist vermutlich. Mal wieder taucht das Wörtchen warum auf. Warum bin ich es nicht. Warum weiß ich nicht was ich fühlen soll? Es sollte doch so einfach sein, schließlich reagieren wir Menschen doch automatisch auf alle möglichen Situationen. Reaktionen sind chemische Prozesse im Gehirn... oder Herzen... Was auch immer man dann denkt. Menschen sind Wesen der Emotionen und Gefühle. Erblicken oder hören wir etwas, dass uns positive Ereignisse und Stimmungen vermittelt, fällt es uns einfacher, uns von dieser Atmosphäre mitziehen zu lassen. Passiert etwas Schlimmes, drücken wir Trauer, Schock, Enttäuschung, Wut aus entweder gegenüber anderen oder nur uns selbst. So funktionieren wir. So funktionieren sie. Ich spüre keine Wut, Enttäuschung oder Trauer gegenüber dem, was passierte. Es ist so, als wäre es ein Film gewesen, den ich gesehen habe, die Geschichte aber eben nicht im echten Leben stattfand. Jedenfalls nicht bei mir. Ich spüre auch keine Wut, Enttäuschung oder Trauer gegenüber dem, was sich jeden Tag abspielt. Ich würde auch lügen, wenn ich sagen würde, dass ich es bloß von anderen fernhalte, in mich rein fresse und mir die Augen ausweine, sobald ich alleine auf meinem Zimmer bin. Das tu ich nicht. Es trifft mich einfach nicht.
Vielleicht bin einfach kaputt.