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Grübelnd lag Melody in ihrem Bett, die Augen nachdenklich auf ihre Hände gerichtet, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
Sie drehte die schlanken Finger in alle Richtungen, sodass sie jeden Winkel betrachten konnte. Es fiel ihr nichts ungewöhnliches auf, aber nach dem, was passiert war, war nichts mehr ungewöhnlich. Andererseits waren es auch nur Hände, was sollte denn an denen schon ungewöhnlich sein? Ihr Kopf rauchte, metaphorisch gesehen.
Es war schon ein sehr großer Zufall, dass sie zuerst von ihrer Mutter träumte, dann von einer Frau mit Fischschwanz und schlussendlich sogar der Wasserhahn verrückt spielte. Genervt von ihren Gedanken ließ sie ihre Hände in ihren Schoß gleiten und setzte sich seufzend auf. Melody hatte jede Möglichkeit durchdacht, aber keine schien plausibel.
'Du bist sechzehn! Hör auf, zu denken, dass diese Träume ein Zeichen waren! Was ist denn los mit dir?', schrie ihre innere Stimme sie an. Anscheinend hatte ihr Vater ihr zu viele Märchen erzählt, als sie noch klein gewesen war. Ihr verrücktes Gehirn glaubte nämlich jetzt den ganzen Mist.
Verzweifelt streichelte sie Ronny, welche sich durch den Türspalt gequetscht hatte. Nun lag die Katzendame auf der meerblauen Bettdecke und schnurrte vor sich hin.
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"Good morning and welcome at BarcaFM! There are 29 degrees, weather is sunny and warm and as you may think it's a fantastic day to go to the beach or have a great time at the pool!",
plapperte der Radiosprecher seinen üblichen Satz herunter.Melody saß in der Küche auf dem Tisch und aß ihr Müsli, während sie dem Radio lauschte. Ihr Vater war schon im Bootsverleih, um alles für den Tag vorzubereiten. Es war Samstag und heute würde das Geschäft boomen, denn das Wetter war prima und die Touristen würden ihnen die Bude einrennen. Also war er schon um halb sechs los, damit er um sieben Uhr dreißig eröffnen konnte. Die erste Stunde würde niemand kommen, aber gegen neun Uhr würden die ersten Gäste schon draußen auf dem Meer umher paddeln und die Sonne genießen.
Frisch geduscht stand Melody in ihrem Zimmer und suchte sich die Klamotten heraus, welche sie für den Tag brauchen würde. Mittlerweile war es schon viertel nach neun, also müsste Melody in nicht etwa zehn Minuten unten am Bootsverleih sein, um ihrem Vater zu helfen. Sie checkte kurz ihr Handy und sah, dass ihr Vater drei mal versucht hatte, anzurufen. Schleunigst klaubte sie den Haustürschlüssel vom Schlüsselbrett und war schon zur Tür hinaus.
"Melody! Komm mal kurz, bitte", rief Quentin. Melody trottete lustlos zu ihm. Heute war ein trotz des Wetters ein bescheuerter Tag. Zwei Boote hatten den Geist aufgegeben und waren fast mit Besatzung untergegangenen. Dadurch war Fred eine Stunde ausgefallen und die zwei Aushilfskräfte Lucia und Carmen waren nach der ersten halben Stunde ihrer Arbeitszeit wieder verschwunden. Somit hatten Quentin und Melody alle Hände voll zu tun, um die Gäste zu beruhigen, dabei war es erst halb zwei und noch lange nicht Zeit, den Verleih zu schließen.
Zudem hatten sie kein Wechselgeld mehr gehabt und Melody musste ein paar Kilometer zum nächsten Geldautomaten laufen. Es war einfach verhext!
"Was ist denn, Dad?", fragte sie. "Du kannst nach Hause gehen ich komme hier schon klar. Mach essen, ich komme erst spät heim'', sagte er, ebenfalls erschöpft. "Nein, ich lass dich doch nicht mit der ganzen Arbeit allein! Ich bleibe hier" Damit war das Thema erledigt und Melody wäre froh gewesen, hätte sie ihm zugestimmt.
Die Tür schlug zu. Melody tappte durch die Wohnung, hinter ihr ihr übermüdeter Vater. Erschöpft schlurfte sie die Treppen zu ihrem Zimmer hoch und verschwand hinter der Tür. Kaum war Melody bettfertig, kuschelte sie sich in ihr Bett und fiel in einen ruhigen, erlösenden Schlaf.
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Weltenwandler - Wechsel der Gezeiten
Fantasy»Sie war allein. Niemand war bei ihr. Nur eine Kette lag versteckt zwischen den Fingerchen, viel zu groß für die kleine, zarte Hand, als wäre sie fehl am Platz und doch, als gehöre das Schmuckstück genau dort hinein. Die Kette war aus purem Gold, d...