Heute ist Freitag. Morgen sehe ich endlich Aiden wieder. Ich kann es kaum erwarten. Die Woche hatte ich schon ein paar Therapien. Die Kunsttherapie ist so gut wie Jess davon geschwärmt hat. Die Tanztherapeutin hatte einen total komischen Namen, aber sie ist trotzdem total lieb. Dazu habe ich zusätzliche Therapien. Eines wäre die Körperbildgruppe. Da sollen alle Patienten mit Essstörung zusammen. Diese habe ich gleich. Ich schreibe viel Tagebuch und wende mich an die Patienten. Viele sind mir jetzt schon ans Herz gewachsen.
„Die Gruppe findet sich in der Turnhalle zusammen." sagt Annika als wir unsere Ruhezeit abhielten
„Frau Neinaber macht die Gruppe aber Frau Klein die Kunsttherapeutin hilft manchmal auch aus." ergänzte Marie.
„Und macht die Gruppe Spaß?" fragte ich.
„ Ich finde dass sie sehr unterstütztend ist." sagte Mell und lächelte. Die anderen nickten.Wir gingen gemeinsam nach unten. In der Turnhalle saß Frau Neinaber schon. Wir setzen uns in einen Kreis hin.
Als erstes fragte sie wie jeder sich hier fühlt.
„Gut heute machen wir zwei Dinge. Einmal zeichnen wir uns auf ein Blatt, wie wir denken wie wir aussehen. Danach zeichnet einer die richtigen Umrisse von den anderen. Aber als erstes habe ich für jeden zwei Seile. Legt mit den einen wie ihr denkt, dass euer Bauchumfang ist. Mit den anderen werde ich danach euren richtigen abmessen." sagte Frau Neinaber.
Ich tat mich mit der Aufgabe schwer, doch den anderen ging es ähnlich.
Nachdem wir unsere Umfänge gelegt hatten maß sie jeden von uns. Ich war leicht erschrocken vom Ergebnis.
„Aber das kann doch nicht sein." meinte ich verblüfft. Das anderen stimmten mir zu. Ich oder wir haben uns mindestens dreimal so dick gelegt. In Wahrheit war es so wenig, dass wir es selbst nicht glauben konnten.
„Das ist der Teil den man zahlt. Man sieht sich gestört und komplett falsch, sodass ihr euch immer weiter in den Hungertod treibt. Ich schluckte. Ich konnte das alles nicht ganz wahr haben.
Frau Neinaber gab uns allen ein großes Blatt. Wir mussten uns drauf legen damit die Größe passte. Danach zeichnete sich jeder selber. Ich musste sehr mit mir selbst kämpfen.
„Lia denke nicht so viel nach sondern zeichne einfach aus deinen Gefühlen raus." sagte Frau Neinaber.
Ich versuchte in mich hinein zu fühlen. Und ließ sämtliche Gefühle zu. Hass, Verzweiflung, Trauer, Wut und Enttäuschung. Alles kam und ich begann zu zeichnen. Am Ende war ich zufrieden, da ich mich auf die Übung einlassen konnte.
Mell kam zu mir. „Und nun zeichne ich die wahre Lia." sagte sie und lächelte.„Es ist wirklich erstaunlich wie scheiße wir uns sehen." sagte Annika.
„Vor allem ich fühle mich nicht so dünn, sehe mich auch nicht so , bin es aber trotzdem. Das ist verrückt." sagte ich kopfschüttelnd als wir unsere Werke betrachteten.
„Lias finde ich am traurigsten. Du bist so so dünn und siehst dich als würdest du fast Übergewicht haben." sagte Marie. Ich schaute sie traurig an.
„Aber bei dir sieht das genauso aus." sagte ich. Annika und Mell nickten zustimmend.
„Mädels wir müssen unsere Bastardstimme, die uns auch jeglichen Sehsinn raubt , den Kampf ansagen." meinte Annika.
„Ihr Mädchen habt ihr schon den Kampf angesagt, indem ihr euch entschieden habt hier an euch zu arbeiten. Ich glaube ihr werdet es hier schaffen. Glaubt an euch und unterstützt euch." sagte Frau Neinaber.Die Körperbildgruppe hatte Spuren hinterlassen. Ich dachte viel über mich selbst nach am Freitag. Das Essen klappte ein bisschen leichter, auch wenn ich schnell aufgab.
Heute ist Samstag und ich freue mich in ein paar Stunden Aiden zu sehen. Summend machte ich mich fertig. Heute kann mir keiner die Laune verderben.
Beim Essen erzählten wir , was heute nach den Mittagessen Anstand. Ich erzählte von Aiden. Andere bekamen Besuch von ihrer Familie oder Freunden.„Lia dein Besuch ist da. Er wartet unten." sagte Diana. Meine Augen weiteten sich.
„Dürfen wir mitkommen? Ich will sehen wie dein Freund aussieht." sagte Jess. Annika, Mell und Marie grinsten. Ich lächelte und ging mit Herzklopfen ins Foyer.
Da stand Aiden. Ich rannte los und viel ihn strahlend um den Hals. Er lachte und legte seine Arme und meine Taille und tänzelte mit mir einmal um sich selbst.
„Ich hab dich vermisst." sagte ich.
„Ich dich auch." sagte er und küsste mich.
Ich schaute ihn verliebt an bis mir einfiel, dass wir nicht alleine waren.
„Oh Aiden darf ich vorstellen. Jess meine Zimmernachbarnin. Annika, Mell und Marie." sagte ich und zeigte auf jeden einzelnen. Aiden nickte.
„Hi ich bin Aiden Lias Freund. Ich hoffe ihr kümmert euch gut um euch gegenseitig."sagte er und grinste.
„Ich habe schon viel von dir gehört. Siehst sogar besser aus als auf den Fotos von Lia." sagte Jess und lachte.
„Das nehme ich mal als Kompliment." sagte er und grinste. Ich kuschelte mich an ihn.
„Lia du musst uns später mehr erzählen." sagte Annika. Ich nickte verträumt und die vier ließen uns allein.
„Da hat jemand Kuschelbedarf." sagte Aiden und küsste meinen Kopf. Er nahm meine Hand und ich ging mit ihm auf mein Zimmer.
„Ihr habt es hier echt gut. Das Zimmer ist hell und durch die dunkle Holz hat es was edles." sagte Aiden und schaute sich interessiert um. Ich lachte.
„Was du für ein Auge hast. Scharfsinnig. Ich entdecke immer mehr an mir." sagte ich und lächelte.
„Ich bin erstaunlich was?" sagte er und grinste. „Hey du schreibst ja wirklich in das Tagebuch, was dir Clara geschenkt hat." er lächelte und hielt es hoch. Ich habe es auf meinen Schreibtisch liegen gelassen.
„J-Ja aber da stehen unschöne Sachen drin." sagte und nahm es ihn langsam aus den Händen und legte es vor meine Brust.
Aiden guckte mich leicht verwundert an.
„Lia ich weiß auch wofür das Tagebuch gedacht war. Für deine negativen Gedanken aber auch für positive Entwicklungen." sagte er. Ich seufzte und legte das Tagebuch in die Nachtischschublade.
Aiden setze sich auf mein Bett und ich kuschelte mich an ihn und wir erzählten von unserer Woche. Bis ich zum Essen gerufen wurde. Meine Ruhezeit durfte ich ausnahmsweise auf meinen Zimmer verbringen.
DU LIEST GERADE
Perfect for you! [Geschichte einer Magersucht]
Novela JuvenilLias Leben dreht sich immer um zwei Dinge: ihre Essstörung und Aiden. Sie führt seit Jahren keine gute Beziehung zum Essen und befindet sich wegen ihre Magersucht in Behandlung. Und die Tatsache, dass sie in Aiden verliebt ist, macht die ganze Sache...