Müde ließ ich meinen Kopf auf meine Knie sinken. Meine Kapuze hatte ich tief in mein Gesicht gezogen und meine Beine an meinen Körper. Meine Hose wurde dreckig und immer nasser durch den prasselnden Regen, der seit Tagen anhielt. Meine Hände zitterten durch die Kälte und waren schon leicht blau angelaufen, doch noch würde ich mich nicht vom Fleck bewegen. Ich atmete tief ein und erhoffte mir so den tiefen Schmerz in mir ersticken zu können. Aber es war wie jedes Mal, atmen konnte es nicht verhindern, dass ich leide. Nichts und niemand kann es verhindern. Ich hörte Schritte auf dem matschigen Boden und das Geräusch, wenn Regen auf einen Schirm fällt. Das dumpfe Plätschern kam immer näher und ich hoffte inständig, dass mich dieser jemand einfach in Ruhe lassen wird. Doch leider wurde diese Hoffnung, dieser Wunsch nicht erfüllt. Die Person blieb stehen genau neben mir. Ich bewegte mich nicht, stattdessen hielt ich einfach die Luft an. "Hier.", sprach eine tiefe männliche Stimme. Verwundert schaute ich auf. Es war ein junger Mann mit braunen Haaren und leuchtend grünen Augen. Er war sehr groß und lächelte freundlich. Ein blauer Pullover zierte ihn und darüber trug er eine Regenjacke. Sein Arm war ausgestreckt und in seiner Hand hielt er einen blauen Regenschirm. Mit der linken Hand zog er sich schnell die Kapuze über und deutete an mir den Regenschirm geben zu wollen. Eingeschüchtert schüttelte ich den Kopf. "Nimm ihn, du brauchst ihn mehr als ich.", sagte er ermutigend. Ängstlich streckte ich meine Hand nach dem Schirm aus und schaute ihn weiter erstaunt an. Zaghaft ergriff ich den Schirm und hielt ihn über meinen Kopf. Meine kompletten Klamotten waren mittlerweile durchnässt, weshalb ich erzitterte, als ein Windstoß uns erfasste. "Möchtest du mit mir kommen, zur Kirche? Da kannst du dich aufwärmen.", schlug er lächelnd vor. Doch schnell schüttelte ich den Kopf. "Du brauchst keine Angst haben. Ich bin Harry Styles. Ich werde dir nichts tun.", versuchte er mich zu beruhigen. Doch das half nicht. Ich würde mich nicht überzeugen lassen. Sein Lächeln verschwand, stattdessen wirkte er traurig. Warum redet er mit mir? Warum wirkt er traurig? Warum hat er mir seinen Schirm gegeben? Warum kümmert er sich? Er wandte sich ab und lief den Weg zurück in Richtung der Kirche. Zum Glück war er weg. Ich will alleine sein, so wie ich es seit langem bin. Es waren schließlich schon zwei Jahre vergangen. Ich zog meine Beine wieder an meinen Körper und umklammerte sie mit meinen Armen. Den Regenschirm versuchte ich auch nahe an meinen Körper zu halten in der Hoffnung, dass er vielleicht auch hilft meine Körperwärme zu halten. Nach einiger Zeit fiel es mir schwer meine Augen aufzuhalten und ich merkte, wie ich kaum noch Kraft hatte den Regenschirm zu halten. Das Zittern meines Körpers wurde immer stärker und die Kälte kroch immer weiter durch meine Klamotten. Plötzlich sackte ich zusammen und alles wurde schwarz...
...Mein Kopf brummte und mir war etwas schlecht. Vorsichtig versuchte ich meine Augen zu öffnen, doch das war schwieriger als gedacht. Plötzlich wurde mir etwas bewusst. Mir war nicht kalt und ich lag auf etwas weichem. Erschrocken setzte ich mich auf und riss nun doch meine Augen auf. Ich war in einem beige gestrichenen Zimmer auf einem Bett. Mein Blick wanderte schnell durch den Raum. Plötzlich bewegte sich etwas neben mir. Schnell schaute ich neben mich und fand den Jungen von heute neben dem Bett sitzend vor. Er rieb sich die Augen und schaute nun zu mir. Ängstlich drückte ich mich an die Wand hinter mir und suchte nach einer Fluchtmöglichkeit. "Du bist wach.", stellte er erfreut fest und schenkte mir ein Lächeln. Doch das alles beruhigte mich nicht. Stattdessen sprang ich auf und versuchte so schnell wie möglich zur Tür zu kommen. Aber meine eigenen Beine machten mir einen Strich durch die Rechnung. Sobald ich stand, gaben sie nach und ich fiel zurück ins Bett. "Oh Gott, ist alles okay?", fragte der Junge besorgt. "Harry, was ist denn hier los?", fragte eine Frauenstimme und im nächsten Moment öffnete sich die Tür. Eine schwarzhaarige Frau mittleren Alters stand in der Tür und musterte mich. Plötzlich bildete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. "Du bist wach, Darling.", stellte sie erfreut fest. Verblüfft schaute ich beide an, während Tränen der Frustration und Verzweiflung meine Wangen herunter liefen. "Warum weinst du denn?", fragte sie betroffen und näherte sich dem Bett. Schnell rutschte ich ängstlich zurück an die Wand. "Du brauchst keine Angst haben. Wir tun dir nichts.", sagte der Junge schnell und versuchte mich dadurch zu beruhigen. Ich schüttelte nur den Kopf und blieb dort in der Ecke sitzen. Was wollen sie von mir? "Harry hat dich heute Mittag auf dem Friedhof gefunden. Du warst scheinbar aus Erschöpfung eingeschlafen. Wir wollen dir nur helfen, Darling.", versuchte nun die Frau mich zu beruhigen und ich musste zu geben, dass sie es sogar ein bisschen durch ihre sanfte Stimme schaffte. "Wie fühlst du dich?", fragte der Junge und in seinen Augen sah man noch immer die gleiche Besorgnis wie zuvor. Ich schüttelte nur den Kopf. Ich kann ihm nicht antworten. "Ich bin Anne Styles und das ist mein Sohn Harry Styles. Willst du uns vielleicht deinen Namen verraten?", fragte sie und setzte sich auf das Bett. Ich schüttelte erneut den Kopf und suchte noch immer eine Möglichkeit dieser Situation zu entfliehen. "Mum, ich glaube, sie kann gar nicht sprechen.", murmelte der Junge zu der Frau. Ich wollte erneut versuchen auf zu stehen, doch meine Beine waren noch immer zu schwach. Ich war wirklich frustriert, weshalb sich wieder Tränen den Weg über meine Wangen suchten. Die Frau, Anne war ja ihr Name, drehte sich etwas verwundert zu mir. "Kannst du uns verstehen?", fragte sie besorgt. Sollte ich ihr antworten? Ich weiß nicht, ob ich ihnen trauen kann. Aber sie wirken so nett, vielleicht können sie mir ja wirklich helfen. Schnell nickte ich, um nicht unhöflich zu wirken. "Okay, du verstehst uns, das ist gut.", murmelte der Junge und ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Weiße Zähne blitzen hinter seinen rosigen Lippen auf. Ich musste zugeben, dass sein Lächeln wunderschön aussah. Nur fragte ich mich, wie er sich über diese Tatsache nur so freuen konnte. "Kannst du sprechen?", fragte nun Anne. Ich schüttelte den Kopf und spielte nervös mit meinen Fingern. Würden sie mich nun verachten, weil ich eine Behinderung habe? "Seit deiner Geburt?", fragte sie weiter. Ich nickte unsicher. Was würden sie nun über mich denken? Sie nickte und lächelte leicht. Es war eine ganz andere Reaktion als erwartet. Sie wirkte nicht wütend oder schaute mich verachtend an. Nein, ganz im Gegenteil sie wirkte noch immer freundlich. "Kannst du schreiben?", fragte sie mich neugierig. Ich schüttelte den Kopf und ihre Augen weiteten sich geschockt. Harry wirkte nicht geschockt sondern traurig. Was machte ihn traurig? Es kann nicht diese Tatsache sein, oder? Anne wirkte nachdenklich. "Wo sind deine Eltern, Liebes?", fragte sie nun. "Mum, auf die Frage kann sie schlecht antworten.", stellte Harry fest. Sie nickte und schien weiter zu überlegen, während ich vorsichtig meine Finger hob. Ich legte sie so übereinander, dass sie ein Kreuz bildeten. Harry's Augen weiteten sich. "Sie sind tot?", fragte er, um sich zu vergewissern, dass er es richtig verstanden hatte. Ich nickte und neue Tränen liefen meine Wangen hinunter. Als er mich ansah, beugte er sich zum Nachttisch und öffnete eine Schublade. Daraus zog er ein blaues Stofftaschentuch, was er mir reichte. Zögerlich ergriff ich es und trocknete vorsichtig die Tränen auf meinen Wangen. "Bei wem lebst du momentan?", fragte Anne. "Großeltern?", begann sie. Ich schüttelte den Kopf. "Tante und Onkel?" Ich schüttelte erneut den Kopf. "Bruder oder Schwester?" Doch ich musste wieder verneinen. "Im Heim?", fragte sie nervös. Ich nickte und neue Tränen bildeten sich in meinen Augen. Wenn sie herausfinden, dass ich weggelaufen bin, bekomme ich wieder Ärger. Sie hassen mich dort. Ich will nicht wieder zurück. "Das Heim hier in der Stadt?", fragte sie weiter. Ich nickte erneut. Harry verzog das Gesicht. Das Kinderheim hatte keinen guten Ruf aber auch zurecht. Es ist eine schreckliche Einrichtung. "Dann müssen wir dich zurück bringen. Sie suchen dich bestimmt schon.", meinte Anne nun. Meine Augen wurden groß und ich schüttelte stark den Kopf. Bitte, sie darf mich nicht wieder dort hin bringen! Immer mehr Tränen verließen meine Augen und ich legte meine Hände zusammen, um ihr zu verdeutlichen, dass ich bitte, mich nicht dort wieder hinzu bringen. Erschrocken schaute sie mich an und danach zu Harry. "Ruhe dich noch etwas aus, Darling. Du musst erst wieder zu Kräften kommen.", sagte sie und schenkte mir ein beruhigendes Lächeln. "Harry, können wir reden?", fragte sie ihm beim Aufstehen. Er nickte ihr zu. "Ja, sofort.", sagte er noch, während Anne zur Tür lief. Sie drehte sich zu uns, lächelte und verließ dann den Raum. Harry lief zum Fenster, um den Vorhang weiter zu zu ziehen, damit es dunkler im Raum ist. Er ging zurück zu mir. "Du solltest noch ein wenig schlafen.", murmelte er. Ich will nicht schlafen! Ich will nicht zurück ins Heim! Sie dürfen mich nicht zurück bringen! Können sie mich nicht einfach gehen lassen? Ich ergriff ohne nachzudenken seinen Arm, als er aufstehen wollte. Etwas erschrocken schaute er mich an. Meine Augen waren Tränen gefüllt und ich versuchte ihn flehend anzusehen. Sein Blick wurde weicher und er setzte sich wieder zurück zu mir. "Du möchtest nicht zurück ins Heim, oder?", fragte er nach. Ich schüttelte den Kopf. Alles nur das nicht, ich möchte nicht zurück. "Ist es dort so schlimm, wie man erzählt?", fragte er zögerlich. Ich nickte. Es ist sogar schlimmer, als man sagt. Er schloss die Augen. Er sah wütend und traurig zu gleich aus. Ich hörte, wie er tief die Luft einzog. Er öffnete seine Augen und legte seine Hand auf die meine auf seinem Arm. "Ich werde Mum davon überzeugen, dass sie dich nicht zurück bringen darf!", sagte er ernst. Ich durchforstete seine Augen, um zu sehen, ob er lügt. Doch in seinen Augen sah man nur, dass er die Wahrheit sagt. Er lächelte mich beruhigend an und stand auf. Kann ich ihm vertrauen? Als er den Raum verließ, führte ich eine Diskussion mit mir selbst. Sollte ich versuchen zu fliehen oder nicht? Kann ich ihm vertrauen oder nicht? Und was ist, wenn sie mich zurück ins Heim bringen wollen?
DU LIEST GERADE
Sometimes you don't need words...
FanfictionSometimes you don't need words... Ich bin stumm seit meiner Geburt. Meine Eltern sind vor zwei Jahren verstorben. Alle sehen mich komisch an. Keiner akzeptiert mich. Im Heim beleidigen sie mich. Alles spricht für ein sehr trauriges Leben und so war...