Mein Wecker klingelt heute leider wieder total früh und schmeißt mich aus dem Bett. Ich bin gestern erst um eins ins Bett gekommen und bin jetzt totmüde. Warum können die den großen Abend denn nicht einfach aufs Wochenende verschieben?
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Ich steige in den vollen Bus, sehe aber tatsächlich noch einen freien Platz. Und der ist neben Louise. Das ist die perfekte Gelegenheit mit ihr über die vergangenen Tage zu sprechen und ich setze mich neben sie. Ich sehe ihr an, dass sie es besser gefunden hätte, ich hätte mich die Busfahrt mit Stehen durchgequält. "Hi", sagt sie trocken. "Hi", antworte ich so lässig wie ich kann. Ich warte ein paar Sekunden und sehe sie dann an. Jetzt oder nie. "Was war das gestern und vorgestern und... überhaupt, warum benimmst du dich so komisch und hängst mit dieser komischen Zicke rum, die sowieso viel älter ist als du!" Sie blickt betreten zu Boden. "Lou! Geb mir eine Antwort!" Louise sieht mich an und lächelt gequält. "Tut mir wirklich leid. Ich hab mich richtig sch...recklich benommen." Louise drückt sich wie immer nur angemessen aus und benutzt keine "schlimmen Wörter". Ich runzele die Stirn. "Was sollte das alles? Du hast gestern, an meinem Geburtstag, noch nicht einmal ein einziges Wort mit mir geredet! Ich glaube, Fairy und Tino sind die Einzigen, die mir gratuliert haben!" Louise sieht mich erschrocken an. "Wie? Sag jetzt nicht, dass du meinen Geburtstag vergessen hast!" Louise sieht aus, als würde sie am liebsten jetzt gleich im Boden versinken. "Es tut mir so leid Jooky! Können wir uns nicht einfach wieder vertragen? Du bist meine beste Freundin und ich will dich echt nicht verlieren!" Ich weiß echt nicht, was sie sich denkt. Ich werde langsam wirklich wütend. "Wenn ich deine beste Freundin bin, was hängst du dann die ganze zeit mit dieser Schminktussi rum?" Louise unterdrückt ein Lachen, das kann ich ihr ansehen. "Das ist Lisa, meine Cousine, sie ist für ein paar Wochen hier. Und es tut mir echt leid wie ich mich in ihrer Gegenwart benommen habe, aber sie ist halt einfach irgendwie cool... Und ich dachte ich könnte auch so cool sein wenn ich mich so benehme und..." "und deine beste Freundin runtermachst?", fahre ich sie an. "Bitte Jooky, ich weiß das ich mich nicht richtig verhalten habe, also bitte sei mir nicht böse!" Sie sieht mich an und ich sehe wirklich so etwas wie Reue in ihren Augen. Ich seufze. "Hm...", sage ich. Ich setze mich gerade hin und warte ein paar Augenblicke. Dann lächele ich und Lou entspannt sich von jetzt auf gleich. "Bist du mir noch böse?", fragt sie. "Ja", antworte ich und sehe sie ernst an. "Aber ich kann dir verzeihen wenn du so etwas nicht nochmal machst." Sie lächelt erleichtert. "Ich habe deinen Geburtstag übrigens nicht vergessen. Ich hab mich nur nicht getraut mit dir zu reden... irgendwie... ich weiß auch nicht wieso." Sie kramt in ihrer Tasche, zieht ein kleines Päckchen raus und überreicht es mir. "Mach schon auf" Ich reiße das Papier auf und sehe eine kleine Schachtel. Das Papier stecke ich als Papierball in meine Tasche, dann öffne ich vorsichtig das Kästchen. Innen drin liegt ein Anhänger, in der Form eines halben Herzens. Best Friends, steht dort in geschnörkelter Schrift. Ich strahle Lou an. Sie hält mir ihren Arm hin, sie hat auch ein Armband an. "Das hier ist die andere Hälfte." Ich sehe es mir genauer an, dort steht in der selben geschnörkelten Schrift: forever. Ich drücke Lou dankbar an mich. "Danke!" Ich fummele an dem Armband rum und befestige es irgendwie an meinem Handgelenk. "Da fällt mir noch was ein", sagt Lou. "Du hast doch gesagt, Tino hätte dir zum Geburtstag gratuliert." Sie grinst mich schelmisch an. "Läuft da irgendwas zwischen euch?" Ich sehe sie empört an. "Na hör mal, das gleiche könnte ich dich ja von Max fragen!" Ich muss gar nichts weiter sagen, denn ich sehe schon die leichte Röte in ihr Gesicht schießen und muss Kichern. "Ich hab also Recht!" Louise zuckt lächelnd mit den Schultern als der Bus endlich zum Stehen kommt.
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Ich sitze neben Lou im Chemieunterricht, als ich plötzlich einen gewaltigen Windstoß spüre. Wir sind hier drinnen und die Fenster sind geschlossen. Ich kann mich plötzlich nicht mehr auf den Beinen halten und schreie, als ich gegen das geschlossene Fenster geschleudert werde. Das Glas zerschmettert und ich spüre wie einzelne Glasscherben meine Haupt zerschneiden. Ich werde weiter geschleudert und das mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Ich mache meinen Mund auf, will schreien, bringe aber keinen einzigen Ton heraus. Der Wind ist einfach zu stark und zu laut. Ich weiß nicht, was hier gerade passiert, aber ich werde weiter geschleudert, ich sehe nichts mehr um mich herum, es ist einfach zu schnell. Und irgendwann nehme ich nichts mehr war, alles verschwimmt mir vor Augen und es wird alles schwarz, noch während ich in der Luft bin.
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Ich lasse meine Augen geschlossen, als ich einen Arm auf meinem spüre. Ich nehme nicht wirklich wahr, was um mich herum passiert, ich vernehme nur das laute Pochen meines Herzens und wieder verschwimmt mir die Welt vor Augen. Jemand packt mich grob am Arm und ich reiße die Augen auf, was ich sofort bereue denn schon schießt mir der Schmerz in alle Glieder. Doch ich lasse meine Augen offen und blicke in das Gesicht eines Mannes, den ich nicht kenne. "Bist du verletzt?", fragt er, aber ich antworte nicht. Ich schließe meine Augen einfach wieder, denn ich fühle mich so erschöpft wie noch nie, ich habe keine Kraft mehr, ich werde gleich... Ein lautes Schreien reißt mich in die Gegenwart zurück und ich reiße meine Augen wieder auf. Der Mann funkelt mich zornig an. Ich weiß nicht, wo ich bin oder was passiert ist, ich weiß nur, dass ich nicht mehr kann. Der Mann packt mich grob an den Schultern und zerrt mich hoch. "Komm schon! Es gibt so wenige Überlebende, und du gehörst zu ihnen, sterb jetzt nicht weg, wir müssen alles wieder in Ordnung biegen!" Ich nehme nicht wirklich wahr, was er sagt, ich spüre nur den Schmerz in meinem ganzen Körper. Ich schaue ihn müde an, aber er packt mich einfach mit einem Arm unter dem Kopf und mit dem anderen unter den Knien und hebt mich hoch. Ich zucke vor Schmerz zusammen, sage aber nichts sondern lasse den Mann machen. Ich spüre, wie die Welt wieder verblasst und ich nehme nichts mehr um mich herum wahr.
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Ich werde von einem schwachen Piepsen geweckt und öffne die Augen. Ich muss einen Moment überlegen und kann mich dann erinnern - an den gewaltigen Wind und an den Mann. Was war das für ein Wind gewesen? Was war passiert? Ich reiße die Augen auf und will mich aufsetzen, aber irgendetwas hält mich am Boden - oder eher gesagt am Bett. Denn den weißen Wänden und den piepsenden Monitoren die ich sehe nach zu urteilen, befinde ich mich im Krankenhaus. Was mir auch wiederum rätselhaft erscheint. Wieso gibt es nach diesem Wind noch ein Krankenhaus und Ärzte die sich um die Patienten dort kümmern können? Ich sehe den Mann von vorhin in einer Ecke stehen und sich mit einem anderen unterhalten. Der Mann fährt herum als ich meinen Kopf leicht bewege. "Nicht-bewegen!", fährt er mich an und ich halte in der Bewegung inne. "Du brauchst erst einmal ein paar Wochen Ruhe, damit deine Knochen heilen. Mit deinen Organen und was weiß ich ist zum Glück alles in Ordnung. Du hast unglaubliches Glück gehabt, dass du sofort gegen einen Fels geschleudert wurdest, denn sonst hätte die Geschwindigkeit dich womöglich umgebracht. So kamst du nur mit ein paar Knochenbrüchen davon" Ich sage nichts, dazu fühle ich mich zu schwach. Ich schließe einfach die Augen und schlafe wieder ein.
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...der nächste Teil folgt
-AleaAquarius
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Darkness - Letzte Hoffnung
Science FictionWas würdest du tun, wenn die Erde plötzlich aufhört sich zu drehen und alles zerstört wird? Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass dir nicht mehr viel Zeit bleibt, bis die Welt untergeht? Als Jooky in diese vollkommene Katastrophe verwickelt wir...