Immer diese Gefühle

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Leicht gekrümmt kam sie auf mich zu. "Rosa..." Sie versuchte langsam nach meinem Arm zu greifen. Schneller als sie schauen konnte, holte ich aus und schlug ihre Hand weg. Schmerzverzerrt hielt sie diese fest. Ihr schossen die Tränen in die Augen. Für einen kurzen Augenblick tat es mir leid. Aber sie war doch selber Schuld. Ich hatte ihr mehrmals gesagt dass sie  gehen soll. Wenn sie nicht darauf hört ist das nicht mein Problem. "Rosa... bitte..." "Erstens bin ich immer noch Ross und nicht Rosa. Zweitens hab ich dir schon zigtausendmal gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst. Und drittens geh jetzt einfach!" Sie hörte schlagartig auf zu weine und erwiderte trotzig: "Schön dann geh ich halt. Erst will ich aber noch wissen warum du mich dann geküsst hast." Ich starrte sie an und antwortete ein ganze Weile nicht. Stille. Wissen, wieso ich das getan hatte, wusste ich selber nicht. Geschweige davon was mich dazu gebracht hatte. Ich wusste nur, dass ich sie gerne hatte. Viel zu gerne um ehrlich zu sein. "Was ist jetzt? Was ist los? Warum hast du mich geküsst?" In ihr brodelte wahrscheinlich die Wut. Mit hochrotem Kopf stand sie mir gegenüber und wippte mit dem Fuß. Ich ließ ein schnauben von mir. "Willst du mir jetzt also erzählen, dass es einfach so passiert ist, oder was? Du willst mich doch verarschen! Kannst du doch mir nicht einfach erzählen. War ich dein Testobjekt, nachdem es mit Damian nicht geklappt hat. Oder wie soll ich mir das vorstellen? Sag doch jetzt auch mal was." "Ich weiß es doch selber nicht", stammelte ich. Genau in diesem Moment wurden wir durch ein Klingen abgelenkt. Phoebe zog ihr Handy aus der Tasche und sofort verfinsterte sich ihre Miene. "Ich komme gleich wieder. Und dann will ich eine vernünftige Antwort haben!"

Die Zeit verstrich. Trottend schleppte ich mich zum Bett und ließ mich mit dem Kopf voraus fallen. So lag ich dann eine Weile. Das atmen wurde immer schwerer. Schließlich drehte ich mich dann doch auf denn Rücken. Noch wollte ich ja nicht ersticken. Ich sollte Phoebe gleich alles erklären, obwohl ich die Antwort nicht kannte. Vielleicht hat mein Gehirn für den Augenblick ausgesetzt und mein Herz handeln lassen. Warte! Was? Mein Herz handeln lassen? Ich meine ich mag sie. Aber dann doch nicht so sehr, oder? Ja, ich hatte ein seltsames, dennoch wohliges Kribbeln im Bauch. Ja, ich hatte danach Beine wie Wackelpudding. Und ja das waren Anzeichen dafür, dass ich dabei war mich zu verlieben. Das heißt noch lange nichts! Weiche Knie bekommt man auch bei sämtlichen anderen Dingen wie... wie... äh... Ohnmacht. Genau. Zum Beispiel Ohnmacht. Aber mir war ja nicht schwindelig gewesen. Immer lauter wurden auf einmal Schritte vor der Tür. Bis diese blitzartig aufgestoßen wurde. Phoebe stand mit hochroten Augen vor mir. "Was ist passiert?"
Sie fing wie ein Schlosshund an zu heulen und wimmerte: "Ach ist nicht so wichtig." "Scheint aber so. Sonst würdest du nicht so vor mir stehen." Phoebe hatte es scheinbar die Sprache verschlagen. Schluchzend stand sie noch immer auf dem selben Fleck. Sie musterte mich, als ob sie irgendetwas  herausfinden wollte. Sie atmete noch einmal tief ein und aus. "Damian..." Was hatte der denn jetzt veranstaltet? "Er...er wollte wissen wo ich bin. Ich hab ihm gesagt, dass ich bei dir bin. Er ist daraufhin total ausgerastet. Sagte wie dumm ich doch sei nach der Aktion im Park, dir wieder hinterher zu rennen. Ich hatte ihm erklärt dass ich nur von dir wissen wollte was dich getrieben hatte. Das hat ihn nicht interessiert. Ich wollte doch nur, dass zwischen dir und mir alles wieder gut wird. Wir sind schließlich Freunde seit dem Kindergarten. Auch wenn wir uns lange Zeit nicht mehr gesehen haben. Das hab ich ihm auch erzählt und dann...", sie stockte. Sie so zu sehen machte mir ein unwohles Gefühl. Was hatte dieses Arschloch getan. Ich konnte nicht anders als sie in den Arm zu nehmen. Sie krallte sich an meinem Rücken fest und weinte noch mehr. Ich löste mich ein Stückchen von ihr und küsste sie sanft auf die Stirn. Sofort wurde sie etwas ruhiger. Sie zog mich wieder in einer feste Umarmung. Eine ganze Zeit lang standen wir so da. Schließlich trat sie einen Schritt zurück und schaute mich dankend an. Ihre Augen waren total aufgeqollen. Ihr Gesicht so nass, dass Enten darauf hätten Baden können. "Komm lass uns auf das Bett setzten.", sprach ich mit dickem Kloß im Hals. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen und schmiss sich darauf. Ihren Kopf drückte sie in eines meiner Kissen. Ich witzelte: "Das ist aber kein Sitzen. Oder hast du vergessen wie das geht." Sie äffte mich und erwiederte: "Halt einfach die Klappe und leg dich dazu." Gesagt getan. Ich machte es mir gemütlich und schloss die Augen. Nur für einen kurzen Moment. Denn dann kuschelte Phoebe sich an. Sprachlos musterte ich sie. "Sag jetzt nichts! Ich will kuscheln." Ich wollte gerade etwas erwidern, da presste sie mir die Hand auf den Mund. "Ruhe!" Streng schaute sie mich an. Ok. Was sollte das nun? Ich nahm alles so hin und versuchte mich wieder zu entspannen. Es ging aber nicht. Mein Herz raste wie wild. Das hatte sie wahrscheinlich schon gehört, weil sie lächelnd auf meiner Brust lag. Neben dem Herzrasen hatte ich auch schon wieder das komische kribbeln in der Magengegend. Ich musste irgendwas tun. "Was war denn eigentlich mit Damian?" Du Idiot! Sie war endlich wieder gut zufrieden und du machst alles wieder kaputt. Nur weil du nicht nachdenkst. Sie schaute mich fragend an.  Plötzlich fing sie wieder an zu weinen. Na super. Ich Trottel. "Wenn du nicht darüber reden willst, ist es auch ok." "Nein, nein. Ist schon in Ordnung. Er... er...er wollte mir den Kontakt zu dir verbieten. Da bin ich dann sauer geworden. Hab ihn angeschrien, wie scheiße ich das von ihm finde. Er hat mir schon so viele Freunde genommen, nur weil er eifersüchtig war. Immer wenn ich neue Leute kennen gelernt habe hat er ihnen Lügen über mich erzählt. Keiner wollte mit mir noch was zu tun haben. Selbst jahrelange Freunde, die mich hätten besser kennen sollen, haben ihm mehr geglaubt als mir. Und ich war so blöd und habe ihm nicht die Freundschaft gekündigt. Ich wollte einfach nicht ganz ohne Freunde dastehen. Doch besser gar keine, als so jemand wie er. Diesmal hab ich nämlich ein Schlussstrich gezogen. Hab ihm gesagt, dass ich mich für dich entscheide. Du hättest ihn mal hören sollen. Der ist komplett durchgedreht. Aber was interessiert der mich noch. Soll doch mit anderen sowas machen. Nicht mehr mit mir!"

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