Halbgötter ohne weiß

Schmerzhafte Erinnerungen

Nicht nur die ganze Familie auch Freunde tummelten sich im Vorgarten des Hofguts meines Onkels. Er ist Arzt und relativ reich. Langsam begann es dunkel zu werden, die Diener begannen schon die Papierlaternen anzuzünden. Es war eine wirklich schöne Atmosphäre, trotzdem war ich nicht so scharf darauf all diese Menschen wieder zu treffen. Ich wollte ein bisschen Ruhe, abseits von dem ganzen Trubel habe und setzte mich deshalb an meinen Lieblingsplatz im Garten, den ich aus den zahlreichen Sommer meiner Kindheit gut kannte. Ich verbrachte als Kind viel Zeit mit meinem Cousin Alex und seinem besten Freund Ben. Da ich selbst genauso wie Alex keine Geschwister habe waren wir in diesen Sommern wie Bruder und Schwester zueinander. Die letzten Jahre jedoch haben wir uns etwas aus den Augen verloren. Wenn ich an die Sommer zurückdenke bekomme ich immer noch ein Kribbeln im Bauch, ich war fürchterlich verliebt in Ben. Die Ferien kamen mir damals immer viel zu kurz vor. Ich habe den Fehler gemacht Alex in mein Geheimnis einzuweihen, und er nutzte das damals voll aus: Entweder ich würde mit den beiden Doktor spielen, oder er würde es Ben erzählen, das ich in ihn verliebt bin. Ich hatte nicht wirklich eine Chance, ich wäre eher gestorben, als das ich Ben hätte wissen lassen das ich in ihn verliebt bin. Nach und nach begann ich die Spiele zu genießen und war auch immer mehr bereit mit den beiden zu spielen. Manche Bestandteile einer solchen Untersuchung wie z.B. das rektale Temperaturmessen konnte ich nie leiden. Bei der Erinnerung spürte ich wieder ein leichtes Kribbeln im Bauch. Alex und Ben sind immer noch beste Freunde und nun nachdem ich einige Jahre Ben nicht mehr gesehen habe würde heute das Wiedersehen stattfinden. Das Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich noch. Meine Mutter hatte mir erzählt das beide Medizin studiert hatten, aber jeder in seinem eigenen Spezialgebiet. Alex war nun Allgemeinmediziner, während Ben die Gynäkologenlaufbahn eingeschlagen hatte. Ich habe Ben bisher nur von weitem gesehen, aber ich konnte entdecken dass aus dem schlacksigen spitzbübigen Jungen von damals ein verdammt gut aussehender Mann mit breiten Schultern geworden war.

Ein schon altbekannter Schmerz lenkte mich von den Gedanken an meine Vergangenheit ab. Seit Wochen kamen sie mal mehr mal weniger. Meistens gingen sie jedoch mit einigen Schmerzmedikamenten und einer Wärmflasche wieder weg. Ich überlegte, ob ich noch Medikamente in meiner Reisetasche dabei hatte, und wie ich es anstellen sollte mich durch die Gästeschar zu schlängeln ohne in ein Gespräch verwickelt zu werden. Während diesen Gedanken nahm der Schmerz weiter zu. SO stark war es bisher noch nie gewesen. Ich hörte Stimmen, die auf mich zukamen, jemand rief meinen Namen. Ich dachte nur, bitte nicht jetzt, ich muss hier weg!

 "Sarah, wo hast du dich denn versteckt? Ben möchte dich sehen"

 "Ich bin mir sicher sie ist an ihrem Lieblingsplatz, erinnerst du dich noch daran?"

" Klar, du meinst die Bank unter dem großen Eichenbaum, oder? Sie hat sich immer versucht dort zu verstecken wenn sie nicht mit uns spielen wollte. Aber ich verstehe einfach nicht, warum sie mich nicht begrüßt. Ist sie sauer auf mich?"

" Nein, das glaube ich nicht. Wo hat sie sich nur versteckt? Verdammt, sie liegt auf dem Boden. Komm schnell her und hilf mir."

" Ist sie krank?"

" Keine Ahnung, ich habe sie ja auch schon länger nicht mehr gesehen. Aber das werden wir mit Sicherheit herausfinden. Komm lass sie uns reinbringen"

" Ich mach das, hole du doch schon mal die Tasche von deinem Vater aus der Praxis."

" Das ist eine gute Idee. Das mache ich, nimm den Hintereingang ok, dann sehen uns nicht die ganzen Gäste."

" Bis gleich"