FÜNFZEHN - Die Neue

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Als Annabell und Ich das kleine Krankenzimmer verlassen, kommen wir in einem kleinen unverputzten Korridor an. Er sieht von den Wänden her genauso aus wie Nico sein kleines Büro, nur noch etwas dreckiger. Der Putz bröckelte schon so langsam ab und manchmal fehlten sogar einige der dunkel roten Ziegelsteine und ein dunkles Loch klaffte in der Wand. Verwundert schaute Ich mich um. Diese nackten Wände waren ein ganz schön starker Kontrast zu dem hellen weißen Krankenzimmer, in dem Ich die letzten Stunden verbracht hatte.

Annabell machte während dessen ganz einen auf Tourguide und zeigte auf vereinzelt in der Wand auftretende Türen und sagte dann dazu so etwas wie "Also da findest du alles was du zum trainieren brauchst", oder "Da befindet sich der Elemente Raum", leider konnte Ich mit so gut wie keiner der Angaben etwas angefangen und so trottete Ich ihr einfach stumm hinterher. Nach einer kleinen Weile kamen wir an einer große Flügeltür an, die einen Spalt weit offen stand, so dass man hektische und laute Stimmen von der anderen Seite vernehmen konnte. Jemand schrie und eine andere Stimme fing darauf hin an laut zu fluchen. Erschrocken blieb Ich stehen und sah Annabell fragend an.

"Was ist denn da los?", wunderte Ich mich "Ach das!", sagte Annabell und klang dabei fast schon etwas uninteressiert, "Das ist der Krankensaal, da kommen alle hin, die irgendwie verletzt wurden.", Verletzte? Wieso gab es hier denn Verletzte? Das war ja schon fast etwas gruselig.

"Wenn alle die verletzt, oder irgendwie krank sind hierher kommen, warum war Ich dann nicht dort?", wunderte Ich mich und erhielt sofort eine Antwort von Annabell.

"Ich hab keine Ahnung, Nico wollte das so", aha Nico... Irgend woher kannte er mich. Aber warum sollte er mir das denn nicht sagen? "Er wollte das du in einen extra Raum kommst, ach ja, und es sollte immer jemand dabei sein um auf dich aufzupassen. Ich habe mich freiwillig gemeldet!", sagte Annabell stolz und Ich musste unwillkürlich lächeln, Sie war so süß! Aber warum meinte Nico man muss auf mich aufpassen? Ich meine, erstens kann Ich selber auf mich aufpassen und zweitens konnte Ich nicht gerade viel anstellen, wenn Ich bewusstlos war! Naja ist ja jetzt auch egal. Also setzten Annabell und Ich unsere kleine Führung fort und erkundeten das Gebäude, bei dem es sich wahrscheinlich um ein altes Fabrikgebäude handelte, so sah es jedenfalls aus.

Nach gut einer halben Stunde waren wir schon fertig, denn das Haus war wesentlich kleiner als Ich den Anschein hatte. Als wir wieder vor meinem Krankenzimmer angekommen waren, schlug Annabell vor ihre Freunde kennen zu lernen. Ich bejahte natürlich, glücklich darüber mal andere Leute kennen zu lernen, die hoffentlich nett zu mir waren und nicht so wie Carolin, Alec und Jeremy. Was war eigentlich mit denen? Es ist ihnen ja bestimmt schon aufgefallen, dass Ich nicht mehr da war und welche Ausrede hatte sich Beck für mein Verschwinden einfallen lassen? Was war denn mit Alec? Wie ging es ihm? Ich meine, eigentlich war Ich ja seine Freundin, doch er kam mir gegenüber immer so gezwungen vor und natürlich konnte Ich mich nicht an ihn erinnern. Hatte er wohl etwas mit meinem Gedächtnis Verlust zu tun und war deswegen so verklemmt? Mittlerweile war Ich nämlich zu der Annahme gekommen, das mein Gedächtnis Verlust nicht einfach so über mich gekommen war. Vielleicht hat jemand an meinem Gehirn herrumgefummelt und etwas verändert. Allein bei dem Gedanke daran, dass jemand an mir herumprobiert und operierte hätte, drehte sich mein Magen um, schnell vergaß Ich den Gedanken und lief nun hinter Annabell her, die nicht bemerkt hatte, dass Ich stehen geblieben war, und ihr nicht mehr folgte.

Als Ich Sie eingeholt hatte hörte Ich wie Sie mit mir sprach, wahrscheinlich hatte Sie wirklich nichts bemerkt.

"... die wissen ja Ich eh viel mehr als Ich, also vier Köpfe sind besser als einer!", Sie lachte "Jaja", Ich runzelte die Stirn. "Tut mir Leid Annabell, aber Ich konnte dir nicht ganz folgen, kannst du bitte noch einmal wiederholen was den ebend gesagt hast?", sprach Ich Sie höflich an. "Was? Ähm ja klar! Hab Ich mal wider zu schnell geredet? Ach haha, das passiert mir manchmal öfters, tut mir schrecklich Leid!", plapperte Sie weiter und sah mich entschuldigend an. Ich glaube wir können gute Freunde werden, Sie ist zwar so ganz anders als Ich, laut und fröhlich, aber Sie ist einfach ein niedlicher naiver Mensch, so schien es zumindest. Sie konnte einen einfach so ohne einen Grund mit ihrer Fröhlichkeit anstecken und so lächelte Ich nun auch vor mich hin.

Lost Memory [On Hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt