Der Anfang beginnt im sterben

26 4 4
                                    

Sie sah zu mir hoch, musterte mich. Auch ich studierte ihre Züge. Sie gehörte dem Volk der Schatten an. Eine wahrhaftige Magierin. Haut, so weiß wie Schnee, Lippen, so fein gezeichnet als wären sie soeben einem Gemälde entsprungen, Haar,in der Farbe des Abendhimmels und Augen, rot und bedrohlich, die jedoch heller strahlten als das gesammte Firmament. Auf ihrem Rücken saßen die Flügel eines dunklen Engels aus purer Magie. Ich wollte plötzlich wissen, ob ich diese schwarzen Federn mit meinen Händen spüren könnte.

So sollte es nun enden. Ich wurde von dieser kalten Schönheit, weit unter der Erde, weit meiner Heimat, gerichtet. Ihre majestätischen Flügel breiteten sich aus. Je eine Mannslänge in beide Richtungen. Ihre Finger umschlossen das Heft des heiligen, reich mit Juwelen besetzten, Schwertes. Langsam richtete sie die Klinge auf mich. Auch wenn ich nur an Flucht gedacht hätte, ich war an der Wand an Armen und Beinen festgekettet und als ich hier her gebracht wurde, war ich aufgrund eines Giftes blind, was sie mir vorher eingeflößt hatte. Dies war keine öffentliche Hinrichtung, wie sie oft in meiner Heimat praktiziert wurden. Hier unten waren nur die kalte Schönheit, das heilige Schwert und ich. Da Tribünen vorhanden waren wurden Todesurteile hier wohl auch als Spektakel gefeiert. War meine Tat etwa zu nichtig? Dann wäre ich wohl kaum hierher gebracht worden. Also war der Mord, den ich begang wohl alles andere als nichtig. Ich lächelte bei dem Gedanken, mir bei einem Volk, dass ich kaum kannte, zuerst einen Ruf als Schwerverbrecher zu verschaffen. Der Elfe entrang ein wütendes Knurren, als sie dies bemerkte. Ich tötete ihren Bruder. Ich konnte es ihr wohl kaum verübeln. Aber er war des gestrigen Tages im Begriff mir meine Dolche zu entwenden. Er hätte sich nicht so wehren brauchen, er zwang mich beinahe ihm meine Klinge in die Brust zu drücken. Seine Schwester sah es wohl anders und gab mir die alleinige Schuld.

Die heilige Klinge kam meinem Hals nun wirklich gefährlich nahe.In ihren Augen loderte ein Feuer der Vernichtung,als sie gemächlich begann mir die Kehle aufzuschlitzen. ,,Das ist für meinen Bruder " , sagte sie. Nichts das ich nicht schon wuste aber, Götter, ihre Stimme. So mussten die Legenden über Sirenen enstanden sein. Wesen die nur mit ihrer stimme einen Mann derart betören konnten,dass er alles andere vergas und so in den sicheren Tod stürzte. Ich hielt ihrem tödlichem Blick stand und verlor mich in ihren flammenden Augen bis mich die Dunkelheit vollends umfing...



Zu meiner Überraschung, war ich nicht tot. Ich wachte in einer Zelle auf. Alle meine Knochen schmerzten auf der harten Pritsche. Meine Kehle brannte und der Schnitt stand scheinbar in Brand. Es schien nur ein schwaches Licht, was von der Fackel neben der schweren Eisentür mir gegenüber stammte. Durch die Gitter konnte ich keine Wachen erblicken. Die steinerne Wand, neben welcher die Pritsche stand, war so kalt, dass ich dachte, ich erfriere. Aber immer noch kein Tageslicht in Sicht. Als ich es endlich schaffte mich aufzurichten, fasste ich an meinen Hals. Jemand hatte eine Salbe aufgetragen und es war zu einem Drittel verheilt. Auch die Wunde an meinem linken Unterarm, die ich beim Kampf mit dem Elfen erhielt, war verbunden. Ich lehnte mich an die Wand, als die Elfe den Gang entlang kam und die Zelle betrat. Diesmal waren ihre Flügel jedoch dematerialisiert. "Ihr seid wach,wie ich sehe." , sie klang immer noch kalt aber es war nicht zu vergleichen mit ihrer Ausstrahlung während der angeblichen Hinrichtung. Ich musste einfach nachfragen:,,Ihr wart eben noch dabei mich hinzurichten.Was hat Eure Meinung eben geändert?" Ihre Antwort war plausibel: ,,Ich war es mitnichten. Todesangst ist nur eine gute Foltermethode und eine Gefangenschaft eine unangenehme Überraschung wenn man sich schon mit dem Tod abfand." Sie reichte mir einen Becher mit kühlem Wasser, welches ich begierig trank. ,,Ich dachte Ihr wolltete mich Eures Bruders wegen richten." Sie war kurz davor mir eine Ohrfeige zu verpassen, als ich sie anlächelte. ,,Wie heißt Ihr?", eröffnete sie das Kreuzfeuer. ,,Keirelon"    ,,Woher habt Ihr die Dolche?", sie wirkte sehr wütend. Ich antwortete wahrheitsgemäs: ,,Ich verlor vor zehn Jahren mein Gedächtniss. Seit dem befinden sie sich in meinem Besitz." Jetzt hielt sie die Ohrfeige nicht mehr zurück und klatschte mir mitten ins Gesicht: ,,Der Besitz eines reichen Menschen ist immer noch weniger als der, einer elfischen Hure." Das Funkeln in ihren Augen schien mich zu verbrennen, als ihr Gesichtsausdruck auf einmal umschlug. Eine Mischung auf Entsetzen und Überraschung, vielleicht auch etwas Hoffnung, machte sich auf ihren Zügen breit.,,Könnte es sein..?",fing sie an. Weiteres bekam ich nicht mit, da die Dunkelheit mich von neuem umfing. Ich fasste mir noch kurz an den Hals um meine Vermutung bestätigt zu wissen. Als meine Finger klebrig vom Blut meiner Verlezung waren umgab mich die Dunkelheiz auch schon vollends.

Dieses mal wachte ich nicht auf der Pritsche, in der Zelle, auf sondern in einem weichem Bett. Ich schlug die Augen auf und sah ein geräumiges Gemach. In meiner Hand spürte ich eine andere. Sie war warm. Ich schloss die Augen und genoss für einen Moment die Wärme. Als ich sie wieder öffnete und meinen Kopf zur Seite drehte, sah ich die Elfe auf der Bettkante sitzen. In dem Moment wo sie es bemerkte, zog sie hastig ihre Hand weg und stand hastig auf. Sie sah betreten zu Boden.,,Es tut mir unendlich leid Keirelon.Ich hätte Eure Wunde verbinden müssen, in dem Moment wo Ihr aufgewacht seid." Ihre geammte Kälte war verschwunden. Ihre Augen, die aussahen wie das Höllenfeuer selbst, waren nun weich und erinnerten eher an ein Kaminfeuer an einem kalten Wintertag. ,,Aber ich muss von Euch wissen, was passierte, als Ihr meinen Bruder getötet habt." Ich stützte mich auf die Ellenbogen und lehnte mich gegen die Kissen. ,,Er drang in mein Haus ein und wollte mir einen Knüppel über den Kopf ziehen. Doch ich konnte ihn noch davon abhalten aber dann nahm er mir meine Dolche ab, die in ihren Scheiden steckten. Ich hielt ihn auf doch er wollte mich erdolchen. Bevor er es schaffte, stach ich ihn ab. Und den Rest wisst Ihr ja. Ihr kamt ,flößtet mir dieses betäubende Gift ein und brachtet mich hierher."  Ihre Mimik entspannte sich und sie atmete aus: ,,Ihr wart eine Woche ohnmächtig, in welcher ich herausfand, dass mein Bruder einen Verrat begang. Timothy verließ den Palast vor Monaten und Jeder dachte, er wäre tot. Es streiften Räuberbanden umher, in der Gegend wo er langgeritten sein muss. Er wollte vor Wochen zurück sein. Dann fand ich seine Spüren in Elwerft, nachdem ein guter Freund der königlichen Familie und Berater mich darauf aufmerksam machte."  Also war sie nur sehr wütend gewesen  und  eigentlich  doch ansich eine warme und freundliche Persönlichkeit. Sie fuhr fort: ,,Und als Ihr die letzten drei Tage, nach diesem Fehler von mir, noch weggetreten wart, fand ich heraus, dass er mit diesen Räuberbanden in Verbindung stand.", Also war ich wohl keim Gefangener, ,,In den letzten Tagen wurde ich erst über seine wahren Absichten unterrichtet. Er arbeitete gegen mich. Also seit Ihr nun mein Gast. Es steht Euch zwar frei zu gehen, doch würde es mich erfreuen, wenn Ihr noch etwas bleiben würdet um einiges zu klären,  was anscheinend, mit Euch in Verbindung steht. Nicht zuletzt da Ihr ein Elf seid." Ich sah sie mit einer Mischung aus Erstaunen und Verwirrung an: ,,Was sagt Ihr da?Ich bin ein Mensch." Auch wenn ich vorher nie einen Elfen sah und ichgewisse Ähnlichkeiten nicht leugnen konnte, war es für mich unvorstellbar.Sie fuhr fort: ,,Eure Gesichtszüge sind zu fein für einen Menschen. Euer schwarzes Haar hat einen Stich von Blau und Eure Augen haben einen silbernen Ring in dem unmenschlichem dunklen Blau. Ich weiß, es klingt sehr unwahrscheinlich, da Ihr zehn ganze Jahre unbemerkt unter Menschen lebtet. Aber es ist zu eindeutig. Ihr seid einer von uns, Keirelon." Da ich nicht den blassesten Schimmer hatte, was ich dazusagen sollte, bis auf , dass es komplett verückt war, schnitt ich ein anderes Thema an: ,,Da ich nun Euer Gast bin, steht es mir doch zu, nach Eurem Namen zu fragen ?" Zum ersten mal sah sie mir direkt in die Augen, ohne dass sie den Eindruckerweckte mich töten zu wollen: ,,Eresone, Prinzessin des Volkes der Schatten. Ihr befindet Euch im Schloss. Leider habe ich heute noch Verpflichtungen aber es würde mich sehr freuen Euch am Abend zum Essen einzuladen." Eresone ging Richtung Tür und drehte sich noch einmal um: ,,Ich freue mich dann, Euch nacher zu sehen, Keirerlon" Mir fiel auf, dass sie zum ersten mal lächelte. ,,Die Freude ist ganz meinerseits.", auch ich lächelte.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 21, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Elfental-Geschichten hinter den NebelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt