Don't

Cassie

,,Ich kann es nicht fassen, das unsere Sommerpause schon wieder um ist." sagt meine beste Freundin und Mitbewohnerin. Sie liegt mit dem Beinen an der Wand und dem Kopf runter baumeld auf dem Bett und schaut mir beim Schrank einräumen zu.

,,Ich bin eigentlich ganz froh. Du weißt ja wie stressig das zur Zeit bei mir zuhause ist." Meine Eltern sind gerade mitten in der Scheidung, wohnen aber noch in einem Haus. Also war mein Sommer eher nicht entspannend.

,,Jaja schon klar, aber jetzt heißt es wieder lernen, lernen und lernen. Und jetzt muss ich wirklich mal was tun, sonst falle ich dieses Jahr durch." Ich schaue sie mitleidig an.

,,Das wird schon. Kopf hoch. Du feierst einfach ein bisschen weniger und wir lernen dann lieber in der Zeit zusammen."

,,Apropos Party. Eine Studentenverbindung schmeißt heute eine riesen Party. Und du kommst mit, schließlich haben wir sie letztes Jahr schon verpasst." Ich schaue sie mit hoch gezogenen Augenbrauen an. ,,Lass den Blick. Letztes Jahr waren wir die Neuen am College und haben am Anfang von so vielen Partys nichts gewusst, dieses Jahr machen wir es besser."

,,Dein Ernst? Wie haben doch gerade erst darüber geredet. Weniger Partys, mehr lernen. Camille, wenn du gleich wieder so anfängst, wird das doch nichts. Außerdem habe ich auch keine Lust." Ich falte das letzte T-Shirt und packe es in den Schrank.

,,Nichts da, du musst mal mehr feiern. Außerdem haben wir doch noch gar keinen neuen Stoff zum lernen. Noch besser, du schnappst dir heute einen Typen. Ich verkuppel dich." Sie springt vor Begeisterung auf und klatscht in die Hände. ,, Ich suche dir dann schon mal etwas zum anziehen raus." Prompt ist sie an meinem Kleiderschrank und zerwühlt die Ordnung, die ich erst vor einer Minute hergestellt habe. Ob es zu spät ist, die Mitbewohnerin zu wechseln?

,,Nix da. Ich brauche keinen Typen. Mir gehts gut und alles ist schön unkompliziert." Wenn ich mich an den letzten Typen erinnere mit dem ich etwas hatte, schüttelt es mich. Er war super nett und witzig, bis wir nach mehreren Dates Sex hatten. Seine versuche mich mit den merkwürdigsten Sätzen anzumachen, waren eher abneigend und widerlich. Das brauche ich nicht nochmal.

,, Es muss ja nichts festes sein, sondern einfach ne schöne Nacht und schon kannst du frisch und befriedigt ins neue Semester starten. Wir machen heute die Party unsicher. Wie sagt man so schön: Wiederstand ist zwecklos." Sie zwinkert mir zu und es gibt kein halten mehr für Camille. Alle 5 Sekunden hält sie mir verschiedene Oberteile vor den Körper. Sie ist eindeutig in ihre Traumwelt abgetaucht. Also bleibt mir nichts anderes übrig, und lasse es über mich ergehen.

,,Okay, deine Haare können so bleiben." Wie großzügig. Ich rolle meine Augen. ,,Aber Make-up werde ich dir verpassen. Und nicht sparsam. Wir hauen heute mal richtig auf den Putz. Du wirst dich nicht wiedererkennen. "

,,Cami, muss das sein?" Oh je, wenn ich mich mal doller geschminkt habe, sah ich so aus, als ob ich in einen Farbeimer gefallen wäre. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich mich mit Schminke nicht umgehen kann.

,,Ja und zusätzlich wirst du dein kurzes Schwarzes tragen. Das betont deine Kurven so gut."

,,Und was trägst du?", frage ich Cami und schaue skeptisch in den Spiegel. Mich gucken trübe grüne Augen entgegen und das Semester hat noch nichtmal angefangen. Wie soll es nur weitergehen.

,,Mein leoparden Rock mit einem weißen Tank-Top und dazu passende weiße Schuhe. Dazu schlichtes Make-Up mit knallroten Lippen. Achso und die Haare lasse ich einfach glatt." Ich sage ja, das ist ihre Welt.

,,Was war eigentlich mit dem Typen der bei dir war, als ich dich letzte Woche angerufen habe?" auf meine Frage fängt sie an zu lächeln. Das letzte mal als ich sie so erlebt habe war, als sie was mit nem Type hatte und dachte, dass daraus was ernstes draus werden würde. Ihre Wut und Enttäuschung war damals dann umso größer, als sie herausgefunden hat, dass er eine Freundin hat. Das war vor einem Jahr. Den Namen vom Typen wollte sie mir nicht sagen, zu sehr hat es ihr gefallen, dass es ein Geheimnis war. Den Grund hat sie dann dafür erfahren.

,,Theo, er heißt Theo. Wir waren gemeinsam auf der High School und als wir uns vor 3 Wochen in der Bar zufällich getroffen haben, hat es geknistert. Und dann hatten wir halt was laufen, bis er wieder zur Uni musste."

,,Klingt gut." sie zwinkert mir zu.

,,Glaub mir, das war es auch."

,,