Confession

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Als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, war es, wie als ich andere Leute getroffen hatte. Nichts Besonderes, nichts Aussergewöhnliches; wir stellten uns vor und wechselten ein paar Worte miteinander. 

Ich hätte niemals gedacht, dass es so aus dem Ruder läuft. Ich hätte es nicht einmal erwartet.

Aber jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern. Dafür sitze ich schon viel zu tief in dieser Miesere.

Wieso ich das hier mache? Ich weiss es selbst nicht so genau. Anfangs dachte ich mir, ich werde ihm den Brief einfach geben, damit er ihn lesen kann, doch mittlerweile bin ich mir dessen nicht mehr so sicher. Immerhin wird er damit alles erfahren, was in mir vorgeht, er wird wissen, was ich fühle und denke und diese Vorstellung lässt mir vor Angst die Kehle zuschnüren. Wie würde er reagieren? Was würde er tun? Wäre er angeekelt von mir? Wäre es komisch zwischen uns?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dasselbe für mich empfinden würde, wie ich für ihn. Einfach, weil er niemals auch nur das kleinste Interesse an einem Mann gezeigt hat. Immer hörte man ihn nur darüber reden, wie hübsch die Frau an der Kasse aussah, was für schöne Beine die Studentin einige Meter vor uns hat - aber ein Kerl? Niemals.

Einerseits will ich so viel gerne loswerden, ich will ihn einfach nur einen Abend lang ganz für mich beanspruchen, mich mit ihm auf die Stufen vor unserem Haus setzen oder in einem unserer Betten liegen und mir alles von der Seele reden. Andererseits ist da die Angst, die viel zu gross ist, als das ich es jemals könnte. Die Angst, mit meinen Gefühlen zu zerstören, was wir haben. 

Ich will ihn einfach nicht verlieren. Aber so kann ich nicht mehr lange weitermachen, denn ihm so nahe zu sein, ohne ihn haben zu können, tut genauso weh.

Wer zur Hölle ist er?! Angespannt halte ich das bereits etwas zerknitterte Blatt in meiner Hand und mache es mir etwas bequemer auf Jungkooks Bett. 

Ich weiss, dass ich das nicht tun sollte. Mir ist klar, dass mich das in meinen Händen, dieser kleine - grosse - Brief, nichts angeht, denn das ist seine Privatsphäre und ich habe sein Einverständnis nicht, mir das hier durchzulesen. Wäre da nicht das Problem, dass in mir automatisch das Bedürfnis aufkommt, ihm zu helfen, wenn ihm etwas auf dem Herzen liegt - und das tut es gerade offensichtlich. Vermutlich schon seit längerem, wenn ich mir die Worte, die niedergeschrieben worden sind, durchlese.

Er liebt jemanden. Und diese Person weiss davon nichts. Dieser Typ weiss es nicht. 

Ich bemerke den leichten Stich in meinem Herzen nur zu gut und schüttle den Kopf, um meine Gedanken zu sortieren. Es geht verdammt nochmals jetzt nicht darum, dass dieser Typ nicht ich bin, denn ich hätte es ganz bestimmt bemerkt, ich bin nicht dumm. Es geht darum, dass Jungkook jemanden liebt und darunter leidet, es geheim zu halten. 

Ich weiss, dass sollte der Name in diesem Brief fallen, werde ich enttäuscht sein, dass es nicht meiner ist. Aber ich möchte ihm helfen und wenn der Jüngere nicht mit der Sprache rausrücken will, aber jeder sieht, dass es ihm beginnt schlechter und schlechter zu gehen, dann werde ich es wohl über mich bringen, ihn zur Rede zu stellen, damit er zumindest nicht mehr alleine mit seinem Problem ist. 

Aber gerade jetzt geht das auch schlecht, denn Jungkook ist ins Bad verschwunden, um zu duschen, kaum habe ich das Zimmer betreten. Das war erst der Grund, wieso ich auf den Zettel gestossen bin. Er hat ihn wohl in seinem Bett geschrieben, denn als er von dem aufgestanden ist, um ins Bad zu verschwinden, ist er vom  Bett gefallen. Er hat das nicht mehr bemerkt, ich dafür schon und jetzt sitze ich hier und lese etwas, was nicht einmal für meine Augen bestimmt wäre.

Ich weiss, ich bin taktlos.

Aber ich will ihm doch nur helfen und wenn er dieses Problem weiterhin alleine mit sich rumschleppt, wird sich überhaupt nichts ändern. 

An Untold Story | Vkook|OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt