Kapitel 11

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Ich erzählte ihr von der Situation mit Jannik gerade eben und in der Cafeteria, da es gut tat darüber zu reden. Ich erzählte ihr auch, dass ich heute noch meinen ersten Termin beim Therapeuten hatte und gab auch zu, dass ich ziemlich unsicher war.

Ich fühle mich irgendwie richtig wohl mit Selina, ich denke, dass wird noch eine richtig gute Freundschaft. Ich hoffe nur, dass sie das auch so sieht.....

„Als ich das erste mal zum Therapeuten musste habe ich mich erst ewig geweigert bis ich dann von meiner Betreuerin gezwungen wurde.", sie lachte: „Ich hatte auch Bedenken, dass es alles nur verschlimmern würde und alles nur Zeitverschwendung wäre. Aber mittlerweile muss ich nur noch zweimal im Monat hin, da es mir schon so viel gebracht hat und ich sogar schon gerne hingehe. Wenn du den richtigen gefunden hast mit dem du reden kannst, erzählst du dem alles und der hat mir schon bei so vielen Sachen geholfen das glaubst du gar nicht. Also so wars zumindest bei mir ich kann ja jetzt natürlich nicht sagen, dass es bei dir auch so wird aber ein Versuch ist es aufjeden Fall wert sich darauf einzulassen."

***

Nach ein paar gesichteten Eichhörnchen, einem wunderschönen Park und das entdecken unserem zukünftigen perfekten Lieblingsplatz später machten wir uns auf den Heimweg.

„Wenn du magst, kannst du mich gerne nach deinem Termin anrufen!"
„Ja ich werde bestimmt auf dein Angebot zurückgreifen. Danke!"
Also verabschiedeten wir uns und ich sperrte unsere Haustüre auf.

Ich hatte noch etwas Zeit, deshalb ging ich noch hoch in mein Zimmer.

Ganz versteckt in einem Waldabschnitt durch den ein kleiner Bach fließt, liegt ein großer umgefallener Baum darüber. Wir balancieren darüber und lassen uns dann lachend auf den Baum fallen.

Reden über alles mögliche, den Moment genießen. Wie oft wird es wohl noch solche Momente geben in denen sogar ich für den Moment glücklich bin.
Alles mögliche vergessen und glücklich sein.
Oft leichter gesagt als getan.
Zu sehen wie das Wasser ein paar Meter unter meinen Füßen weiterrinnt als hätte es ein Ziel. Wir kehren manchmal auf unserem Weg um oder bleiben stehen....
Den Gedanken freien lauf lassen, nebenbei immer das angenehme Plätschern des Bachs.

Die Sonnenstrahlen, wie sie sich im Wasser spiegeln und durch die Bäume hervorblitzen.
Es fällt schwer diesen wunderbaren Ort wieder zu verlassen und man wird direkt wieder in den Alltag zurückgeworfen.

Ich klappte mein Tagebuch zu und lies mich Kopfvoraus auf mein Bett fallen.
Leise stöhnte ich auf und kaute an meinen Fingernägeln, bis es mir auffiel und ich mich kurz dafür hasste.
Ich werde es wohl nie schaffen aufzuhören.

Mein Handy vibrierte nervig auf meinem Nachtisch und ich tippte viele Male hintereinander darauf damit der Wecker endlich still war.
Ich wollte nicht. Konnte ich nicht einfach hier liegen bleiben? Für immer?

Ich hörte meine Mutter von unten schon meinen Namen rufen und langsam setzte ich mich auf und grummlte vor mich hin.

Die Zeit im Auto sprachen wir so gut wie gar nichts, denn keiner von uns hatte gerade viel Lust dem anderen zuzuhören. Ein Punkt den ich an meiner Mutter wirklich sehr schätzte.

Wir fuhren auf einen kleinen Parkplatz und sie stellte den Moter ab. Ich atmete tief aus und putzte meine Hände zum hundertsten Mal an meiner Hose ab.
„Bis später dann.", murmelte ich wärend dem aussteigen und schlug die Tür hinter mir zu.

Langsam ging ich die Stufen zu dem Gebäude hoch, atmete nochmal tief durch und betrat die Praxis.

Kaum hatte ich mich hingesetzt wurde ich auch schon von einem Mann im mittleren Alter aufgerufen und ich lief ihm hinterher.

***

Mit einem ächzen lies ich mich wieder auf den Beifahrersitz fallen und meine Mom startete den Motor.
Ich merkte, dass sie mich von der Seite anschaute, erst reagierte ich nicht doch nach einiger Zeit wurde es mir zu Blöd da ich es hasste so lange angeschaut zu werden. Also blickte ich auch zu ihr und sie fragte mich mit einer hochgezogen Augenbraue: „Und?", „Ging eigentlich voll...."
Sie schaute wieder auf die Straße und ich betrachte meine Fingernägel. Trotzdem hatte ich ihr leichtes Lächeln, dass kurz auf ihren Lippen lag nicht übersehen.

***

Zuhause angekommen verschwand ich gleich in meinem Zimmer fischte in meiner Jackentasche nach meinem Handy, ging auf den Chat von Selina und tippte eine neue Nachricht.

War wirklich gar nicht schlimm hatte einfach viel zu große Angst davor...

Es dauerte nicht lange bis auch schon eine Antwort kam.

Freut mich echt für dich und hab ich doch gesagt oder :)

Danke! :)

Ich stellte meinen Laptop auf mein Bett und schaute eine Serie weiter.

Nach ein paar Stunden hatte ich dann auch keine Lust mehr klappte ihn zu und ging nach unten.
Ich nahm meine Schuhe und rief kurz in die Küche: „Ich gehe noch etwas raus.", meine Mutter erschien am Türrahmen: „Was willst du denn jetzt noch draußen?"
Genervt antworte ich ihr schon halb am gehen: „Ich bin 16 Jahre, da kann ich ja wohl noch raus nachdem es dunkel geworden ist und außerdem ist morgen Samstag.", mit meinem letzten Wort fiel auch die Haustür ins Schloss.

Ich atmete tief durch und steckte meine Hände in meine Jackentaschen.
Ich hatte kein Ziel, sondern ging einfach nur durch die Gegend.
Es war ein schöner, angenehmer Abend. Die Temperaturen waren auch noch einigermaßen gut, obwohl wir schon Herbst hatten.

Verlass mich nicht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt