Kennt ihr diese Tage, an denen euch das Schicksal einfach nicht besonnen ist. Diese Tage, an denen genau diese Dinge passieren, für die ihr betet, dass sie euer ganzes Leben lang nicht passieren. Tja, heute ist eindeutig so ein Tag für mich.
Jase und Raphael sind beide in dem gleichen Raum wie ich und fixieren mich mit ihren Augen. Wenn ich sie so nebeneinander sehe, fällt mir erst auf, wie unterschiedlich sie sich äußerlich sind. Raphael mit den pechschwarzen, wuscheligen Haaren, den braunen Rehaugen, der von der Sonne verwöhnten, goldenen Haut und Jase mit den blonden Haaren, den eisblauen Augen und dem blassen, weißen Teint. Sie sind wie Tag und Nacht. Und trotz diesen enormen Unterschieden, ziehen mich beide auf die gleiche, rätselhafte Art und Weise magisch an. Bei beiden habe ich das Gefühl, ich kann ihnen alles erzählen, sie würden es nie jemanden weitersagen. Selbst, wenn es um ihr Leben gehen würde.
"Dad, seit wann arbeiten die Eltern von Jase und Raphael bei dir in der gleichen Firma?", frage ich Dad und versuche dabei möglichst gleichgültig zu klingen. "Raphaels Mutter arbeitet schon seit ich denken kann im Management unserer Firma und Jase Mutter hat dort vor wenigen Wochen angefangen zu arbeiten. Wo sie vorher gearbeitet hat weiß ich nicht", klärt Dad mich auf. Ich nicke und vermeide so gut es geht augenkontakt mit jeder einzelnen Person in diesem Raum. "Hast du denn schon mit Raphael und Jase geredet? Ich meine mit Jase hast du deine ganze Kindheit verbracht und mit Raphael gehst du zur Schule, oder?", will Dad wissen. Ich nicke lediglich und ringe mir ein Lächeln ab. Dad soll nichts von meiner Gefühlslage mitbekommen. Erst recht nicht, wenn ich nicht einmal selbst weiß, was ich fühlen soll.
DIe Aussage von Raphael, dass Jase die Hände in Drogengeschäften hat, lässt mich einfach nicht los. Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, aber kann mir beim besten Willen nicht vorstellen. dass er die Wahrheit sagt. Aber andererseits: Aus welchem Grund sollte er mich belügen? Er kennt mich schließlich kaum.
"Wieso setzt du dich nicht zu ihnen, Amber?" Noch bevor ich darauf etwas sagen kann, schubst Dad mich bereits in ihre Richtung. Ich drehe mich verwundert um, aber er hat sich bereits zu einem seiner Kollegen gewendet. Danke, Dad. Echt toll. Ich gehe einfach in ihre richtung und setze mich zu ihnen. Ist ja auch überhaupt nichts dabei. Tollste Idee, die du je hattest. Warum bin ich nur nicht selbst darauf gekommen? Verzweifelt suche ich nach einem Ausweg, doch jetzt drückt sich auch noch jemanden hinten an mir vorbei und drängt mich weiter richtung Jase und Raphael. Und ehe ich mich auch schon versehe, stehe ich direkt vor ihrem Tisch. Juhu, das hast du ja mal wieder tolll hingekriegt, Amber.
"Es sah fast so aus, als würdest du einen Weg suchen, wie du so schnell wie möglich hier aus dem Raum verschwinden kannst", sagt Raphael und ein Lächeln schleicht sich auf seine vollen Lippen. Ihn scheint meine Situation auch noch zu amüsieren. Was für eine bodenlose Frechheit! Was bildet er sich überhaupt ein? Ich verschränke die Hände vor der Brust und strecke das Kinn in die Höhe. "Möglich. Aber selbst wenn, es ginge dich rein gar nichts an", fahre ich ihn an. "Frech wie immer, Kätzchen", mischt sich Jase ein und rutscht auf der Bank ein Stück zur Seite. Er klopft auf den Platz neben sich und ich setze mich. Streng darauf bedacht, diesen Abend auf meine Top 10 der schlimmsten Abende ever zu schreiben. Was soll ich denn bitte mit den beiden reden? Mein Kopf ist wie leer gefegt und ich bin völlig überfordert. Außerdem steht mein Herz kurz vorm durchdrehen. Also mache ich das, was ich in Situation am besten kann. Es ist mein wahres Talent. Ich mache einfach noch alles schlimmer. Ich könnte etwas über das Wetter sagen, über die vielen Menschen die hier sind oder einfach gar nichts, aber nein, mein Mund macht sich wieder einmal selbstständig und hört null auf meinen Verstand. Und deshalb sage ich einfach und direkt: "Jase, ich habe von Raphael gehört, du bist dem Drogengeschäft nicht gerade abgeneigt?"
Gratulation, Amber, du bist defintiv die Katastrophe schlechthin.
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Mindless - Eine Party. Eine falsche Entscheidung. Eine ewige Schuld
Teen FictionDer vierte Juli wird für Amber nie ein Unabhängigkeitstag sein. Sie wird nie wieder am vierten Juli feiern und sie wird dieses Datum auch nie wieder vergessen. Egal wie sehr sie es sich auch wünscht. Der vierte Juli erinnert sie daran, dass sie Sch...