36. Babysitten

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Bereits am Samstagmorgen merke ich, dass dieser Tag ein seltsamer werden wird. Den letzten Rest der Woche habe ich noch gut überstanden, ich habe sogar endlich den Sammelbericht abgegeben und am Freitag Abend hat Sybille mich noch angeschrieben, weil sie ja heute Jamie für ein paar Stunden zu mir bringt. Und jetzt gerade fällt mir ein dass Jim davon noch nichts weiß.
Nun liege ich im Bett, hellwach, und überlege wie ich das meinem Mann am ehesten beibringen kann, ohne dass er ausflippt. Kinder und Jim sind etwas, was augenscheinlich nicht zusammenpassen will.
Darauf bedacht ihn nicht zu wecken, drehe ich mich auf die Seite um ihn anzusehen. Gestern hat er noch lange in seinem Arbeitszimmer gearbeitet und ist erst spät ins Bett gekommen.
Seine schwarzen Haare, die mittlerweile komplett nachgewachsen sind, sind auf einer Seite platt, weil er darauf gelegen hat, die andere Seite ähnelt einem Urwald, so verwuschelt ist sie. Ansonsten wirkt er sogar recht friedlich, auch wenn er dunkle Ringe um die Augen hat.
Nach einem Blick auf die Uhr entscheide ich dass es ungefährlich ist, Jim zu wecken und strecke vorsichtig eine Hand nach ihm aus. Sanft streiche ich ihm durch die Haare, fühle mit meinen Fingern die einzelnen Strähnen und höre auf das leise Grummeln meines Ehemannes.
"Wie spät ist es?", fragt dieser verschlafen.
"Spät genug um jetzt aufzustehen", antworte ich lächelnd, da öffnet er die Augen.
"Schon nach Mittag?"
"Nein, aber kurz nach elf. Ich dachte, ich wecke dich lieber jetzt, sonst kannst du heute Abend nicht schlafen und bist den halben Tag grummelig drauf."
"Mhm, ich und grummelig? Niemals", erwidert er leise und grinst als ich anfange zu lachen.
"Das wäre mal ein schöner Wecker. Von deinem Lachen aufzuwachen", murmelt er ins Kissen und ich merke wie ich erröte.
"Du brauchst dringend einen Kaffee, wenn du wach wärst würdest du solche Sachen nicht sagen."
Da muss er auch lachen.

~~~

Stunden später haben wir gefrühstückt, uns angezogen und Jim ist nun wesentlich wacher, auch wenn er ziemlich fertig aussieht. Die dunklen Ringe, die ich schon vorher bemerkt habe, sind bei seiner Dusche heute morgen verblasst, aber dennoch zu sehen.
"Honey, ich muss dir noch was sagen", meint er, als wir gegen drei Uhr gemeinsam auf dem Sofa sitzen, nachdem ich einkaufen war. Er arbeitet gerade mit seinem Laptop während ich neben ihm auf dem Bauch liege und lese.
"Schieß los", fordere ich ihn auf, noch ganz in mein Buch vertieft.
"Ich muss in etwa einer Stunde nochmal los, etwas mit Seb erledigen. Es sollte nicht lange dauern, aber währenddessen kannst du mich nicht erreichen."
Überrascht schaue ich von meinem Buch auf.
"Du musst am Wochenende arbeiten? Das musstest du noch nie!"
"Ich weiß, aber ich kann es nicht ändern. Dafür kommt das nur heute vor, versprochen."
Er wirkt selbst nicht glücklich darüber, aber sein Tonfall lässt keinen weiteren Widerspruch zu. Trotzdem verziehe ich das Gesicht und mache einen Schmollmund.
"Das ist nicht fair", murmele ich, dann schließe ich mein Buch mit einem Knall. Jim zuckt zusammen und wirft mir dann einen tadelnden Blick zu.
Aber anstatt darauf zu reagieren, stemme ich mich auf alle Viere und lehne mich näher zu ihm.
"Und da willst du wirklich nicht die Zeit nutzen?", frage ich grinsend nach, doch er wendet sich nur wieder seinem Laptop zu. Ein genervtes Seufzen unterdrückend, gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange und stehe dann vom Sofa auf.
"Ich mach mir etwas zu essen, wenn du auch etwas willst, musst du in die Küche kommen", informiere ich ihn im rausgehen.
"Bin gleich da", kommt die Antwort von ihm zurück.
Tatsächlich taucht er kurze Zeit später in der Küche auf und wir machen uns gemeinsam ein paar Sandwiches.
Nachdem wir diese gegessen haben, geht Jim sich fertig machen, sodass er sofort loskann wenn es soweit ist.
Leider vergeht die Zeit viel zu schnell, denn schon bald stehe ich an der Haustür und verabschiede meinen Anzug tragenden Ehemann mit einem sanften Kuss.
"Sei bitte bald wieder da", murmele ich.
"Ich werde es versuchen."
Kurz darauf ist er weg und lässt mich alleine zu Hause stehen. Jetzt bleibt mir nichts anderes mehr als auf Sybille und Jamie zu warten.
Da fällt mir etwas siedend heiß ein: Jim weiß noch immer nichts davon, und er hat sein Handy nicht mitgenommen. Schnell öffne ich die Haustüre nochmal, doch mein Ehemann ist schon weg.
"So ein Mist", fluche ich leise während ich die Tür wieder schließe. Wird er es halt erst erfahren wenn die Kleine schon hier ist. Hoffentlich geht das gut aus.

Moriarty In Love - The GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt