„Ach bitte! Bitte, bitte, bitte!!!!" Ich halte das Telefon extra weit von meinem Ohr weg. Elli schreit mir so laut in den Hörer, dass ich befürchte mein Gehör zumindest einseitig einbüßen zu müssen. „Elli! Bist du dann jetzt mal fertig? Ich komme nicht mit! Wenn du jetzt weiter diskutierst, lege ich auf und schalte mein Handy aus!", brülle ich ins Telefon. Ich will sie ja gar nicht anbrüllen, aber sie hört mir ja sonst nicht zu. Am anderen Ende der Leitung ist nichts mehr zu hören, also führe ich das Gerät wieder an mein Ohr. „Elli?", frage ich, diesmal wieder leise und ruhig. Sie antwortet mir nicht, aber ich höre ein Schniefen.
Na toll! Jetzt habe ich meine beste Freundin auch noch zum Weinen gebracht. Das habe ich nun wirklich nicht gewollt... aber irgendwann muss sie doch auch verstehen, dass ich nicht mit ihr dahin gehen kann. „Elli? Tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren. Elli, bitte hör auf zu weinen..." Ihr Schniefen wird zu einem Schluchzen. Ich kann meine beste Freundin gerade vor mir sehen. Ihre tiefschwarzen Haare, die elfenhaften grünen Augen, ihr zierlicher, kleiner Körper, der unter Tränen bebt. Mein schlechtes Gewissen erdrückt mich. Sie kann doch für das alles nichts. „Elli..." Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Auf der einen Seite möchte ich mich entschuldigen, auf der anderen Seite lässt sie mich damit jetzt vielleicht in Ruhe. Aber mein schlechtes Gewissen gewinnt und schon laufe ich in den Flur.
Dort schlüpfe ich schnell in meine Stiefel. Während ich das Handy zwischen Ohr und Schulter klemme, versuche ich mir irgendwie meine Wintermontur, bestehend aus meinem heißgeliebten roten Wintermantel, Schal und Mütze überzuwerfen. Als ich das endlich geschafft habe, schnappe ich mir Portmonee und Schlüssel und stürme aus der Wohnung. Auf der Treppe nach unten begrüßt mich meine Nachbarin Ms. Jenkins, der ich heute nur schnell zuwinke und dann weiter nach unten zur Haustüre laufe. Als ich diese öffne, trifft mich sofort die eiskalte Novemberluft. Ich ziehe gierig die frische Luft ein, atmebis meine Lungen nicht mehr bei jedem Atemzug vor Kälte brennen.
Ich liebe den Winter. Vor allem, wenn es so bitterkalt und trocken ist. Das wird nur noch von Schnee übertroffen, doch der lässt dieses Jahr auf sich warten. Auf dem Gehweg wende ich mich sofort nach links und während ich mich daran mache, die zwei Querstraßen zu Ellis Wohnung zu laufen, rede ich weiter mit Elli am Telefon, die allerdings nicht antwortet. Trotzdem lege ich nicht auf. Erst als ich knappe zehn Minuten später vor ihrer Wohnungstür stehe und klopfe, stecke ich mein Handy weg. Allerdings öffnet mir die kleine Elfe die Türe nicht. Also hole ich meinen Schlüsselbund aus der Manteltasche und öffne sie mit dem Ersatzschlüssel, den Elli mir schon vor zwei Jahren gegeben hat. Leise schließe ich die Türe wieder hinter mir, bevor ich meine Sachen ablege und den Mantel an die Garderobe hänge.
Mein honigblondes Haar steht mir, nachdem ich die Mütze ausgezogen habe, vermutlich in alle Himmelsrichtungen, aber das ist völlig egal. Ich kann Elli im Wohnzimmer weinen hören. Sie ist niemand der laut weint, aber ihr Schluchzen ist nicht zu überhören. Ich folge also den herzzerreißenden Geräuschen. Und tatsächlich. Die Elfe sitzt mit bebenden Schultern auf der Couch. Ihre langen Haare hängen ihr ins Gesicht. Schnell gehe ich um die Couch herum und noch während ich mich darauf niederlasse, fällt mir meine beste Freundin schon in die Arme. „Es tut mir leid... Ich bin eine miese beste Freundin... Ich weiß, dass du nicht mehr Schlittschuhlaufen kannst...Ich habe nicht nachgedacht... Ich ...Ich ..." Elli drückt ihr Gesicht an meinen Hals und ich halte sie fest an mich gedrückt.
Als sie sich zum wiederholten Mal entschuldigt, schiebe ich sie ein Stück von mir weg und schaue ihr ins Gesicht. Ihre Augen sind ganz geschwollen, die Wangen ganz rot vom Weinen. Ich wische ihr mit dem Ärmel meines Strickkleides die Tränen weg und lächle sie dann an. „Ach Ellie. Das muss dir nicht leidtun. Ich wollte dich auch nicht anbrüllen, aber du hättest mich doch sonst gar nicht gehört. Und es ist ja nicht so, als würde ich mich nicht für dich freuen. Ellie, ich bin wahnsinnig stolz auf dich! Aber bitte, zwing mich nicht dazu..." Ihr Schluchzen wird wieder zu einem Schniefen und nach einigen Momenten nickt sie mich mit einem schwachen Lächeln an. „Ich weiß. Ich würde diesen Moment nur so gerne mit dir teilen. Du bist doch meine beste Freundin", sagt sie mit heiserer Stimme. Ich ziehe Elli wieder fest in meine Arme. „Ich habe dich doch auch lieb. Und ich werde den ganzen Tag an dich denken, versprochen! Aber ich kann nicht mit hin. Du hast doch Austin. Der wird die ganze Zeit an deiner Seite bleiben und mir Bericht erstatten. Komm kleine Elfe, jetzt hör mal auf zu weinen. Wir zwei gehen jetzt in die Küche und ich koche was Leckeres, was hältst du davon?"
DU LIEST GERADE
Die Eisprinzessin (Leseprobe)
RomanceBelle's Leben hat sich durch eine einzige Nacht verändert. Sich zurück ins Leben zu kämpfen war dabei ihr kleinstes Problem. Sie muss ihren Traum aufgeben und den Männern hat sie den Rücken gekehrt. Doch dann trifft sie ihn. Den einen Mann der ihr L...