Stur fixierte ich den Boden, währenddem ich nervös auf meiner Unterlippe herum kaute. Ich konnte ihn nicht ansehen und irgendwie spürte ich, dass es ihm da relativ ähnlich erging.
Ich wollte nicht hier sein, jedoch musste ich es. Ich wollte meine beste Freundin glücklich machen und deswegen blieb mir keine andere Wahl. So kam es also, dass ich hier sass.
Hier, neben Matteo. Hier, neben dem Jungen, den ich so vergötterte. Hier, neben dem, der nur eine Freundin in mir sah.
Zwar hatten wir getrennte Betten, jedoch mussten wir trotzdem die Nacht im gleichen Raum verbringen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das überstehen sollte.
"Ich frage mich was Gaston und Lillie gerade machen." versuchte Matteo krampfhaft ein Gespräch anzufangen. Ich spürte seinen Blick auf mir, jedoch erhob ich meinen Kopf nicht.
"Um ehrlich zu sein, will ich das gar nicht so genau wissen." erwiderte ich daraufhin. Ich konnte mir denken, was sie gerade taten. Immerhin hatten sie seit langem mal wieder Zeit für sich alleine.
"Da hast du wahrscheinlich recht". Matteo lachte auf. Ich verspürte ein komisches Gefühl. Es war schmerzhaft und zeitgleich auch wunderschön.
"Luna, ich möchte dir etwas sagen. Es ist so..." fing der Italiener nach einer Weile der Stille an zu erzählen, brach jedoch sofort wieder ab. Neugierig erhob ich meinen Kopf.
Meine Augen trafen auf seine. So intensiv braun, so wunderschön und so vertraut. Ich kannte niemanden, der auch nur annähernd so unfassbare Augen hatte, wie der liebenswürdige Europäer.
Wenn ich sie sah, vergass ich alles. Alle Probleme, alle Hindernisse, alle Zweifel. Das einzige was mir durch den Kopf ging, waren die Worte:
'Er ist so perfekt, so vollkommen und doch so menschlich. Er ist das was ich will, er ist das was ich liebe und er ist das was mich glücklich macht.'
Verdammt, warum fühlte ich das, was ich nun mal fühlte? Ich konnte es nicht kontrollieren, ich konnte es nicht unterdrücken. Es war einfach da und machte mich vollkommen verrückt.
"Also...". fuhr er fort und kratzte sich schliesslich an seinem Nacken. Er wirkte ziemlich unsicher, so kannte ich ihn garnicht.
"Was ist los?" fragte ich und versuchte dabei selbstsicher zu klingen. In Wahrheit war jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Matteos Anwesenheit verunsicherte mich ungemein.
"Ich... Wollte dich nur fragen, wie es dir geht. Ich meine wegen deinen Eltern und so." sagte er hastig. Ich seufzte und fokussierte mich dann auf die weisse Hotelwand.
Meine Eltern. In den letzten Wochen gelang es mir relativ gut, das Ganze zu verdrängen. Ich schob den Unfall in die hinterste Ecke meines Kopfes. Ich wollte es einfach vergessen, nicht mehr daran denken.
"Keine Ahnung wie es mir geht. Eigentlich bin ich gerade glücklich, aber irgendwie kann ich das Gefühl nicht los werden, dass das alles eher oberflächlich ist." gestand ich ihm ehrlich.
Mit meinen Armen umschlang ich meine zitternden Beine. Meine Gedanken schweiften zu meiner Mama und zu meinem Papa. Ich fragte mich, wie mein Leben heute aussehe, wenn sie jetzt noch hier wären.
"Ich kann die beiden einfach nicht vergessen. Weißt du wie oft ich schon die Nummer meiner Mama gewählt habe, weil ich sie fragen wollte, ob sie meine Kopfhörer oder meine Schulhefte gesehen hat, einfach weil ich vergessen habe, dass die beiden nicht mehr hier sind. Einfach weil ich vergessen habe, dass meine Mama meine Anrufe nie wieder abnehmen wird". Einzelne Tränen liefen mir über meine Wange.
Ich merkte, wie Matteo sich von seinen Bett erhob und sich anschließend neben mich setzte. Beruhigend und zeitgleich beschützend legte er mir einen Arm um die Schulter. Er zog mich näher an sich. So nahe, dass ich seinen Herzschlag höre konnte.
"Du musst die beiden nicht vergessen. Nein, ganz im Gegenteil. Du sollst sie für immer in Erinnerung behalten. Wenn du das tust, werden sie für immer in deinen Gedanken weiterleben." hauchte er mir ins Ohr.
Ich kuschele mich in seine Schulter und atmete dabei sein wohlriechenden Duft ein. Seine Nähe tat mir gut, obwohl sie mir auch schon so viel Leid einbrachte.
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Nach Regen kommt Sonne! Lutteo
FanfictionIch war schon seit klein auf, ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen. Ich hatte viele Freunde. Ich war glücklich, ich war verdammt glücklich. Doch das alles veränderte sich mit dieser einen Nachricht, diesem einem Moment. Meine kleine, aber bunte Welt...