Ich lag auf meinem Bett, die Augen geschlossen, jedoch nicht schlafend. Ich spürte nur den Schmerz, der sich in meinen Brustkorb eingegraben hatte.
Vor meinem inneren Auge zog die letzte Panikattacke vorbei, während ich die Hände auf meinen Bauch presste, der nur von dem weißen Nachthemd, welches ich trug, bedeckt wurde.
Auf dem kleinen grauen Tischchen, das neben meinem Bett stand, lagen die Zettel, die meine neueste Diagnose beteuerten. Ich hatte sie unbeachtet liegen gelassen, mich schlafend gestellt, als die Schwester in meinen Raum eingetreten war, um sie mir zu überbringen.
Die ersten Diagnosen und Auswertungen meines Klinikaufenthaltes hatte ich noch gelesen, doch spätestens an dem Punkt, als sie mir sagten, ich hätte starke psychische Symptome, hatte ich aufgehört, die Papiere zu berühren. Ich ließ sie einfach an ihrem Platz liegen, bis eine der Frauen, die mir mein Essen brachten, sie wieder mitnahm.
Ich wusste selbst nicht, was ich damit bezwecken wollte.
Vielleicht wollte ich meinem eigenen Schicksal entfliehen, dem Spott, den man mir so lange hat zukommen lassen.
Vielleicht wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben, Tom doch noch zu finden.
Ich presste die Augen fest zusammen, als eine weitere Welle der Atemnot über mir zusammenbrach. Die Hand, die ich auf meinen Bauch gedrückt hielt, war schweißnass geworden, als ich die Augen panisch öffnete, blieb mein Sichtfeld schwarz.
Ich fühlte mich wie in einem Gefängnis, eingeschlossen in mir selbst und ohne Luft, ohne Sauerstoff, den ich aufnehmen konnte.
Verzweifelt fing ich an zu schreien, schnappte hilflos nach Luft. Meine Beine fühlten sich so an, als hätte man sie mit eisernen Ketten am Bett angekettet, ich konnte mich kaum bewegen, während meine Sinne mein Umfeld mehr und mehr ausblendeten.
Erneut kreischte ich mir die Seele aus dem Leib. Die Gedanken in meinem Kopf wirbelten wild durcheinander, einzelne Worte lösten sich aus dem Gewirr, sodass ich sie vor meinen Augen ausgeschrieben sehen konnte.
Tom...
Ich verspürte einen starken Brechreiz, schaffte es gerade noch, mich auf die Seite zu drehen, bevor ich mich auf den blauen Linoleumboden der Klinik übergab.
Spott...
Verzweifelt versuchte ich, Luft zu holen, doch meine Lungen verweigerten mir den Dienst. Aus weiter Ferne nahm ich wahr, wie das grelle Leuchtstoffröhrenlicht in meinem Zimmer die Dunkelheit verdrängte und eine Frauenstimme, die mir irgendwie bekannt vorkam, etwas rief.
Verzweiflung...
Ich hörte kaum etwas, so als hätte man mir Watte in die Ohren gestopft. Kurz darauf übergab ich mich erneut, was ich jedoch ebenfalls kaum noch mitbekam. Durch den Wattevorhang in meinen Ohren hörte ich noch, wie die Frauen etwas schrien, doch ich konnte nichts verstehen. Der Schwindel in meinem Kopf wurde ständig größer, noch immer war mir der Atemweg versperrt. Ich bekam Panik, mein verzweifeltes, zwanghaftes Luftschnappen wurde immer schneller.
Ausgeschlossen...
Ich merkte, wie ich langsam der Realität entglitt, bis auch das letzte Wort vor meinen Augen verschwand und die zweite Kerze durch die fehlende Luft erstickt wurde.
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Zersplittert
General Fiction~ Ich konnte mir selbst nicht erklären, warum ich die einzige Dusche mit einem Spiegel gewählt hatte. Schon seit einigen Monaten hatte ich mein Spiegelbild nicht mehr betrachtet. Ich wollte es einfach nicht. Ich wollte das, was von mir übrig war, ni...