Das ist Berk

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Ein dumpfes Klopfen erklang unten an der Haustür, sodass ich wach wurde. Ich hatte mich neben Hicks zusammengerollt, aber die gesamte Nacht hatte er nicht ein Auge aufgemacht.

Tageslicht fiel durch ein Fenster und erhellte den Raum. Ich hatte lange geschlafen, es war schon fast Vormittag. Kein Wunder, gestern war schließlich ein anstrengender Tag gewesen.

Ich blinzelte verschlafen zu Hicks. Immer noch still lag er im Bett, die Decke immer noch bis zum Hals gezogen, so wie Haudrauf es gestern noch getan hat.
Wieder klopfte es an der Tür. Ich stellte aufmerksam ein Ohr auf und trottete nach unten. Es war zwar immer noch ein komisches Gefühl, im Haus eines Wikingers zu sein und mit dem Stammesoberhaupt unter einem Dach zu stehen, aber ich würde mich schon daran gewöhnen.

"Moin, Grobi!", begrüßte Haudrauf den Schmied, nachdem dieser das Haus betrat.
"Morgen Haudrauf. Und äh... Nachtschatten.", erwiderte Grobian den Gruß und nickte mir rasch zu. Ich stand immer noch oben, konnte aber zu den zweien nach unten blicken.
Kleinlaut grummelte ich: "Guten Morgen."

"Ich bin gekommen, um dir die Ersatzteile zu bringen.", verkündete der blonde Mann, "Das wäre zum einen Hicks' Prothese am Fuß und zum anderen der neue Sattel mitsamt Schwanzflosse."
Neugierig trabte ich die Treppe hinunter und schnüffelte an dem Leder. Grobian hielt einen Sattel im Arm, der meinem alten ähnelte. Daran befestigt war eine knallig rote Prothese, die direkt ins Auge fiel.

"Danke dir.", lächelte Haudrauf, "Sollen wir ihm die Prothese direkt anlegen?"
Grobian nickte und zusammen betraten die Wikinger Hicks' Zimmer. Ich verstand erst nicht richtig, folgte ihnen aber.

Behutsam legte das Stammesoberhaupt die Decke beiseite und hob das linke Bein meines Reiters leicht an. Ich beobachtete alles ganz genau.
Der Schmied nahm ein seltsames kleines Gestell aus Eisen, welches an ein Stück Holz befestigt war und hielt es vorsichtig an die verbrannte Wunde. Dann nahm er ein kurzes Seil, wickelte es zweimal um das Bein und knotete es schließlich an der Prothese fest.
Als er den künstlichen Fuß noch etwas fester an das Bein drückte, kniff ich angeekelt meine Augen zusammen. Das musste doch wehtun! Aber Hicks ließ sich überhaupt nichts anmerken, er lag immer noch seelenruhig im Bett und hatte die Augen geschlossen.
Nun hatte Grobian das Teil festgebunden und sagte zufrieden: "Sitzt, passt, wackelt und hat Luft!"

"Na schön.", sprach Haudrauf, "Damit ist deine Arbeit wohl getan. Mach's gut, wir sehen uns später!" Grobian wank einmal kurz zum Abschied und verließ daraufhin das Haus. Haudrauf deckte Hicks wieder zu, stand seufzend auf und nahm den Helm in die Hand, der am Bettpfosten hing.
"Mein großer Junge...", murmelte er nachdenklich und strich zärtlich über das Material. Dann wandte er seinen Blick an mich.

"Ich kann gar nicht aufhören, dir zu danken. Dafür, dass du aus meinem Sohn einen so wunderbaren Jungen gemacht hast. Hiermit heiße ich dich herzlich willkommen auf Berk!", kam er nun auf mich zu sprechen und tätschelte meinen Hals. Ich glurrte fröhlich, ich war hier willkommen!
Schien so, als hätte ich jetzt ein neues Zuhause.
Zumindest vorübergehend...

•••

Als Dankeschön und Einladung versammelten sich nur wenig später alle Dorfbewohner vor dem Haus des Stammesoberhauptes. Ein jeder von ihnen hatte einen Fisch in der Hand. Meine Mahlzeit war schon länger her und ich hatte einen riesigen Hunger!

Mulch, Pütz, Kotzbakke... Ich lernte sie alle kennen und sie waren sehr nett! Na ja... zumindest konnten sie mich leiden. Nur ein Wikinger schien mir merkwürdig. Er war schon alt und ranzig, hatte einen Stab bei sich und wurde von einem Schaf begleitet. Schon fast gehässig funkelte er mich an, lächelte jedoch: "Hier, Drache. Das ist mein Geschenk an dich. Ein Fisch, so wie du es wolltest!"
Der Mann reichte mir einen leblosen Aal vor mein Gesicht!

Ohnezahns LebensgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt