Epilog

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*fünf Jahre später*

Die warme Morgensonne blendete mich ein wenig, als ich aus der Bäckerei trat. Ich schlenderte die Straße entlang und genoss die angenehme Frühlingsluft, während ich Jimmy dabei beobachtete, wie er überschüssiges Feuerholz an der Seite seines Hauses einlagerte.

Der junge Mann mit haselnussbraunen Locken war mittlerweile zu einem guten Freund von mir geworden. Anfang des Winters hatte ich ihm noch dabei geholfen, das ganze Holz, das er gehackt hatte, in die Stadt zu schaffen. Denn obwohl Gally ungefähr ein Jahr nach unserer Ankunft hier den Generator gefunden und mit der Hilfe von ein paar ehemaligen Elektrikern wieder repariert hatte, nutzten viele noch ihre Öfen. Vor allem im Winter, da es besonders hier am Fuße der Berge extrem kalt werden konnte. Dementsprechend hart war der erste Winter, doch wir hatten es mit genügend Feuerholz hindurch geschafft.

Auch den Rest des Dorfes hatten wir wieder aufgebaut und teilweise sogar erweitert. Mittlerweile war es hier richtig gemütlich geworden und dadurch, dass ein junges Paar sogar schon Nachwuchs bekommen hatte, fühlte es sich wirklich an wie eine Gemeinschaft. Jeder kannte jeden, jeder half jedem. Das Ganze basierte auf Vertrauen und war, ähnlich wie auf der Lichtung, zu einem kleinen System geworden. Jeder hatte eine Aufgabe, die er tagtäglich erfüllte und durch den offenen, freundlichen Umgang untereinander brauchten wir niemanden, der die Leute herum kommandierte. Wie gesagt, es war eine richtige, funktionierende Gemeinschaft.

Ein vertrautes Gesicht auf der anderen Straßenseite riss mich dann plötzlich aus meinen Gedanken. „Hey, Brenda!", rief ich und winkte sie zu mir herüber, als ich die Brünette entdeckte. „Guten Morgen Claire, wie geht's wie steht's?", begrüßte sie mich, als sie sich warm lächelnd näherte. „Gut und selbst?", fragte ich. „Ich habe Thomas schon eine Weile nicht mehr gesehen. Wo steckt er denn?" Sie seufzte, musste dann aber augenblicklich schmunzeln. „Ach, du weißt doch wie er ist. Immer am Arbeiten der Kerl, und zwar schon um diese Uhrzeit. Du musst ihm wirklich sagen, er soll mal 'ne Stufe runter fahren." „Jaja", lachte ich. „So kennen wir ihn."

Brenda und ich waren mittlerweile so was wie beste Freunde geworden. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, aber nicht nur, weil sie jetzt mit Thomas zusammen war. Ich genoss wirklich ihre Gesellschaft und trotz unserer anfänglichen Meinungsverschiedenheiten hatten wir immer viel Spaß zusammen.

Auch Gally war nun nicht länger mein Feind, denn selbst Thomas hatte ihm verziehen. Trotz allem hatte er uns immerhin zusammen mit dem Rechten Arm sehr geholfen. Ich war also bereit, ihm zu vergeben.

Vergeben und verziehen wurde am Anfang viel. Ich wusste, dass das hier nur mit Vertrauen funktionieren konnte und das bedeutete absolute Ehrlichkeit. Also hatte ich nachdem wir uns alle einigermaßen eingerichtet hatten, Minho von Newt erzählt. Es war vermutlich das schwerste Gespräch, das ich je in meinem Leben geführt hatte, aber es war notwendig. Ich konnte es einfach unmöglich vor Minho verbergen, immerhin war Newt sein bester Freund gewesen. Außerdem war es schlichtweg nicht fair und ich wollte unsere Beziehung nicht auf Lügen aufbauen.

Zuerst war er wütend und brauchte verständlicherweise ein wenig Zeit alleine, doch ich würde nie den Tag vergessen, an dem er dann schlussendlich zu mir kam und wir uns mindestens eine Stunde lang schluchzend in den Armen gelegen hatten. Das war das erste Mal, dass ich ihn richtig hatte weinen sehen und von da an wusste ich, dass uns so schnell nichts auseinander bringen konnte. Wir hatten so viel zusammen durchgestanden und das hier war noch lange nicht das Ende. Es war gerade Mal der Anfang.

Währenddessen übernahm Caitlyn das Gespräch mit Sonya, da sie sie immerhin wesentlich besser kannte als ich. Anscheinend hatte sie es alles andere als leicht verdaut, was vermutlich daran lag, dass Newt ihr Bruder war. Tatsächlich war sie so verletzt, dass sie ganze drei Wochen lang kein Wort mit Caitlyn wechselte. Sie gab ihr die volle Schuld und verfluchte sie dafür, dass sie ihr ihren Bruder genommen hatte, bevor sie ihn überhaupt als solches anerkennen konnte.

Schließlich sah sie dann ein, dass es für ihn das Beste gewesen war. Doch es war offensichtlich, dass sie ihre Verachtung gegenüber Caitlyn nach wie vor nicht ablegen konnte. Ich konnte mir beim besten Willen nicht annäherend vorstellen, was sie durchmachte, doch ich konnte ihre Reaktion verstehen. Deswegen ließ ich sie in Ruhe trauern, bot aber auch an für sie da zu sein, falls sie etwas brauchte. Sie lehnte zumindest nicht ab, was ich als gutes Zeichen wertete. Ich glaubte fest daran, dass es mit der Zeit leichter werden würde. Das musste es einfach.

Wir hatten nie erfahren, was mit den restlichen Immunen geschah. Es bestand eine Chance, dass sie überlebt hatten, doch diese Chance war verschwindend gering und ich machte mir bis heute Vorwürfe. So viele Menschen waren wegen mir gestorben und dabei wusste ich noch nicht mal, was danach in Denver geschehen war. Doch ich hatte auch genauso viele Leute gerettet, hatte ihnen geholfen an diesem Ort ein neues Leben aufzubauen. Dieser Gedanke half mir durch die schweren Tage.

So konnte ich tatsächlich das Geschehene hinter mir lassen und zusammen mit den Menschen, die mir am liebsten waren nach vorne schauen. Ich konnte neu anfangen und endlich ein normales Leben führen, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Und das war mehr wert als jedes Heilmittel auf dieser Welt.

Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt