10: "Deal"

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Vor mir auf einen Stuhl gefesselt sitzt er. Neongrüne Haare, die ihm ins Gesicht fielen. Blase Haut, wie die einer Leiche. Und schwarze Tattoos, die einen starken Kontrast zu seiner beinahe weißen Haut machen. Ansonsten sieht er aus wie man sich einen Schwerverbrecher vorstellen würde. Mehrere Goldketten und Ringe, weißes, aufgeknöpftes Hemd und eine schwarze Anzughose. Er ist immer noch ohnmächtig. Doch er müsste in ein paar Minuten aufwachen. Bis dahin sollte die Droge nicht mehr wirken.
Ehrlich gesagt, war ich mir gar nicht sicher ob er überhaupt wieder aufwachen würde. Ich habe versehentlich mit der Droge ein wenig übertrieben. Naja... Um genau zu sein ist mir die Flasche aus der Hand gerutscht. Auf jeden Fall war am Ende so viel drinnen dass ich eigentlich auch gleich die Rolling Stones in einen Rausch hätte setzen können. Und zwar alle vier.

Der Clown sitzt gefesselt auf einem Stuhl. Ich bin alleine mit ihm. Niemand sollte wissen, dass ich ihn entführt hatte. Ryan, den Spitzel den ich eingeschleust habe, liegt schon unter der Erde. Er war der einzige, der von der Aktion wusste.

Auf einmal höre ich ein leises Stöhnen und er fängt an seinen Kopf zu schütteln. Ich kann sehen wie er versucht seine Arme zu bewegen, nur um herauszufinden dass er das nicht kann. Mit einem Grinsen gehe ich auf ihn zu bis ich direkt vor dem Clown stehe. Er reißt die Augen auf als er kapiert dass er sich nicht bewegen kann und sieht sich hektisch im Raum um bis sein Blick auf mir landet. Beinahe sofort setzt er sein Poker Face auf und durchbohrt mich mit einem eisigen Blick. Ich lasse mich nicht so schnell irritieren und sage:" Es ist mir eine Freude Mister J!", und halte ihm die Hand hin. Er knurrt nur und wie erwartet fängt er an mit Drohungen um sich zu werfen. Ich verdrehe die Augen in alle Richtungen und mache kehrt. Wir sind in einer alten Fabrikhalle am Rande von Gotham. Außer einem Stuhl und einen Tisch ist sonst nichts in der Halle und so lasse ich meinen Hintern in aller Seelenruhe auf dem Tisch nieder und höre ihm lächelnd zu. "Hast du überhaupt eine Ahnung was du da gerade tust?!" Beendet er schließlich seine Rede. Ich sehe ihn gelangweilt an und gehe wieder auf ihn zu.
"Mister J, ich muss schon sagen. Ich dachte Sie sind der jenige der immer lacht!" Keine Reaktion. Er starrt mir immer noch in die Augen als ob er mich damit erschießen könnte. Doch ich bemerke auch dass seine Augen meine Figur runter wandern. Ich grinse nur. So ein Spiel spielen wir also.
Ich setze mich auf seinen Schoß, was ihm offensichtlich gefällt da er mich jetzt angrinst. Das war mal wieder klar.
Meine Beine sind jeweils links und rechts von ihm. Ich hole Rudi aus dem Holster und betrachte die Waffe. Der Joker starrt mich immer noch mit undurchdringlichem Blick an.
"Du weißt was ich will.", flüstere ich in die Stille hinein und sehe ihm dabei in die Augen. Sein Grinsen scheint noch größer zu werden falls das irgendwie möglich ist.
"Oh... willst du spielen?", kichert er und lehnt sich noch ein wenig vor sodass sich unsere Nasen beinahe berühren. Ich muss zugeben, er sieht gar nicht schlecht aus. Er riecht nach Aftershave und Rauch. Seine eisblauen Augen bohren sich regelrecht durch meine und ich muss mich kurz erinnern was mein Plan eigentlich ist.
"Ja. Aber nicht so wie du dir es vorstellst." Sein Lächeln erlosch und seine Augen scheinen dunkler zu werden.
"Gotham...", ich mache eine dramatische Pause,"steht unter meinem Kommando. Ich will 20% von deiner gesamten Beute oder ich werde nicht aufhören deine kleinen... Banküberfalle zu stören." Unglaubliche Wut macht sich offensichtlich ihn ihm breit. Ich kann sie beinahe fühlen. Er atmet schwer und ich kann sehen wie er seine Muskel anspannt.
"Du... gibst mir Befehle?", fragt er lächelnd. Sein Lächeln passt nicht zu seiner Körpersprache. Seine Augen lodern weiterhin voller Wut.
Ich lasse mir die Gänsehaut, die sich kurzzeitig ausbreitet, nicht anmerken und starre ihm immer noch ernst in die Augen. "Sieh es doch nicht als Befehl, eher als... Deal.", erläutere ich und lehne mich noch ein wenig vor sodass ich seinen Atem fühlen kann. Er riecht nach Whisky.
Wir scheinen einen stummen Augenkampf auszutragen. Der Clown mit seinen eisblauen, ich mit meinen grauen. "Ein Deal hu? Was wenn ich dir sage dass der mich einen Dreck interessiert und du bald für den ganzen Trubel hier bezahlen musst?" Er hat immer noch dieses arrogante Grinsen auf der Visage. In diesem Moment wollte ich nichts mehr als es ihm aus dem Gesicht zu wischen. Also schlage ich fest zu. Er war offentsichtlich kein bisschen darauf vorbereitet. Sein Schädel fliegt zur Seite. Stille. Auf einmal fängt er laut an zu lachen. Sein Gegacker scheint viel zu laut für die leere Halle zu sein. Mir läuft eine Gänsehaut den Rücken runter. Nach ein paar Sekunden richtet er sich wieder auf. An seinem Mundwinkel läuft ein wenig Blut runter. Doch jetzt lächelt er nicht mehr. Seine Miene war wieder undurchdringlich. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich jetzt schon lange tot.
"Entscheide dich, Clown.", sage ich und lächle ihn zuckersüß an. Ich stecke Rudi wieder in den Holster. "Und mach besser schnell denn ich bin nicht gerade ein geduldiger Mensch."
Damit stehe ich wieder auf und hole einen schwarzen Sack.
"Wirklich? So old school?", zischt er.
"Hat bis jetzt immer funktioniert ", erwidere ich trocken während ich sie ihm über den Kopf stülpe. Ich gehe hinter ihn und verpasse ihm mit Rudi in der Hand eine auf den Hinterkopf. Es macht ein dumpfes Geräusch und ich kann sehen wie sein Körper erschlafft.

Eine halbe Stunde später hieve ich den Clown aus dem Kofferraum eines schwarzen Vans. Er ist genauso schwer wie er aussieht. Wir sind in einer dunklen Gasse in der Nähe des "Smile & Grin" Clubs. Joker's Leute müssen Gothams Unterwelt vermutlich schon dreimal umgedreht haben. Aber niemand würde an seinem eigenen Club herumlungern. 

Nachdem ich das Schloss der Hintertür aufgebrochen hatte, lege ich den Clown zugegebenermaßen etwas achtlos auf den Boden. Sein Schädel kracht auf eine Stuhlkante, doch das ist mir ziemlich egal. Hat er halt zwei Beulen wenn er wieder aufwacht.

Ich ziehe die Tür hinter mir zu und laufe schnell zum Van, um nach hause zu fahren.  

Just A Joke ♤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt