Kapitel 6 - Hannah

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Das erste was ich spürte, als ich aufwachte, war Kälte. Meine Kleidung klebte feucht an meiner Haut, meine Haare fühlten sich klamm und schlaff an. Das kleine Feuer, das ich entfacht hatte, war erloschen und mein Sturm hatte sich gelegt. Ich kroch unter dem Überhang hervor und rutschte erstmal ungewollt den matschigen Hang hinunter.

„Verdammter Mist", fluchte ich und verzog angewidert das Gesicht. Die schwarze Schwertscheide war ebenfalls über und über mit Dreck bedeckt, meine Schuhe mehr braun als blau und unter meinen Nägeln sammelte sich der Schlamm. Hastig griff ich in meine Jacke, um sicherzustellen, dass meine Tickets unbeschadet geblieben waren und atmete erleichtert auf. Es dämmerte und das blasse Morgenlicht tauchte den Wald in fahles Licht. Jetzt musste ich unbedingt etwas wegen meiner Klamotten unternehmen. Mit Hilfe meiner Luftmagie erzeugte ich einen warmen Windhauch und trocknete so zumindest grob meine Hose, den Pullover und die Haare. Dann schlenderte ich ratlos umher.

„Und was jetzt?"

Zurück zur Akademie, ertönte Raven Dragonis Stimme in meinem Kopf und ich blieb wie angewurzelt stehen.

„Bitte was?!"

Du gehst jetzt zurück zur Akademie! Alles, was du brauchst befindet sich dort: Kleidung, Essen, Trinken und deinen Reisepass sowie Ausweis hast du übrigens auch nicht dabei. Wie willst du denn sonst bitte in ein Flugzeug kommen? Selbst in meinem Kopf klang seine Stimme als wäre sie einmal in Spott getaucht und ich verdrehte die Augen.

„Zu Befehl."

Missmutig trottete ich los, staunte nicht schlecht über die Menge an entwurzelten Bäumen und abgebrochenen Ästen, die der Sturm verursacht hatte und freute mich unheimlich darauf zu sehen, was mein Unwetter auf dem Campus für Schäden angerichtet hatte.

Wieder marschierte ich stundenlang durch den Wald, kletterte über umgestürzte Stämme, übte Kampftechniken und nutzte den Wald als Hindernisparcours. Die Bewegung brachte meine müden Knochen in Schwung und wärmte mich, auch wenn die noch immer klammen Sachen den Erfolg sogleich wieder zunichtemachten.

„Willst du mir jetzt mal erklären, was dir die endgültige Macht über alle Elementarys verschafft?", fragte ich laut in den Wald hinein und duckte mich unter einem Ast hindurch. Die Stimme in meinem Kopf schwieg und ich war mir sicher, keine Antwort mehr zu bekommen. Immerhin besser als dieser furchtbare Schmerz beim letzten Mal, als ich zu neugierig gewesen war.

Es handelt sich um besondere Artefakte, begann mein Gorgonenanführer schließlich. Genauer um ein Elixier, einen Dolch, einen Stein und einen Ring. Diese vier Gegenstände befanden sich bis vor vielen Jahren in Besitz der Urwächter, doch einer von ihnen – Phantenois – begann, sie zu verstecken, da er glaubte, sie seien in der Festung nicht mehr sicher. Den Stein gab er deiner Tante, ...

„Der Wassersaphir", flüsterte ich.

... die drei anderen Wächtern in Europa, fuhr Raven fort und ignorierte meinen Einwurf.

Der Saphir befindet sich bereits in meinem Besitz. Derek hat ihn freundlicher Weise für mich entwendet ... Europa ... aus diesem Grund bist du perfekt für diese wichtige Aufgabe geeignet und ich vertraue darauf, dass du die Artefakte finden wirst.

Freude durchströmte mich, als ich diese Worte vernahm. Es war eine Ehre, Hauptbestandteil Ravens Plan zu sein und diese Ehre gebührte jetzt mir.

Zudem besitzt du Kräfte, die uns noch von großem Nutzen sein werden. Kräfte, von denen jeder Elementary nur träumen kann und die du voll und ganz zu meinem Nutzen einsetzen wirst.

Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und meine Laune hob sich augenblicklich.

„Und diese Artefakte sind so mächtig, dass du was mit ihnen machen kannst?"

Academy for Elementarys 2 - Vernichtender KampfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt