Kapitel 13

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Ich starrte noch eine Weile die Metalltür an, bis ich Max' Hand an meinem Handgelenk spürte und er mich langsam wegzog.

Ich lies mich auf einen Sessel fallen und legte mein Gesicht in meine Hände, mein Bruder stand unschlüssig vor mir, zog mich auf, legte seine Hände mit gestreckten Armen auf meine Schulter und schaute mich eine Zeit lang nur an.

„Wir können jetzt nicht aufgeben Chloe. Wir müssen ihr zeigen, dass wir das schaffen und zurecht kommen können. Wir sind jetzt ein Team okay?"

Bei seinem letzten Satz musste ich lächeln und nickte, während ich mir schnell die Tränen mit meinem Ärmel aus dem Gesicht putzte.

***

Ich konnte diese Nacht kaum schlafen, da ich mir die ganze Zeit den Kopf zerbrach.
Was hat das alles auf sich?

Warum kann sie es nicht einfach sagen?

Wie lange wird es dauern bis sie sich meldet und wir etwas erfahren?

Ist etwas schlimmes passiert?

Naja muss es ja fast sonst könnte sie es uns doch sagen oder? Beziehungsweise wäre sie dann nicht so traurig gewesen.

Immer wieder kam ich auf die gleichen Fragen zurück und kam nie auf ein richtiges Ergebnis.

Es war schon vier Uhr morgens und ich war immer noch hellwach.

Ich stieg aus meinem Bett und klopfte leise an der Tür von meinem Bruder.
„Komm rein.", hörte ich gleich von drinnen.
Sein Fernseher lief und nach seinem Aussehen zu beurteilen hatte er ebenfalls noch nicht schlafen können.

Er klopfte auf die Matratze neben sich und wir schauten uns einen Film an. Wir redeten kein Wort, denn nichts konnte unsere Fassungslosigkeit ausdrücken und jeder war froh darüber, dass es dem anderen auch so lieber war.

Irgendwann musste ich dann doch eingeschlafen sein, denn beim Klingeln von Max' Handy fuhr ich erschrocken hoch.

Er lachte kurz darüber, dass ich mich so erschreckt hatte und bekam dafür einen Stoß an die Schulter.

Ich wollte ihn nicht beim telefonieren stören, weswegen ich in die Küche schlurfte um mir ein Frühstück zu machen.

Toll, der Kühlschrank war so gut wie leer....also machte ich mir schnell ein Müsli und überlegte was wir für die nächsten Tage brauchen.

Ich zog mir noch einen großen Pulli zu meiner schwarzen Hose an und meine Haare band ich nur kurz irgendwie zusammen.
„Ich gehe mal einkaufen!", rief ich kurz in Max Zimmer und machte mich auf den Weg.

Gestern Abend hatte ich einen Supermarkt in der Nähe gesehen, was echt gut war, denn sonst hätte ich jetzt keinen Plan wo ich hin müsste.

***

Ich beförderte alle Lebensmittel in einen Korb und stellte mich endlich an der Kasse an.
Die Schlange war natürlich ewig lange und es war auch nur eine Kasse geöffnet.
Die Person vor mir drehte sich um und schaute an mir vorbei dann drehte er sich wieder um.

Gleich danach drehte er sich zu mir: „Ah, du schon wieder.", sagte er und zog einen Mundwinkel nach oben.

Es stand wirklich Jannik vor mir. Ich hätte ihn von hinten nie erkannt, da er einen grauen Pullover trug und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte.
„Hey. Dich trifft man aber oft.", antwortete ich ihn.

„Spioniert mir da etwa jemand nach?", fragte er mir einer hochgezogen Augenbraue.

„Ja ganz bestimmt nicht. Die Frage kann ich nur zurückgeben.", antwortete ich und zog ebenfalls eine Augenbraue nach oben.

Er schaute mich kurz an. Seine grünen Augen leuchteten heute nicht so wie ich die letzten Male bemerken konnte.

Weiß er jetzt nicht was er antworten soll oder warum sagt er jetzt nichts mehr?

„Als ob ich das nötig hätte....", murmelte er kurz und drehte sich um, um zu bezahlen.

Was ist denn mit dem heute los? Gestern war er doch richtig nett zu mir....
Und warum mache ich mir da überhaupt Gedanken darüber?!
Du weiß doch ganz genau, dass du nur verletzt wirst und vielleicht sogar verarscht.

Draußen packte ich noch schnell die ganzen Sachen in meinen Rucksack und sah über den kleinen Parkplatz hinweg. An der vorderen Seite, an der ich natürlich vorbei musste, stand Jannik mit einer Zigarette in der einen Hand und seinem Handy in der andern Hand, während er schnell etwas tippte.

Ich beobachte ihn, schaute aber, dass ich möglichst schnell an ihm vorbeikam, denn auf ein Gespräch wie im Supermarkt vorhin hatte ich gerade wenig Lust.

Kurz bevor ich bei ihm war schaute er auf und suchte den Blickkontakt. Ich blickte ihm kurz direkt in die Augen. An meinem ganzen Körper begann es zu kribbeln und ich konnte mich kaum von seinen Blick losreißen.

Was ist nur los? Ich hasse es, wenn ich nicht die ganze Kontrolle über meinen Körper habe. Kann ich ihn nicht einfach vergessen?
Nur blöd, dass ich ihn jeden Tag in der Schule sehe....und jetzt am Wochenende auch noch.

Ich atmete auf und bemerkte erst jetzt, wo ich schon den Parkplatz hinter mir gelassen hatte, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte.

Verlass mich nicht!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt