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- Your kisses feel like home - well, I think I'm homesick -

Irgendwann wurde der größere auf der anderen Seite laut, warf mit Worten um sich und stapfte dann über den Schulhof zurück zu seinem neuen Freund, der ängstlich den Kopf einzog und abwehrend seine Hände hob. Der braunhaarige handelte schnell, drückte die Arme des kleineren mit Leichtigkeit beiseite, was diesem nur noch mehr Angst bereitete. Er zitterte, fürchtete so sehr, einen weiteren Freund verloren zuhaben, doch dieser zog ihn in eine freundschaftliche Umarmung. Augenblicklich überrollte Alex eine angenehme Wärme und sein Puls normalisierte sich. Innerhalb weniger Sekunden entspannte er sich, erwiderte die Umarmung. So geborgen fühlte er sich in den Armen des größeren. Noch nie hatte er solche Gefühle empfunden. Auch wenn erversuchte, die Gedanken beiseite zu schieben, sich selbst vom Gegenteil zu überzeugen, musste er sich eingestehen, dass er sich verliebt hatte und seine Furcht, dass ihm das zum Verhängnis werden könnte, ließ ihm einen Unangenehmen Schauer über den Rücken fahren.

Natürlich merkte Felix, wie sich der Blonde verkrampfte und drückte ihn sanft von sich, musterte ihn mit besorgtem Blick. Entschuldigend sah Alex auf den Boden, vermochte es nicht, ihn anzusehen, zu groß war das Risiko, dass er sich in den meerblauen Augen verlor. Der Junge, zu dem eben diese Augen gehörten wunderte sich über die plötzliche Abneigung ihm gegenüber, war sich nicht sicher, was, oder ob er überhaupt etwas falsch gemacht hatte, wollte den kleineren aber auch nicht darauf ansprechen, sah er doch, wie unangenehm ihm diese Situation war. Deshalb tapsten die beiden lautlos nebeneinander her zurück ins Klassenzimmer. Keiner der beiden sprach ein Wort, auch nicht, als sie sich auf den nach Hause weg machten. Felix verbrachte die meiste Zeit damit, zu überlegen, wieso er so abweisend reagierte, traute sich noch immer nicht, zu fragen. Er konnte und wollte es nicht lassen, also nuschelte er zum Abschied doch noch ein leises "Tschüss". Er konnte es nicht sehen, doch auf die Lippen des kleineren zauberte sich ein Lächeln.

Ich hasse mich. Ein einziges Mal hat mir jemand zugehört, mir Freude bereitet, sich um mich gekümmert und was mache ich? Ich verliebe mich, einfach so. Ich hasse mich. Ich werde alles zerstören. Diese sorgsam aufgebaute Freundschaft oder was auch immer da ist. Ich werde sie zerstören. Es hat mich so unglaublich glücklich gemacht, dass er nichts gegen meine Sexualität hat, und jetzt das. Ich sollte mich von ihm fernhalten, ihn da nicht mit reinziehen, aber das hält mein verficktes Herz nicht aus. Ich weiß, wie dumm es ist und wie kitschig es klingt, aber es ist so. Ich brauche seine Nähe und die Geborgenheit, die er mir spendet. Ich wollte sterben, wollte nichts mehr mit diesem abartigen Leben zu tun haben, aber er hat mein Leben wieder lebenswert gemacht. Er hat mir einen Grund gegeben, mich aufgebaut und mich beschützt. Nur mit seiner bloßen Anwesenheit hat er meine Mordgedanken in kunterbunte Blumenwiesen verwandelt. Noch nie habe ich für irgendjemanden so viel empfunden, wie für dich, Felix.

Es tat dem Dunkelblonden im Herzen weh, diese Worte niederzuschreiben, aber es nahm ihm auch eine große Last von den Schultern. Er ließ sich ins Bett fallen und schloss die Augen. Er brauchte Zeit zum nachdenken und die hatte er. Zufrieden seufzte er auf und irgendwann war er eingeschlafen.


Journal - DizziWo Geschichten leben. Entdecke jetzt