~Kapitel 2~

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Der Wecker schrillt und erlöst mich von meinen Träumen. Ich setze mich auf, fahre mir durch die dunklen Locken. Der erste Schultag. In den letzten Wochen habe ich schon die Kartons ausgepackt, mein Zimmer gemütlich eingerichtet und ein gutes Kickbox-Studio ausfindig gemacht. Außerdem habe ich ausgemistet, Hotpants, Röcke, Kleider, meine schönen Tops, all das möchte ich nicht mehr, so war ich mal. Dafür habe ich mir ein paar gemütliche Sweatshirts (I luuuv them ^^)  und lange Hosen gekauft und mir eine Brille gegönnt, mit Fensterglas.

Ich erhebe mich und gehe zum Spiegel. Vor mir steht ein sportliches Mädchen, zwar hübsch, aber gezeichnet vom Leben. Ich decke meine Augenringe nicht ab, setze die viel zu große Brille auf, um dahinter zu verschwinden. Ich lasse die Haare offen, verstecke mein Gesicht dadurch. Den dunkelbraunen Pulli habe ich mir gestern schon rausgelegt und streife ihn nur noch über.

Ich gehe an der Küche vorbei, nehme mir ein Croissant und Tee. Meine Eltern sind noch nicht wach, also esse ich im Gehen, putze mir noch schnell die Zähne und schnappe mir den Rucksack. Zur Schule jogge ich, sie ist zwar weiter weg, aber ich muss meine Kondition sowieso wieder trainieren, und ob ich schwitze, interessiert wahrscheinlich keinen.

Ich habe mich geirrt. Ich falle auf, bin interessant. Glücklicherweise nicht positiv, also schauen die meisten nur abfällig und tuscheln, also kann ich mich in Ruhe in die letzte Reihe setzen, wo ein einzelner Tisch steht. Hoffentlich bleibt das so, ich will nicht reden.

Den ganzen Tag über werde ich beobachtet. Von Weitem. Ich lasse meine Locken vor das Gesicht fallen, sehe niemandem in die Augen. Am Ende des Unterrichts ruft die Lehrerin mich zu sich. "Rachel?", fragt sie. "Jap, das bin ich", antworte ich und beäuge sehnsüchtig die Tür. "Du brauchst noch Material, also solltest du noch in das Sekreteriat und es abholen. Okay?" Ich nicke leicht. "Ach ja", sagt sie, "Wenn du Hilfe brauchst, komm einfach zu mir." Sie wartet nicht auf eine Reaktion meinerseits, sondern dreht sich um und eilt zum Lehrerzimmer.

Als ich aus der Schule gehe, die Stundenpläne und Seiten voller Informationen unter dem Arm, stehen noch ein paar meiner neuen Klassenkameraden da. "Hey", begrüßen mich drei, doch ich ignoriere sie und renne los, zurück nach Hause.


Das ErwachenWhere stories live. Discover now