Kapitel 12

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Skye

Wir liefen gemeinsam Hand in Hand zu seinem Auto. Wir wollten uns von einander verabschieden da er von der Schule ging und dadurch umzog. Wir beide hatten soviel zusammen erlebt und angestellt wie ich es noch nie mit einer Person tat.

Er war der Einzige für mich neben meinem Bruder. Er gab mir soviel und gleichzeitig doch so wenig. Er tat soviel für mich wie kein Anderer. Seine Stimme beruhigte mich egal was war, sie war einer der Schönsten Dinge an ihm und nun musste er gehen. Gehen von mir und von unseren Erinnerungen, die wir herstellten.

Seine Liebe zu spüren egal in welchen Sinne war einfach so schön und in manchen Wegen schmerzhaft dennoch gab sie mir soviel Kraft wie keine Andere. Sie war das Schönste was ich je zu spüren bekam und hinterließ einiges.

Es war unser letzter Abend zusammen und wir waren essen gegangen um die letzten Stunden zusammen zu genießen die wir nur noch zu zweit hatten. Mir kamen jetzt schon alleine Tränen ihn gleich gehen zu lassen, egal ob ich wollte oder nicht. Er packte seine allerletzte Tasche in den Kofferraum und kam dann zu mir.

Wir beide standen ein paar Meter Abseits des Autos und blickten uns tief in die Augen. Wir ließen nichts und niemanden an uns heran. Wir ließen uns den Moment nicht zerstören von niemanden, denn es gab in der Zeit nur ihn und mich.

Mit seinen großen Händen zog er mich an meiner Hüfte näher zu sich ran sodass kein einziges Blatt mehr zwischen uns passte. Ich legte meine Arme auf seine Schultern und verschränkte meine Hände hinter seinem Nacken. Unser Blickkontakt blieb bestehen und bei mir rollten schon die ersten Tränen. Mit seinem Daumen wischte er diese weg und lächelte mich vorsichtig an.

Eine unerklärliche Atmosphäre herrschte. Ich konnte nur sagen, dass sie schön war, zu schön um wahr zu sein. Er legte seine Stirn an meine und platzierte seine Hände an meinen Wangen. Dann kam er mit seinen Lippen immer näher bis sie sich trafen. Mein Atem war heiß und mein Puls wurde unregelmäßig, als wir uns so innig zum allerletzten Mal küssten.

Mein Kopf war leer, keine Gedanken, keine Sorgen und Probleme besaß ich in diesen Moment der von mir aus eine Ewigkeit gehen könnte, doch nach einer Zeit löste er sich mit einem stockenden Atem und lächelte mich gekränkt, aber doch mit einem liebevollen Lächeln an.

In seinen Augen sah ich soviel Schimmer und Glück in einem. Sie funkelten so stark wie sonst und immer wenn wir zusammen waren. Noch einmal ging ich schnell alle Momente und Erinnerungen durch die wir zusammen geschaffen hatten und lächelte wie das glücklichste Mädchen der Welt.

Wieder platzierte er seine Hände an meiner Hüfte und durchbrach mich mit seinen Augen. Er gab mir einen letzten, langen Kuss auf die Stirn und flüsterte zum Schluss: "Ich liebe dich." Und dann hörte ich nur noch diesen Knall genauso fühlte ich die Schmerzen an meiner Seite.

Genau an dieser Stelle schreckte ich schweißgebadet mit Tränen in den Augen auf und konnte nur schwer atmen. Ich blickte mich weinend um und erkannte dass ich in meinem Zimmer war. Draußen im Flur ging das Licht an und meine Türe wurde geöffnet, ein müder Rafael sah in mein Zimmer hinein und blickte auf mich.

Er kam sofort zu mir und nahm mich in den Arm. Ohne groß darüber nachzudenken vergrub ich mein Gesicht in seiner nackten Brust und ließ meine Tränen frei in lauf. Wir beide saßen eine lange Zeit so da und ich fühlte mich bei ihm einfach nur sicher ohne dass er wirklich etwas tat.

Ich hatte es ihm nie erzählt warum ich manchmal so komisch und anders war, wenn wir draußen zusammen etwas unternahmen. Er war zwar mein großer Bruder und wir sagten uns immer alles, doch eine Sache verschwieg ich ihm schon bald einem Jahr. Genau in zwei Wochen, am 27.03., war es ein Jahr her und ich verkraftete es immer noch nicht.

Ich würde dort hingehen wo es geschah, dort wo er nun lag und mich einfach nur hassen für das was geschehen war. Ich würde schwänzen, mich betrinken und zerstören. Ich würde keine Kraft haben um in die Schule zu gehen, keine Kraft anderen unter die Augen zu treten.

Immer wenn ich diesen Traum bekam, wurde ich so wach und bekam Panik wenn Leute mir nahe standen. Ich stand dann neben der Spur und konnte meistens nicht mehr einschlafen.

"Willst du es erzählen?", behutsam fragte er mich und blickte auf mich von oben hinab.

Vorsichtig schüttelte ich meinen Kopf und drückte diesen noch näher an seine Brust ran denn Rafa war mit Abstand das Wichtigste in meinem Leben und würde ich ihn verlieren, wäre ich komplett am Boden zerstört und würde nicht mehr leben wollen.

Rafael hob mich vorsichtig hoch und ich legte meinen Kopf nun an seine Schulter, er lief mit mir in den Arm in mein Bad. Er ließ das Wasser in meine Badewanne ein und holte mir neue Klamotten während ich mich auszog und mich in die Wanne legte. Auch wenn er nicht wusste was los war, wusste er dass irgendetwas in mir vorging.

Ich konnte meine Emotionen nicht beschreiben, nicht erklären oder geschweige denn sagen was ich fühlte. Jedes Mal erging es mir so, jedes Mal war ich genau an dem gleichen Punkt wie jetzt angelangt und wusste einfach nicht was ich tun sollte. Immer wieder trat dieser Traum auf und immer wieder aufs Neue überraschte es mich obwohl es bereits schon eine lange Zeit so ging.

Meine Gedanken spielten verrückt, Panik stieg in mir auf und ich kapselte mich wie so oft von der Außenwelt ab damit keine Fragen auftraten. Wenn es mir früher in dem Internat so erging blieb ich den ganzen Tag in meinem Bett und tat nichts. Ich aß oder sprach an diesen Punkt kaum was denn ich wollte für mich alleine sein.

Ich stieg wieder aus der Wanne und zog mir meine frische Kleidung an. In meinem Zimmer sah ich meinen Bruder die Bettwäsche wechseln und störte ihn nicht weiter dabei. Als er fertig war gingen wir beide in sein Zimmer und er legte einen Film ein zur Ablenkung. Erst jetzt wurde mir klar ich musste geschrien haben, als ich hochschreckte wodurch mein Bruder anscheinend wach wurde.

Nun lagen wir beide in seinem Bett eingekuschelt unter seiner Decke und schauten irgendeinen Film schweigend an. Meinen Kopf lag auf seiner Brust und er schlang einen Arm um mich mit dem er mich näher an sich zog. Immer wieder atmete ich den Geruch von Rafas Decke ein und hielt meinen Blick stand auf den flimmernden Fernsehr.

Ich wollte und konnte nicht mehr einschlafen vor Angst wieder das Gleiche wieder zu träumen und auch noch einmal so wach zu werden. Normalerweise ließ ich dann das Licht in meinem Zimmer an und starrte an irgendeine Stelle. Keine Gedanken, mein Kopf war leer und so war meine Seel nun auch. Meine Gefühle unerklärlich falls ich denn moment überhaupt welche hatte denn zu fühlen bekam ich nichts.

Ich spürte noch wie mein Bruder mir einen Kuss auf meine nassen Haare gab und seinen Kopf dann auf meinen legte.

Willkommen zur längsten Nacht deines Lebens, mal wieder. Genauso wie zur ersten längsten Nacht von Rafael und auf viele weitere.

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Da ich heute mal nett und in Stimmung bin (weil ich eine komplette Runde ohne hinzufliegen geschafft habe 🏂😌) lade ich mein Lieblingskapitel hoch und hoffe es kommt gut an, da ich lange dran saß und idk whyy emotional mit dabei war lol 🤷🏼‍♀️

Schönen Valentinstag euch noch 👼🏼 ich geh nachher weg mööööh und es juckt niemanden lmao 🤷🏼‍♀️😂

- Johanna👋🏼🥀

Ain't nobody takin my babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt