Liebe um Mitternacht

Warum ....

Ich will da nicht raus ! Ich kann nicht ! Er wird mich umbringen, mich hassen !

Ich zitterte, was Elias leider nicht entging.
"Hey", flüsterte er lächelnd und nahm meine Hand, "Es ist alles gut."

Er stieg aus und hielt mir die Tür offen.
Ich atmete tief durch und wagte den ersten Schritt nach draußen. Ich sah, wie mein Bruder auf mich zu rennen wollte, allerdings konnte er nicht. Wieder sah es aus, als würde er gegen etwas ankämpfen.
Ich schaute zu Elias, welcher mit leuchtenden Augen meinen Bruder fixiert hatte.
"Chloe, geh rein!", befahl er mir mit so viel Macht in seiner Stimme, dass es mir Angst machte.
"Elias, was ...", doch weiter kam ich nicht, denn plötzlich erschien eine Spur von rot in seinen Augen und er schrie, dass ich jetzt endlich reingehen sollte.
Ich rannte, an meinem Bruder vorbei, ins Haus und beobachtete das Geschehen aus dem Küchenfenster.
Mein Bruder ging auf Elias los und ließ seine Faust in seinem Gesicht landen. Direkt fing seine Nase an zu bluten. Ich wollte rausrennen, hatte aber Angst irgendetwas wichtiges zu verpassen, weshalb ich blieb wo ich war.
Ich starrte Elias wie gebannt an, da er keine Reaktion zeigte.
Aus dem Nichts fing er an zu lachen. Ich sah ihn geschockt an.
"Den Kuss war es wert", provozierte er meinen Bruder ganz entspannt und leckte amüsiert das Blut von seiner Lippe.
Ich sah wie Logan sich anspannte.

Scheiße, das sollte er doch nicht erfahren ! Was ...

Doch bevor ich weiterdenken konnte, beobachtete ich, wie mein Bruder auf Elias einschlug, der Immernoch keine Reaktion zeigte. Im Gegenteil. Er wirkte sogar amüsiert !
Nachdem er mit einem blauen Auge mit aufgeplatzten Wunden vor meinem Bruder stand, hielt dieser inne. Er schaute ihn verwirrt an, überrascht darüber, dass er es einfach über sich ergehen ließ.
Ein letztes mal drehte er sich um. Ich erwartete einen weiteren Schlag, doch er hohlte aus und trat wütend gegen die Limousine.

Was war DAS denn jetzt ?!

Ohne ein weiteres Wort ließ er den verletzten Elias dort stehen, der Immernoch lächelte, und stürmte ins Haus.
"Scheiße", flüsterte ich und wollte in mein Zimmer stürmen, allerdings hielt mich mein Bruder an der Treppe an.
"Stimmt das ?", verletzt und wütend schaute er mich an und wartete auf eine Antwort.
"Was ?", fragte ich unsicher, obwohl ich genau wusste, was er wissen wollte.

"Hast du ihn geküsst ?", seine Stimme bebte vor Wut, auch, wenn er versuchte sich unter Kontrolle zu halten.
"Ich ..."

Ich habe Angst, dass du nie wieder mit mir redest !

Ich wollte schreien ! Ihm sagen, dass ich es getan habe und es mir leid tut !
Ich wollte so gerne wenigstens IRGENDETWAS sagen, aber ich konnte nicht. Ich hatte in dem Moment einfach zu viel Angst vor ihm.

"Ich bin müde. Ich gehe jetzt schlafen", entschuldigte ich mich und wollte an ihm vorbei doch er hielt mich am Arm fest.
Irritiert schaute ich auf seine Hand, die meinen Arm fest drückte, an der Stelle, an der ich noch eine Narbe von Daniel hatte.
Tränen traten mir in die Augen.
"Logan, du .. Du tust mir weh", brachte ich einigermaßen deutlich hervor.

"Oh entschuldige, ich wollte nicht, ich ... Warte mal ?! Ist das Schminke ?!", fragte er verwundert.
"Denkst du ich laufe die ganze Zeit öffentlich mit sichtbaren Narben rum ?", gab ich nun mit meinem tränenüberströmten Gesicht von mir.
"Nur noch eine Sache.", sagte er traurig auf den Boden blickend und lenkte so vom Thema Daniel und häusliche Gewalt ab, wofür ich ihm sehr dankbar war.
"Ja ?", fragte ich unsicher.
"Hat Damian für dich gelogen ? Hat er mich angelogen Chloe ?", fragte er traurig.

Mist ! Was soll ich sagen ?! Ich kann Damian ja wohl schlecht verraten ! Er hat mich in Schutz genommen ! Das bin ich ihm ja wohl noch schuldig !

"Nein ich ... Ehm ich wusste, dass du vielleicht zu früh merkst, dass ich weg bin und bin deswegen hingegangen und habe gesagt er soll dir bitte Bescheid sagen falls du anrufst ", log ich.

"Hast du nichts daraus gelernt ? Reicht dir einmal nicht ?", fragte er leise.

"Warum bist du mit ihm rausgegangen ?! Ich habe dir gesagt : Jeder nur er nicht ! Aber das war natürlich viel zu schwer für dich nicht war ?! Du wirst anscheinend gerne verletzt !", wurde er nun lauter.

Entsetzt darüber, was er gerade gesagt hatte starrte ihn ihn an. Tränen rannten mir über die Wangen.

Das kann doch jetzt nicht sein ernst sein ! Wieso sagt er das ?! Was hab ich ihm nur angetan ?! Was ist sein scheiß Problem ?! Warum tut er mir das an verdammt ?! Was ist denn so schlimm daran auf ein Date zu gehen !?!  Ich bin 18 verdammt nochmal, 18 !

Erst jetzt schien er realisiert zu haben, was er da gerade gesagt hatte. Entschuldigend und flehend sah er mich an.

"Chloe, ich wollte nicht ...", setzte er zu einer Entschuldigung an und griff nach meinem Arm, welchen ich allerdings sofort wegnahm.

"Ja, ich werde liebend gern verletzt", meine Stimme triefte vor Sarkasmus, ich rannte die Treppen hoch und sah Elena oben an der Treppe stehen, die Logan einen Wir-reden-noch-Blick zuwarf und mir dann hinterher kam.

"Mein Schatz, er meinte das nicht so", kam Elena ins Zimmer rein. Ich lag verheult auf dem Bett, mein Gesicht im Kissen vergraben.
Sie setzte sich zu mir und strich mit ihrer Hand über meinen Rücken.
"Wieso Elena ?? Wieso geht in meinem Leben alles bergab ???", murmelte ich unverständlich ins Kissen hinein.
Elena stand auf und kam mit einer Packung Taschentücher zurück.
"Das Leben ist nunmal nicht immer fair", predigte sie und reichte mir ein Taschentuch.

"Danke", murmelte ich.

"Seit sechs Monaten", sagte ich.

"Was", fragte Elena neugierig, aber geduldig, während sie mir eine Haarsträhne hinters Ohr strich.

"Seit sechs Monaten trage ich Wunden mit mir und niemand hat etwas bemerkt.", flüsterte ich und die Tränen sprudelten nur so aus meinen Augen.

"Schatz, wenn irgendetwas ist, brauchst du mir nur Bescheid zu sagen, dass du mich brauchst und ich bin da ok ?", versicherte sie mir und ich war ich sehr dankbar dafür.

Wie sehr Worte einen beeinflussen können....

Ich wollte gerade nicht sprechen. Ich wollte einfach nur dasitzen und Elena umarmen, was ich dann auch tat.

So saßen wir dann gefühlte Stunden, in denen ich einfach nur nachdachte.

Warum ? Warum ich ? Ist das nicht die Frage die sich jeder stellt ? Ich will jetzt nicht in dieses billige cliché verfallen, aber jetzt verstehe ich endlich, warum sich das jeder fragt. Es ist einfach nicht fair! Ich habe ihn geliebt! Was ist wenn ich ihn wieder sehe ? Wie sähe eine Begegnung zwischen uns jetzt aus ?! Muss er ins Gefängnis oder kommt er mit einer Geldstrafe davon ? Ich muss noch die Aussage bei der Polizei machen. Ich muss morgen früh hin. Ich kann es nicht weiter hinauszögern! Es wird Zeit ! Er liebt mich nicht ! Es lohnt sich nicht, für ihn noch mehr Schmerzen zu erleiden und zu riskieren, dass er auf freiem Fuß ist und mich wieder verletzten kann. Was wenn ...

Plötzlich klingelte ein Handy. Meins war es nicht, denn meins hatte ich vor einigen Stunden auf stumm geschaltet.
Verwirrt sah ich Elena an, die ihr Handy in die Hand nahm und auf Lautsprecher schaltete.

"Elena ?", ertönte Damians Stimme aus dem Telefon.
"Ja ?", meldete diese sich unsicher.

"Es geht um Logan", fing dieser -etwas außer Atem, wie ich jetzt bemerkte- an zu erzählen, "Er hat mir eine SMS geschrieben. Er ist ..."

|| Das war das 6. Kapitel. Ich habe sehr lange gebraucht, weil ich zwischendurch etwas beschäftigt war, und iwie nicht mehr so viele Ideen hatte.

Und jz bissl Realtalk : Falls ihr Opfer von häuslicher Gewalt seid, oder jemanden kennt, der es ist : Geht zur Polizei ! Es führt am Ende nicht zu Glück und das hat auch nichts mehr mit Liebe zu tun ! Eine Beziehung funktioniert nur, wenn die Liebe auf beiden Seiten vorhanden ist! Liebe bedeutet nicht Gewalt, deswegen : Selbst wenn ihr die Person liebt müsst ihr euch jemandem anvertrauen und das als häusliche Gewalt melden ! So viele Schmerzen ist keine Liebe wert !

|| Schreibt mir gerne Ideen oder Vorschläge☺️