Der Tag nach dem Regen war in Boston wie der Morgen nach einer Winternacht. Jeder Stieß die Fensterläden auf, die Wohlabenden Bürger eilten über die Straßen, bemüht ihre teuren Lackschuhe nicht mit Schlamm zu beschmutzen. Die Händler zogen ihre Karren nach draußen auf den Markt, und die Bettler schleppten sich aus den Seitengassen auf die Broadways, um ihrem täglichen Handwerk nachzugehen.
Kurz gesagt- Die Stadt erwachte neu.
Für ihn hatte das alles keine Bedeutung. Ging an ihm Vorbei. Der Regen, der ihn die ganze Nacht geplagt hatte, die Kälte, die durch seine merkwürdige Kleidung drang. Die Kinder, die um seine Füße sprangen, und ihn um Geld baten.
Er war durch und durch Absonderlich. Ein hochgewachsener, Schlanker Mann mit breiten Schultern. Ohne Identität.
Diese Leute hatten keine Bedeutung für ihn. Er suchte seine nächsten Opfer.
Wie ein Adler, der in einem gigantischen Weizenfeld nach einer Maus suchte. Und er würde sie immer finden.
Geschickt erklomm er eine Wand, und befand sich kurz darauf auf dem Dach eines hohen Gebäudes. Von hier aus, konnte er auch das Battalion Templer ausmachen, das Patroillierte. Er würde sie töten.
Geschmeidig setzte er seinen Weg über die Dächer fort. Die Hand an dem Griff seines Tomahawks, blieb er auf dem Verandadach stehen, unter welchem sie hindurchschritten.
Mit einem gekonntem Sprung landete er auf den Schultern seines ersten Opfers, und Brach sein Genick. Dem Zweiten schlitzte er mit seinem Kriegsbeil die Kehle auf.
Ein Rotrock kam mit gezücktem Säbel auf ihn zu. "Das wars!" rief er. Sie hatten ihn umzingelt. Waren deutlich in der Überzahl.
Plötzlich sprang der Mann in ihrer Mitte auf einen der Templer zu, und rammte ihm zwei an seinen Manschetten versteckten Klingen in den Hals. Der Rotrock ging zu Boden, und war sofort tot.
Der Einzelne kämpfte weiter. Sein Tomahawk zerschnitt das Fleisch seiner Feinde. Nach einer kurzen Zeit war es vorbei.
Der Fremde zog seine Kapuze tiefer ins Gesicht, und stieg über die Leichen hinweg. Sein Weg führte ihn an den Rand der Stadt.
Einige Frauen beäugten erschreckt die grausam zugerichteten Männer. Doch niemand würde Wort erheben. Nicht gegen einen Assasinen.
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Ryukiya Katarou prüfte ein letztes Mal nach, ob der Sattel des Rappen wirklich Festsaß. "Ich bin fertig, Meister. Euer Pferd ist Aufbruchsbereit."
Ein Mann mittleren Alters nahm ihr das geschmeidige Leder der Zügel aus der Hand. "Geh in die Küche, und sorg dafür, das das Mittagessen für Matthew rechtzeitig auf dem Tisch steht."
Die Sklavin nickte. "Ja, Meister." Er gab seinem Pferd eine unsaubere Hilfe, und verließ den großen Stall.
Das Mädchen seufzte. Sie wünschte sich so sehr, auch mal wieder auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen. Einen Ausritt zu machen. Doch aus Boston kam man als Sklavin nicht raus. Sie kehrte dem Stall den Rücken zu, und machte sich über den Hof auf zu dem Anwesen ihres Herrn, George Wood. Sein Sohn wurde wütend, wenn das Essen nicht rechtzeitig auf dem Tisch stand. Wenn sie etwas Hasste, dann ihn.
In der Küche kam ihr Pamela, die Köchin entgegen. "Oh, Rookie, gut das ich dich erwische. Kannst du schnell ein paar Zwiebeln vom Markt holen? Wir haben keine mehr."
Rookie nickte. "Natürlich. Ich bin gleich wieder da." Sie nahm ihr die paar Pfund ab, und verließ den Hof.
Auf der Straße kamen ihr viele Karren, Reiter, und andere Sklaven entgegen.
Wenn man Farbig war, war man quasi automatisch Sklavin. Zwar war sie zur Hälfte Amerikanerin, womit sie eher arabisch aussah, doch war sie trotzdem als Dienerin am Hof eines Adeligen gelandet. Das Leben war eben nicht gerecht.
Sie erreichte den Markt zügig, und erkannte sofort ihren Stammhändler. Er war ein recht junger, Irischer Gemüsehändler. Timothy. "Hey, Rookie. Sieht man dich auch mal wieder!"
Sie tauschten ein Lächeln aus. "Ich komm in letzter Zeit micht viel raus, da Wood aus mir die Anstandsdame für seinen pubertierenden Sohn macht", erklärte sie. "Das Leben geht momentan devinitiv in die falsche Richtung!"
"Bei mir auch", warf Timothy ein. "Und ich gebe ihm", er nickte einem Mann der an der Straßenecke lehnte, "Die Schuld dafür."
Der Anblick des Fremden fesselte Rookie kurz. Er hatte einen guten Körperbau, doch seine Kleidung war mehr als ausgefallen. Sein Gesicht konnte sie wegen der Kapuze seiner Kluft nicht erkennen. Sie warf Schatten über seine Visage.
Der Farbe seiner vernarbten Knöchel nach zu urteilen, musste er ein Indianer sein.
Der Fremde hatte schnell gemerkt, das sie ihn betrachtete. Sein Kopf drehte sich in ihre Richtung. Erschreckt wandte sie sich ab. "Wer ist er?"
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Expensive Days
AdventureDiese Geschichte hab ich vor einer halben Ewigkeit auf deiner anderen Plattform veröffentlicht. Sie handelt von meinem OC Rookie und dem Assassinen Connor Kenway, die gemeinsam die schwierige Zeit der Unabhängigkeitskriege durchleben.