Kapitel 19

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Milo

...so wie ihre Augen bei dir strahlen, strahlen sie bei keinem Anderen.

Immer wieder gingen mir diese Worte durch den Kopf während ich zu dem flimmernden Fernsehr sah und wartete bis sie fertig mit Duschen war. Hatte mein Vater recht und ihre eiskalten blaugrauen Augen strahlten wenn wir uns so ansahen? Vielleicht hatte mein Vater sich, aber auch nur verschaut oder bildete sich etwas ein.

Die Badezimmertür öffnete sich wie vorhin und Skye trat in einer meiner Jogginghosen mit einem weißen T-shirt raus, welches sie zusammen geknotet hatte und sah kritisch an sich herunter. Ich bemerkte diesen Blick und fing an mit schmunzeln, während ich sie von oben bis unten musterte.

"Bevor du irgendwas sagst: Du siehst toll aus.", schleimte ich mich bei ihr ein und verschwand dann im Bad, um ebenfalls duschen zu gehen.

Ich entledigte mich von meinen Kleidern und stieg unter die vorgeheizte Dusche. Tropfen für Tropfen ließ ich auf meine Haut prasseln und dachte über den ganzen Tag nach. Skye lag im Krankenhaus mit einer Alkoholvergiftung, bekam Besuch von den Parkers, lernte überraschenderweise meine Eltern kennen und schaffte es sich in Hope ihr kleines Herz einzuschleichen.

Dieses Mädchen ist bezaubernd.

Ich trat aus der Dusche raus und zog mir ebenfalls frische und vor allem bequeme Klamotten an, was nur eine Jogginghose war. Unbewusst einen Gedanken an irgendwas zu verschwenden kam ich aus dem Bad raus und suchte mit meinen Augen nach Skye, die an dem Fenster stand und sich umdrehte. Mit ihren Augen fuhr sie meinen nackten Oberkörper rauf und runter bis sie dann anfing zu schmunzeln.

Nicht nur sie musterte mich sondern ich musterte sie ebenfalls. Jede Bewegung die sie ausführte oder einfach nur wie sie da am Fenster sich angelehnt hatte beobachtete ich. Ich blieb an ihrer Seite hängen welche an einer Stelle heller war als sonst und sich lang zog. Sie spürte wie ich darauf starrte und drehte sich dann wieder zum Fenster um. 

Ich ging auf sie zu und stellte mich dicht an sie. Meine Arme schlangen sich um ihren Bauch und mein Kopf legte ich an ihren und starrte ebenfalls aus dem Fenster. Sie legte ihre Hände auf meine und legte ihren Kopf leicht zur Seite. Ich gab ihr einen Kuss auf die Schläfe, drückte sie näher an mich und atmete tief durch.

"Hast du Angst?", unterbrach ich die Stille.

"Ja..", sie legte eine kurze Pause ein bevor sie weiter zerbrechlich sagte, "Milo und du weißt nicht wie sehr."

Stille herrschte wieder und nichts änderte sich. Wir standen genauso da wie noch vor ein paar Minuten und am liebsten würde ich für immer so stehen bleiben. Skye war toll und hatte diese Angst einfach nicht verdient. Sie wollte frei und nicht an irgendwas gebunden sein, ihr Leben in vollen Zügen genießen und leben. Und dann war da noch diese Angst, die sie hatte und ich konnte mir nicht im geringsten vorstellen wie es war solche unfassbare Angst vor etwas zu haben, was schon einmal geschehen war.

"Sie sind immer noch da draußen und es ist noch nicht vorbei."

Verwirrt was sie meinte fragte ich: "Was ist noch nicht vorbei?"

Skye drehte sich um und löste sich aus meinen Armen, ging dann auf ihr Bett zu und setzte sich auf die Kante. Ich kniete mich vor sie und nahm ihre Hand in meine, sah sie von unten an und hob ihren Kopf leicht um Blickkontakt aufzubauen. Sie sagte nichts mehr sondern sah mir nur zerbrechlich und ängstlich in meine Augen.

"Wie viele waren es?", ich wollte sie zwar zu nichts drängen, aber ich musste es wissen um ihr helfen zu können, egal ob sie es wollte oder nicht.

"Zwei oder so.. keine Ahnung weiß ich nicht mehr."

"Alles gut, wenigstens etwas.", mit meinem Daumen streichelte ich ihren Handrücken und beruhigte sie etwas.

"Leg dich hin und probier zu schlafen. Ich komme gleich wieder, okay?", sie nickte und legte sich dann hin. Ich deckte sie zu und gab ihr dann noch einen Kuss auf die Stirn bevor ich mit meinem Handy raus in den stummen Flur verschwand.

Ich wählte die Nummer meines Vaters und wartete bis er endlich abnahm damit ich was mit ihm besprechen konnte. Nachdem dritten Klingeln ging er ran und fragte was los sei und ob alles gut war. Mein Dad kannte mich und er wusste ich würde nie Abends anrufen, wenn es nicht dringend wäre.

"Dad, ich brauch die Nummer von Marin und einer der Jungs, am besten Emilio.", ich musste nicht viel sagen und schon verstand er was ich alles damit meinte. Zwar kannte er nicht die Gründe, aber wusste wer diese Leute waren. Sie waren aus seinem Geschäft.

Ich war schon eine lange Zeit mit dabei und niemand wusste davon, nicht einmal meine Mom. Früher verstand ich nie warum ich so eine strenge Erziehung hatte, doch jetzt war ich ihm mehr als dankbar und verstand so einiges was er damals für mich getan hatte.

"Warum?", kurz und knapp.

"Erklär ich dir morgen, aber es ist wichtig.", erklärte ich ihm etwas unvollständig.

Er legte auf und kurz danach erhielt ich eine Nachricht von ihm in welche die Nummer stand und ich ja aufpassen solle. Ich spürte seine Energie und seinen Reiz in dieser Nachricht, es lag nur daran wie er es formulierte. Angespannt rief ich Marin an und fragte, ob er denn morgen ins Krankenhaus kommen könnte. 

"Klar, Milo. Worum geht's denn?"

"Du musst was für mich herausfinden und zwar was am 27.03 letztes Jahr passiert ist, wer daran beteiligt war und den Rest was dazu gehört. Es ist wichtig für mich und jemand anderen.", erzählte ich kurz und knapp.

"Dein Vater weiß hoffentlich davon und dich kostet es natürlich auch was.", ich stellte mir sein Grinsen vor, wenn er allein diesen letzten Teil aussprach und daran dachte mich abziehen zu können.

"Morgen, elf Uhr im Krankenhaus St. Anabell und keine Verspätung. Über den Preis reden wir morgen und versuch es erst gar nicht. Du weißt wer mein Vater ist und du weißt wer ich bin.", meine letzten Worte gelangen kühl über meine Lippen und ich legte direkt auf.

Ich lehnte mich an der Wand an und atmete mehrmals tief durch. Meine Gedanken waren dabei diese Typen zu finden und sie zu erledigen, doch bis jetzt wusste ich nicht was alles passieren würde. Eine junge und recht gut aussehende Schwester kam zu mir und fragte, ob alles gut wäre. Stumm nickte ich nur und beobachtete sie, wie sie meinen Oberkörper auf und ab fuhr. Ich drehte mich um bevor diese noch anfing mit sabbern ging ich in das Zimmer und zwinkerte ihr zu.

Am Bett sah ich Skye dann wie sie friedlich und fest schlief. Ich wusste nicht wie lange ich telefoniert hatte, aber die Hauptsache war wenigstens, dass Skye nun schlief und sich etwas ausruhte. Neben ihrem Bett ließ ich mich nieder und nahm ihre Hand in meine. Sie war warm und so klein im Gegensatz zu meiner. Sie war perfekt für meine.

Ich würde nicht zu lassen, dass diesem Mädchen noch etwas zu stoßen würde. Ich würde aufpassen und bei ihr sein.


Ain't nobody takin my babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt