„Herzlich Willkommen im Theaterkurs! Ich bin froh über euer erscheinen.“, durchbrach die dunkle Stimme von Mr. Lancaster die Stille, die im Saal herrschte.
Die Teilnehmer des Kurses hatten vor wenigen Minuten einen Halbkreis mit Stühlen gebildet und starren nun mit leeren, nichts aussagenden Blicken durch den Saal, als hätten sie keine Motivation (was bei mir der Fall war).
Mr. Lancaster könnte vielleicht etwas motivierte Aufmerksamkeit erwerben, in dem er nicht wie der strenge Lehrer, den jeder aus dem Kunst-Unterricht kannte, auf der Bühne saß und seinen frischen Ausdruck der Anwesenheitsliste studierte. Meine Aufmerksamkeit konnte man jedenfalls schnell erwerben, nur ein Stück Nussschokolade und man könnte von mir fordern was einem grad so durch den Kopf geht, ich würde es machen. Ich würde es als eine Art schlechte Angewohnheit sehen, denn würden meine Freunde und ich nicht immer mit Schokolade gehandelt haben, als wir in der Vorschule waren, würde ich jetzt nicht in eine Art Trance verfallen nur wenn ich Schokolade rieche.
„Na gut, wirklich gesprächig scheint ihr an diesem Nachmittag wohl nicht zu sein. Deswegen bitte ich euch ‚ HIER! ‘ zu rufen, wenn euer Name aufgerufen wird. Martin? Machst du das bitte.“
Ein Paar schwarzer Lackschuhe erschien in meinem Blickfeld, die wahrscheinlich eine Fälschung von irgendeinem bekannten italienischen Designer sind. Würde ich nicht wissen, dass Mr. Lancaster Martin aufgerufen hat, hätte ich es allein an Martins Schuhgröße (die maximal 35 war) erkannt.
„Em… Amélie Futtbucken?“, rief Martin durch den Saal und es kam nichts als ein angsteinflößendes Echo zurück. Keiner schien zu Wort kommen zu wollen, auch wenn es nur ein simples ‚ HIER! ‘ ist.
„So, wo ist Amélie? Noel?“, kam Mr. Lancaster wieder zu Wort. „Mann, bin ich etwa Jesus? Lassen sie mich verdammt noch mal in Frieden!“, entgegnete Noel in einem unfriedlichen Ton.
Martin – der unnütz neben Mr. Lancaster stand – richtete sich währenddessen seine unmännlich blonden Haare, welche durch all das Gel, das er sich jeden Morgen in seine Haare klatscht, immer wieder nass wirken. Als er dann aber aufgehört hatte jede einzelne Haarsträhne an die richtige Stelle zu platzieren, wollte er sich wieder auf seinen Platz begeben, da er sein Gewicht wahrscheinlich nicht mehr auf seinen mickrigen Füßen tragen konnte. Lancaster kam ihm aber zuvor in dem er einen Arm zur Seite streckte und es somit wie eine Schranke für Martin wirkte.
„Da wir nun der Erkenntnis gekommen sind, dass unser lieber Schüler Noel nicht Gottes Sohn ist, bitte ich ihn das Skript aus zu teilen und Martin überprüft weiter die Anwesenheitsliste.“
Mit einem genervten Gesichtsausdruck torkelte Noel den Halbkreis entlang und drückte jedem ein Skript in die Hand, auch wenn es derjenige nicht annehmen wollte, so wie ich.
„Romeo und Julia“, murmelte ich, „wie Klischeehaft…“ „Mr. Lancaster? Könnte ich nach Amélie sehen?“, unterbrach Adam, Amélies fester Freund, meinen Monolog. „Dein Ernst? Du willst das deiner Freundin antuen? Und die war doch eh den ganzen Tag schon nicht im Unterricht.“, antwortete Noel der immer noch die Runde mit den Skripts machte.
„Geh nur, Adam. Ich finde Amélie sollte die Rollenaufteilung nicht verpassen, denn vielleicht wird sie ja Julia spielen.“, und somit war Adam für eine Zeit vom Unterricht befreit. Warum konnte nicht ich auf die Idee kommen? Mr. Lancaster ist buchstäblich verrückt nach Amélie, würde ich heute nicht bei diesem Kurs antanzen würde es ihn kaum interessieren, aber bei Amélie befreit er auch jemanden von Unterricht.
Plötzlich kam mir ein Geistesblitz und ich fing an mit meinen Arm durch die Luft zu wedeln als wäre ich dabei zu ertrinken, aber Mr. Lancaster schien es nicht zu merken. „Mr. Lancaster?“, gab ich von mir, aber wie ich erwartet hatte bekam ich keine Antwort. „MR. LANCASTER?!“
