Tag 1

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Die Stadt war voll. Zu voll. Überall waren Menschen, Touristen sonnten sich im Park und Einheimische ärgerten sich über die Besucher, die Straßen und Cafés verstopften. Dazwischen ich, mit meinen gestylten blonden Haaren, den blauen Augen, den zerrissenen Jeans und dem hochgekrempelten Karohemd. Ich war auf dem Weg zu Starbucks, ich hatte Mittagspause und wollte sie voll ausnutzen. Ich trat in das Café ein und stellte mich in der viel zu langen Schlange an. Als ich endlich dran war, bestellte ich mir einen Latte Macchiato mit einem Schuss Vanille, zahlte, setzte mich an einen der freien Tische und beobachtete die Menschen. Ein alter Mann mit Stock, eine junge Frau mit Kinderwagen, eine Gruppe Teenies. Alle sahen so glücklich aus. Dann entdeckte ich Emily. Sie war in meiner Klasse und faszinierte mich mit ihrer Brille und ihren roten Locken. Sie lächelte mir zu und winkte, und meine Hände wurde schwitzig. Sie kam auf mich zu und begrüßte mich: " Hey Mike, wie gehts? Brauchst du auch einen Kaffee? " Ich lächelte sie an, und nickte. Zum Sprechen war ich nicht imstande. Sie setzte sich zu mir und plötzlich bemerkte ich, dass ich sie anstarrte. Ich schaute schnell weg. Sie kicherte leise. Ich hielt ihr den Becher hin, und fragte sie: " Willst du einen Schluck? " Sie nickte, nahm den Becher und trank. "Was haben wir dann?", fragte ich sie. SIe setzte den Becher ab und ich musste innerlich grinsen: Sie hatte einen Milchbart auf der Lippe. "Bio. Bei Herr Millers." Sie verdrehte die Augen, in denen ich mich so gern verlor. Sie mochte Herr Millers nicht, aber ich konnte es verstehen. Er war in den Fünfzigern, hatte kaum noch Haare und roch... alt eben.

"Der Frosch, lateinisch auch Anura, ist ein Amphibium, und ist das artenreichste der Welt. Der Frosch schlüpft aus Laich, der..." Den Rest bekam ich nicht mehr mit, denn neben einem alten Geruch hatte Herr Millers auch noch einen Sprachstil, der wunderbar leiernd und einschläfernd war. Abgesehen davon wurde es draußen immer dunkler. Bald pochten die ersten Regentropfen wie Fingerknöchel an die Scheibe. " Bromski! Schlafen sie ein?!", rief Herr Millers direkt vor mir und ich war wieder hellwach. Das musste man im lassen, wach bekam er einen schon. Er hatte uns mal erzählt, dass er bei der Army war. Irgendwas hochrangiges. Man merkte an seiner Sprache auch, dass er an Autorität gewöhnt war. Er sprach die Schüler immer mit Nachnamen an, fast wie Soldaten. Deswegen hatte er unter uns den Titel "General Millers" erhalten.

Endlich erlöste uns der Gong von der biologischen Qual. Alle sprangen auf und stürzten raus. An der Tür hielt mich jemand zurück, und ich drehte mich um. Es war Emily. Ich spürte schon wieder dieses Ziehen im Magen. "Hey, was machst du morgen? Schon was vor?", fragte sie mich mit großen Augen. Hatte ich morgen schon etwas vor? " Ich weiß nicht. Für den Mathe-Test lernen, aber sonst...", antwortete ich. "Klasse!", sie strahlte über beide Ohren, " dann treffen wir uns morgen an dieser Adresse." Sie gab mir einen Zettel. Wir verließen den Klassenraum und winkten uns zu. Dann drehte ich mich um und wäre fast heim gehüpft...


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⏰ Last updated: Jun 27, 2018 ⏰

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