Kapitel 1

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Fay

Ich wache von unerträglichen schmerzen auf.
Schnell drehe ich mich in meinem Bett um auf den Bauch und drücke gerade noch rechtzeitig mein Kopf in das Kissen bevor ein Schrei meine Kehle verlässt. Gedämpftes Stöhnen kling durch die Kissen und hallt doppelt so laut in meinem nur wenig möblierten Zimmer zurück.
Ich habe keine Ahnung woher diese Schmerzen auf einmal kommen, aber ich weiß, das sich mein Kopf im Moment anfühlt als würde er gleich platzen und auf meinem Rücken würde jemand bei lebendigen Leib die Haut abziehen(ihhh schon der Gedanke tut weh).
Sekunden, Minuten oder sogar Stunden. Ich weiß nicht wie lange ich schon so in meinem Bett liege bis die Schmerzen irgendwann zu einem halbwegs erträglichen Pochen werden.
Langsam versuche ich aufzustehen.
Als ich meinen Rücken in eine gerade Position bringe entflieht mir ein leisen zischen. F*** das tut weh. So schnell wie es mit meinen Schmerzen eben geht suche ich mir aus einem der vielen Kartons, die in meinem Zimmer noch so vor sich rum gammeln, eine schwarze Jeggins und ein langes dunkelblaues Shirt sowie frische Unterwäsche.

Zum einräumen bin ich halt noch nicht gekommen.

Im Bad schlüpfe ich schnell aus meinen durch geschwitzten Schlafsachen und stelle mich mit dem Rücken zum Spiegel. Über die Schulter schaue ich in den Spiegel und was ich da sehe gefällt mir gar nicht.

Leicht schimmernde, geschwungende Linien ziehen sich von meiner Hüfte hin bis zu meinem Nacken und verlieren sich dort in meinem Haaransatz.
Würden sie nicht so schimmern könnte man sie glatt für Narben halten.

Nach einer Dusche die heute leider sehr kurz ausfällt, weil es mein Rücken einfach nicht zulässt schlüpfe ich in meine frischen Klamotten. Schnell noch ein wenig Maskara um das grün meiner Augen zu betonen und meine roten Haare zu einen Pferdeschwanz zusammen fassen und fertig.

"Scheiße!"

Jap das ist mir entfahren als ich auf die Uhr geschaut habe. Wer hat das Ding auch erfunden, das bring doch nur Stress.
Einen Apfel, meine Lederjacke und meinen schwarzen Rucksack und schon bin ich weg. Ja ok ein 'Ich bin weg' konnte ich mir dann auch noch entbehren, worauf hin die Tür mit einem zustimmenden Brummen meines Bruders auch schon ins Schloss fällt.

Zehn Minuten dauert mein Schulweg und schon jetzt nach zwei Wochen die ich ihn erst laufen muss habe ich kein Lust mehr. Es ist nicht so , dass ich unsportlich bin aber wer hat den bitte auch schon Lust (egal ob sportlich oder nicht) Ende Oktober um halb acht morgens in einer arsch Kälte zur Schule zu laufen? Dachte ich mir schon. Niemand. Aber nein Fay muss trotzdem.

Nicht nur das Eiserne Tor unserer Schule entdecke ich, als das alte Gebäude sichtbar wird, sonderen auch eine grimmig schauende Freundin. Ohoh gar nicht gut.
Ein schmunzeln konnte ich mir jedoch nicht verkneifen und beiße mir schnell auf meine Unterlippe.

"Jaja dein Schmunzeln kannst du dir sonst wo hinstecken Fay", rief eine grimmige Michelle auf dem Weg zu mir.

"Weiß du eigentlich wie spät das ist? Genau 5 Minuten vorm Klingeln und du tauchst erst jetzt hier auf", zeterte sie auch schon weiter bevor ich überhaupt eine Chance hatte irgendwas zu erwiedern.

"Sorry?"
Ihr Gesicht wird rot wie eine Tomate als sie auf einemal ihre angestaute Lauft auspustet und mir mit einem schüttelnden Kopf anschaut

"Weißt du Fay, wenn ich dich nicht in den zwei Wochen schon so lieb gewonnen hätte, wärst du schon längst tot. Und glaub mir der wäre nicht schön gewesen." Auf einemal schaute sie mich liebevoll mit ihren Himmesblauen Augen an.

"T'schuldigung ich habe verschlafen aber was regst du dich denn eigentlich so auf in fünf Minuten schaffen wir das locker zur Klasse und außerdem wusste ich gar nicht, dass du seit neusten so erpicht darauf bist am Geschichtsunterricht teil zu nehmen."

"Bin ich doch gar nicht. Ich bin so wütend weil ich wegen dir nur noch  fünf, ach nein warte, jetzt nur noch vier Minuten Zeit habe den heißesten Jungen der Schule vorm Unterricht zu sehen", missbillig schaut sie mich an als hätte ich keine Ahnung und zieht mich auch schon Richtung Schulgebäude.

Aber warte mal kurz. Ich habe ja auch keine Ahnung.

"Habe ich was verpasst", frage ich vorsichtshalber nach.

"Habe ich dir denn gar nichts von ihm erzählt", fragte sie erstaunt zurück.

"Ähm nein."

"Ohh na dann. Also der heißeste Junge der Schule heißt Will und glaube mir wenn du ihn siehst verfällst du ihm wie alle anderen Mädchen", sagt sie mit einem verträumten Blick.

"Und warum kommst du erst jetzt damit an und nicht schon vor zwei Wochen an meinem ersten Schultag?", frage ich verwirrt.

"Naja er ist halt jetzt erst wieder da. Ich glaube er musste mit auf so eine Geschäftsreise von seinem Vater. Du weißt schon 'der frühe Vogel fängt den Wurm'."

"Aber ist ja auch egal, er ist jetzt wieder da und du meine Süße wirst ihn jetzt kennen lernen", kicherte sie und schaut mich mit einem Blick an, den ich nicht wirklich deuten kann und auch nicht will. Ich sage nur eins er ist gruselig. Und das kann bei ihr nichts gutes bedeutet, dass habe ich schon in der kurzen Zeit die wir uns jetzt kennen gelernt.

Na dann auf in das Spektakel.



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